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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Beziehungen zum sarazenischen Adel. Sie waren anerkannte Diplomaten und hatten oft zwischen Christen und Muslimen vermittelt. Kein Friedensschluss und keine Verhandlung überLösegeld oder Austausch von Geiseln im Heiligen Land verlief ohne Beteiligung der Templer.
    Armand, dem man an Bord eine karge Kajüte zur Verfügung gestellt hatte, in der man sich eigentlich nur zum Schlafen aufhalten konnte, beobachtete die Ankunft des Prinzen. Er war angenehm überrascht, als Malik al-Kamil die Reling rasch und geschmeidig erkletterte. Der Sarazenenprinz war hochgewachsen, trug sein glattes schwarzes Haar etwas kürzer als die meisten christlichen Ritter und führte nur wenig Gepäck mit sich. Seine Kleidung war schlicht, sein Schwert jedoch kostbar. Vor allem reiste er ohne jegliche Eskorte. Er musste sich also sehr sicher fühlen. Dieser junge Mann mochte in diplomatischer Mission unterwegs sein, aber er war zweifellos ein Krieger. Armand bewunderte seine fließenden Bewegungen. Er würde auch das Schwert elegant zu führen wissen.
    Malik al-Kamil begrüßte den Kapitän freundlich und mit einem gewinnenden Lächeln. Ohne jeden Protest bezog er gleich darauf eine ebenso primitive Bleibe wie Armand im Bauch des Schiffes. Er nickte dem jungen Ritter zu, als die beiden feststellten, dass ihre Kajüten nebeneinanderlagen. Gleich darauf trafen sie sich an Deck, wo sie gemeinsam das Ablegen der Galeere verfolgten. Es war früher Morgen, und die Sonne tauchte Akkon in ein eher fahles Licht. Armand erinnerte sich an die Gedanken eines arabischen Dichters, als die Silhouette der Stadt langsam im endlosen Blau des Meeres versank: Akkon wirke noch unschuldig, verschlafen, aber doch so schön wie ein goldblondes Mädchen, das ins Morgenlicht blinzle. Sein goldenes Haar flösse über die Dächer der Kirchen und Paläste, seine weißen Hände öffneten sich zum Hafen hin, zitierte er.
    Der Prinz lächelte Armand zu. »Ihr habt unsere Dichter gelesen!«, erklärte er erfreut auf Französisch. »Und Ihr versteht unsere Sprache trefflich zu gebrauchen.«
    Das Gesicht des Prinzen war scharf geschnitten, wirkteaber freundlich und nicht hart. In den braunen Augen stand jetzt Eifer, aber sie konnten sicher auch vor Kampfeslust lodern – und wahrscheinlich vermochten sie ebenso einen sanften Ausdruck anzunehmen. Armand hatte diese Wandlungsfähigkeit oft in den Augen der Sarazenen gesehen: todesmutige Krieger, die dennoch ungeniert weinten, wenn die Sprache eines Dichters sie anrührte.
    »Das Kompliment kann ich nur zurückgeben«, antwortete er und verbeugte sich leicht. »Auch Ihr beherrscht meine Sprache fehlerlos. Was umso bemerkenswerter ist, als Ihr hier das Idiom Eurer Feinde studiert habt, während ich mein Arabisch auf der Straße lernte. Ich bin in Outremer geboren, all unsere Diener waren Araber.«
    Der Prinz zwinkerte spöttisch. »So nennt Ihr Eure Sklaven Eure Freunde?«, fragte er, nahm den Worten jedoch mit einem Lächeln die Schärfe. »Mein Vater jedenfalls hält es für sinnvoll, die Sprachen seiner Feinde zu beherrschen. Wie sollten sie sonst jemals Freunde werden?«
    Armand verbeugte sich wieder. »Wohl gesprochen, Prinz. Aber Euer Vater gilt auch unter den Franken als weise. Und was unsere Diener angeht – natürlich gibt es niemals Freundschaft zwischen Herr und Sklave, aber sie müssen einander auch nicht hassen. Gott stellt einen jeden an seinen Platz.«
    Der Prinz nickte. »Euer Vater ist auch nicht als Schinder bekannt, Armand de Landes, sondern als kluger und gerechter Herr.«
    Armand schaute verblüfft. »Ihr kennt meinen Namen, Prinz?«
    Malik lachte. »Aber natürlich. Armand de Landes, Sohn des Simon de Landes, ursprünglich beheimatet im Süden Frankreichs, jetzt Burgherr bei Akkon. Glaubt Ihr, mein Vater hat sich nicht über dieses Schiff und seine Passagiere kundig gemacht?« Malik tat, als brauche er seine Finger, um die Informationen aufzuzählen, die er darüber hinaus hatte. »Ihr reist im Auftrag des Großkomturs der Templer, um eine Reliquienach Köln zu bringen. Ein Tisch, nicht wahr? Wo habt Ihr das Ding? Sind die zehn Bewaffneten dazu abgestellt, ihn zu bewachen?« Der Prinz wies auf zwei der Tempelritter, die sich wie beiläufig vor dem Eingang zum Frachtraum platziert hatten.
    Armand fragte sich, ob er darüber beleidigt sein sollte, dass ihn die Araber so offensichtlich ausgespäht hatten. Andererseits konnte der Prinz die Information eigentlich nur von seinem eigenen Großkomtur haben – und

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