Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin
an Deck. Dort herrschte Betriebsamkeit, aber keine Panik.
»Beidrehen!«, befahl der Kapitän gerade. »Und sicherheitshalber Gefechtsposition. Auch die Matrosen möchten sich bewaffnen – und wecke einer … Ah, da haben wir die Herren ja schon!«
Mit einem anerkennenden Nicken begrüßte er seine Passagiere und setzte sie gleich darauf mit wenigen Worten ins Bild.
»Vor einiger Zeit ist backbord ein Schiff aufgetaucht, das rasch näher kommt. Ihr seid jung und habt scharfe Augen – vielleicht schaut Ihr selbst einmal, ob Ihr da eine Flagge erkennen könnt. Mein Schiffsjunge hat jedenfalls keine gesehen, und der hat einen Blick wie ein Falke. Nun mag da einVersehen vorliegen oder eine Dummheit – aber es kann auch sein, dass der Segler die schwarze Flagge hisst, sobald er meint, dass wir uns in Sicherheit wiegen. Ich mag mich jedenfalls nicht auf eine Aufholjagd einlassen. Wir werden hier abwarten und im Zweifelsfall den Kampf aufnehmen. Es wäre hilfreich, wenn auch Ihr Euch rüstet.«
Die beiden Ritter nickten, Malik unter deutlichen Zeichen der Anerkennung. Was der Kapitän hier tat, war äußerst mutig – jedes andere Handelsschiff hätte sich zunächst darauf verlegt, das Weite zu suchen. Wenn sich der Segler aber wirklich als Piratenschiff entpuppte, so hätte diese Strategie sich nicht bewährt. Die meisten Freibeuter fuhren kleine schnelle Schiffe, mit denen sie einen Frachter mühelos einholten. Und dann bestimmten die Angreifer Ort und Zeit der Auseinandersetzung!
Als Malik und Armand zurück an Deck kamen, trug der Sarazene eine leichte Lederrüstung. Die Araber zogen sie den schweren Eisenpanzern der Christen vor, obwohl sie darin verwundbarer waren. Dafür zeigten sie sich wendiger im Kampf, konnten den Treffern der Gegner eher ausweichen und selbst blitzschnell zuschlagen. Armand hatte aus den gleichen Gründen auf die vollständige Rüstung verzichtet und stellte sich allein im Kettenhemd zum Kampf.
Die Ritter lächelten einander übereinstimmend zu, als sie die Strategie des jeweils anderen erkannten.
Die Matrosen und Schiffsjungen besaßen meist gar keine Rüstung, sondern nur Schwerter oder Stöcke. Sie hatten wohl auch keine Ausbildung im Schwertkampf, aber sicher ausreichend Erfahrung in Schänkenschlägereien, um ihre Haut teuer zu verteidigen. Die Schatzwächter der Templer stellten sich dem Feind dagegen in voller Montur – wohl auch in der Hoffnung, abschreckend zu wirken.
Wenn die Besatzung dieses Piratenschiffes klug war, drehte sie rechtzeitig ab.
Tatsächlich aber kam es anders. Der Segler hisste die Piratenflaggeund ließ seine Männer mit blitzenden Säbeln und Enterhaken aufmarschieren, als die Feluke nah genug an die Galeere herankam. Kaltblütig standen die Piraten da. Keiner von ihnen verzog eine Miene, als sie das Aufgebot der Verteidiger bemerkten.
»Ergebt Euch und werft die Waffen nieder!«, erklang eine noch junge Stimme. Sie schien zu einem blonden Hünen zu gehören, der die Piraten anführte. »Begebt Euch in Gefangenschaft und überlasst uns Eure Fracht.«
Die Tempelritter quittierten die Aufforderung mit lautem Gelächter.
»Wisset, dass Ihr Euch nicht irgendeinem Freibeuter ergebt! Ihr unterliegt Marius de Lombarde – Herr über das Meer vor Sizilien!«
Der Kapitän runzelte die Stirn. »Habt Ihr von dem schon mal was gehört?«, fragte er seine Passagiere.
Beide schüttelten den Kopf.
Der Kapitän verdrehte die Augen. »Nun, im Grunde ist es gleichgültig.« Dann wandte er sich wieder dem Segler zu. »Wir haben es vernommen, Monsieur de Lombarde!«, rief er laut zu dem Piraten hinüber. »Aber nach dem heutigen Tag wird es egal sein, wie Ihr Euch genannt habt. Also bitte verzichtet darauf, uns auch noch Eure Männer vorzustellen. Wenn Ihr meine Ladung wollt, müsst Ihr sie Euch holen!«
Der Templer zog sein Schwert – und die Piraten warfen die ersten Enterhaken aus. Was dann folgte, war ein schreckliches Gemetzel. Die meisten enternden Kämpfer wurden schon von den Matrosen der Templer zurückgeschlagen, indem sie die Taue der Enterbrücken kappten und die Männer ins Meer warfen. Wer es trotzdem schaffte, sich an Deck zu hangeln, stand den Schwertern der Tempelritter oder denen Armands und Maliks gegenüber.
Die Piraten schlugen sich tapfer, aber gegen die ausgebildeten Kämpfer hatten sie keine Chance. Sie versuchten es mit wenig fairen Mitteln – gleich drei oder vier von ihnen stürztensich auf einen der Verteidiger. Armand, der mit dem
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