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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Armands angeblicher Auftrag war ja auch kein Geheimnis. Der junge Ritter beschloss, das Ganze von der heiteren Seite zu nehmen.
    »Weit gefehlt, Prinz, ich bewache die Kostbarkeit höchstselbst, genau genommen würde ich mich nie davon trennen. Ich schütze sie mit meinem Körper.«
    Armand zog das ungefähr handflächengroße Päckchen aus der Tasche, das die Reliquie barg. Der Sohn des Sultans sollte sich ohnehin denken können, dass seine Reise andere Hintergründe haben müsste als die Beförderung eines Holzspans. Reliquien wie diese vertraute man sonst unbesorgt Fernhändlern an.
    »Ich bin beeindruckt«, bemerkte der Sarazenenprinz trocken.
    Und dann lachten beide Männer. Einträchtig wanderten sie nebeneinanderher zum Heck des Schiffes, wobei sie die Deckaufbauten mit dem gleichen prüfenden Blick musterten. Beide waren Ritter, und beide erkundeten hier ganz beiläufig die Möglichkeiten zur Verteidigung, wenn das Schiff angegriffen oder gekapert werden sollte.
    »Ihr seid Tempelritter, Monseigneur Armand?«, fragte Malik schließlich. »Bisher habe ich keinen der Templer näher gekannt. Ihr müsst mir davon erzählen!«
    Armand zwinkerte ihm zu. »Ihr wollt die Reise also nutzen, um die Geheimnisse des Ordens zu erkunden?«
    Der Prinz setzte eine Miene auf, als habe er ihn ertappt. »Natürlich! Ich werde aus Euch herausholen, woher Euergeheimes Wissen stammt, Eure Kenntnisse der Baukunst und Schifffahrt, des Finanzwesens …«
    Armand zuckte die Schultern. »Nun, ich bin nur ein kleiner Knappe, Prinz«, sagte er. »Aber wenn ich meine Meinung demütig äußern soll, so verdanken wir wohl all das dem Mönchtum unserer Ritter, ihrer Bereitschaft zur vollkommenen und ausschließlichen Versenkung in Gott und die Wissenschaft.«
    Der Prinz nickte, ebenso gespielt ernsthaft. »Auch viele unserer großen Baumeister und Künstler waren Eunuchen«, bemerkte er. »Allerdings durchweg nicht so schlagkräftig wie die Templer. Aber nun im Ernst, Monseigneur: Ihr seid noch Knappe? Seid Ihr dazu nicht ein wenig alt?«
     
    Natürlich verriet weder Armand ein Geheimnis der Templer, noch gab Malik Einblicke in die Politik des Sultanats, aber die beiden jungen Ritter unterhielten sich doch blendend, was die Reise kurzweilig gestaltete. Armand war zum ersten Mal über längere Zeit mit einem Vertreter des sarazenischen Adels zusammen und bewunderte Maliks Belesenheit und Aufgeschlossenheit. Christliche Fürsten waren selten entsprechend gebildet – der Staufer Friedrich bildete da eine löbliche Ausnahme. Die meisten fränkischen Ritter konnten nicht einmal lesen und schreiben. Es war verwunderlich, dass sie die Mauren und Sarazenen dennoch oft genug besiegten. Armand wollte eigentlich nicht glauben, dass Brutalität und Fanatismus über Feinsinnigkeit und Strategie triumphierten, aber es musste wohl so sein.
    Und so ungern er es zugab: Der Sarazenenprinz war ihm sympathischer als die meisten Ritter seines eigenen Landes. Er hätte sich fast gewünscht, dass aus der flüchtigen Reisebekanntschaft eine Freundschaft würde. Dem Prinzen schien man allerdings Vorsicht gegenüber jedem Christen gepredigt zu haben. Er blieb freundlich, aber unverbindlich, und vermied es, Persönliches preiszugeben. So beschränkten sich dieUnterhaltungen der Männer auf Dinge wie Baukunst, Strategie und Dichtung, und sie verbrachten viele Stunden mit dem Schachspiel, das beide von Kindheit an beherrschten.
    Schließlich hatten sie ihr erstes Ziel fast erreicht. Nur noch etwa eine Tagesreise entfernt verlief die Straße von Messina, die Sizilien von Italien trennte. Die Fleur de Temple würde ihren hochgeborenen Passagier im Hafen von Messina absetzen, dann die Meerenge durchfahren und bald darauf auch Genua erreichen. Der Kapitän war zufrieden, und seine Passagiere und die Bewacher seiner Fracht begannen sich zu entspannen. Sie hatten eine ungewöhnlich ruhige Reise ohne Stürme und andere Missliebigkeiten gehabt.
    Doch dann, in den frühen Morgenstunden, erschollen Rufe und Waffenlärm an Deck. Besonders das Klirren der Schwerter alarmierte Armand und Malik, die noch in ihren Kajüten schliefen. Beide trafen sich ein paar Atemzüge später vor ihren Räumen, tauschten kurze Grüße und warfen Blicke auf die Waffe des jeweils anderen. Sie trugen nur ihre Untergewänder, hatten sich aber vorsichtshalber gerüstet. Armand führte ein Breitschwert, Malik den traditionellen Krummsäbel seines Volkes. Ohne weitere Worte zu wechseln, eilten die Ritter

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