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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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und Feinden der Rechtgläubigen gehört hätte. Seine Mutter war englischer Abstammung, Elizabeth von Kent. Sein Vater, so hatte sie erzählt, sei ein angelsächsischer Ritter gewesen, der im Gefolge von Richard Löwenherz ins Heilige Land gekommen war.
    Bedauerlicherweise hatte er nicht viel Geschick dabei bewiesen, sich und seine Familie zu verteidigen, als sarazenische Krieger seine Reisegruppe auf dem Weg von Jaffa nach Akkon attackierten. Muhammeds Vater hatte dabei den Tod gefunden, sein Hausstand und seine Frau fielen in die Hände der Wegelagerer. Zum Glück war die junge Elizabeth wunderschön, und so gelangte sie schließlich in den Harem des Sultans. Erst da stellte sich heraus, dass sie guter Hoffnung war, aber al-Adils Vater zeigte sich huldvoll. Die Sklavin durfte ihren Sohn zur Welt bringen und die üblichen sechs Jahre im Harem bei sich behalten. Allerdings erhielt er den Namen Muhammed und wurde im Glauben des Propheten erzogen.
    Elizabeth wehrte sich nicht dagegen. Sie war glücklich, wenigstens den Gaunern und Sklavenhändlern entkommen zu sein, und erwies sich als dankbar. Der Sultan schätzte sie als gelegentliche Gespielin, und der kleine Muhammed wurde zum Spielkameraden des nicht viel älteren Thronerben. Seit Jahren zogen nun beide Nutzen daraus, dass Elizabeth ihren Sohn ihre Sprache gelehrt und ihm genügend Christentum vorgelebt hatte, dass er überall als englischer Kaufmann durchging.
    Schon als Kind war es ihm leichtgefallen, andere Sprachen zu erlernen, und nun reiste er die meiste Zeit des Jahres in der Tarnung als christlicher Fernhandelskaufmann durch das Abendland und sammelte Informationen für den Sultan. Die Tätigkeit war durchaus lukrativ: Al-Yafa trat reich gekleidet vor den Sultan – sein Obergewand aus Brokat, durchwebt mit Goldfäden, war kaum weniger kostbar als die leichte Hauskleidung des Herrschers.
    »Denkst du an etwas Bestimmtes, mein Freund, oder spricht aus dir nur der berechtigte Argwohn gegenüber unseren Feinden?«, erkundigte sich al-Adil.
    Al-Yafa zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht, Herr. Nenn es … nenn es eine Ahnung. Die Könige von Kastilien, Aragon und Navarra vereinigen sich gegen die Almohaden in Al Andalus … Der Papst wird sein Mündel von den deutschen Fürsten zum König wählen lassen. Vielleicht erweist sich dieser Friedrich ja als dankbar und stellt ihm wirklich ein Heer.«
    Der Sultan schüttelte den Kopf. »Ach was, Muhammed, der hat in seinem eigenen Land genug Ärger. Dazu sitzt er doch jetzt noch auf Sizilien, oder? Niemals bringt er in absehbarer Zeit einen Kreuzzug auf die Beine!«
    »Ich spekuliere nur, mein Herr«, gab al-Yafa demütig zurück. »Und wahrscheinlich steckt gar nichts dahinter. In anderer Hinsicht erweist sich Innozenz ja auch wieder als ganz friedlich. Jetzt hat er gerade einen neuen Orden zugelassen – sie nennen sich Minoriten oder Franziskaner, und sie predigen die Macht des Gebetes über die des Schwertes.«
    Der Sultan lachte. »Im Ernst? Sieht dem alten Innozenz gar nicht ähnlich, er hört doch sonst ganz gern die Schwerter rasseln.«
    »Aber diese Bettelmönche erfreuen sich eines erstaunlichen Zuspruchs«, bemerkte Muhammed. »Man fällt über sie auf jeder Piazza und in jedem Hafen, sie reisen wohl sehr viel umher. Selbst in deinem Reich sind schon welche gesehen worden.«
    Al-Adil machte eine segnende Geste. »Wenn sie sonst nichts anstellen – zum Beten dürfen sie kommen, das hat noch keinem geschadet. Nur ein bisschen seltsam, dass der Papst das unterstützt. Aber gut, das ist seine Angelegenheit. Ich begreife nicht, mein Freund, was genau dich beschäftigt.«
    Al-Yafa rang nach Worten. »Ich kann dir nur sagen, dass ich nicht der Einzige bin. Auch die Templer rühren sich. Es heißt, der Großkomtur sei besorgt. Er meint, der Papst plane irgendetwas, aber es dringt nichts heraus. Ich will dich nicht beunruhigen, allergnädigster Herr, Schwert des Propheten … Aber wir sollten auf Überraschungen gefasst sein!«
    Der Sultan sog hörbar die Luft ein. »Also halten wir das Heer in Bereitschaft? Ich täte das ungern, nichts ist schlimmer – und teurer – als ein unbeschäftigter Haufen junger Krieger, die sich schlagen wollen, aber keinen Feind finden … wozu mir ein sehr spezieller junger Krieger einfällt. Bist du zufrieden mit meinem Sohn, Muhammed? Oder hat er alles vergessen, seit du uns verlassen hast?«
    Der Sultan lächelte selbstvergessen, als er von seinem Erben sprach. Es war

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