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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Stillen, dass ihre kleine Herrin dies auch noch war. Nach Ansicht der alten Dimma gehörte sie in ein Kindergemach und nicht auf die Lagerstatt eines Mannes. Zum Glück meinte sie den Erzählungen Giselas zu entnehmen, dass ihr künftiger Gatte kaum älter war. Vielleicht spielten die beiden ja wirklich »Verliebt und verheiratet«, und Giselas Träume wurden wahr.
    Dank des trockenen Wetters kam die Reisegruppe schnell voran. Sie führte zwei Wagen mit Giselas Mitgift mit sich, die das Weiterkommen bei Regen schwer behindert hätten. Dann nämlich verwandelten sich die Straßen oft in Morastwege, indenen man sich festfuhr. Achsenbrüche waren an der Tagesordnung.
    Diesmal verlief der Ritt jedoch entspannt und angenehm. Zumindest Gisela sah man keinerlei Strapazen an, als sie ihr Pferd endlich über die Zugbrücke auf die Burg ihres Vaters lenkte. Sein Senneschall hieß die Reisenden im Burghof willkommen, ließ Wein bringen und wies die Stallburschen an, den Rittern und dem Fräulein die Pferde abzunehmen.
    Gisela fand sich unversehens einem großen, grobknochigen Jungen gegenüber. Ruperts dunkelblondes Haar hing ihm immer noch wirr ins Gesicht, aber sein Ausdruck war nicht mehr gar so mürrisch wie früher, sondern männlich und selbstbewusst. Zumindest so lange, bis er Gisela sah. Er hatte das Mädchen als anstrengendes Kind in Erinnerung, und nun stand eine Prinzessin vor ihm mit goldblondem lockigem Haar! Im Eifer, rasch abzusteigen und die Männer ihres Vaters zu begrüßen, war Giselas Schleier verrutscht, und sie zeigte dem Pferdeburschen ihr vom Reiten und von der Aufregung gerötetes, zartes Gesicht.
    »Rupert! Was für ein hübscher und stattlicher Jüngling du geworden bist!«, begrüßte sie den Jugendfreund strahlend. »Da muss ich ja aufpassen, mich nicht noch in dich zu verlieben, bevor mein Bräutigam mich heimführt!«
    Ruperts Gesicht nahm einen anbetenden und dadurch unweigerlich etwas dümmlichen Ausdruck an. Gisela bemerkte das jedoch nicht. Sie hatte sich bereits ihrem Vater zugewandt, der eben einritt. Er war voll gerüstet, musste also Kampfübungen vorgestanden haben. Auf jeden Fall folgte ihm ein Knappe. Der Anwärter auf den Ritterstand war etwas untersetzt, sein Gesicht noch kindlich rund und so schuldbewusst verzogen, als habe man ihn eben für etwas getadelt. Das schien auch der Fall zu sein. Friedrich von Bärbach brüllte ihn gleich noch einmal an, als er bei dem Versuch, vor seinem Herrn aus dem Sattel zu sein, fast vom Pferd fiel. Das machte ihn erneut nervös, und er erwies sich als unfähig, den Streithengst desRitters ruhig zu halten, während der abstieg. In der schweren Rüstung war das nicht einfach. Giselas Vater wäre beinahe gestürzt, als der Hengst beiseitesprang.
    »Meine Güte, Wolfram, so pass doch auf! Jedes Mädchen könnte das besser! Zumindest meine wilde Tochter hat niemals Angst vor einem Pferd gehabt!« Bärbachs wacher Blick streifte die Ankömmlinge – und blieb an Gisela haften, die sofort strahlend auf ihn zueilte.
    »Vater!«, lachte sie. »Leugne es nicht, nun ist es heraus! Du hast mich nicht als Braut zurückbeordert, sondern als Pferdemädchen!«
    Der Bärbacher lachte dröhnend.
    »Potz Blitz, Gisela, und ich hatte gedacht, man hätte ein minnigliches Weib aus dir gemacht, da auf dem Hof zu Meißen! Aber was schicken sie mir wieder? Den alten Wirbelwind! Nur schöner und erwachsen geworden. Herr im Himmel, man könnte den Guntheimer fast beneiden! Da würd ich auch nicht Nein sagen, wenn man mir noch mal so ein hübsches Ding auf die Lagerstatt legte!«
    Friedrich von Bärbach küsste seine Tochter herzlich auf beide Wangen, überließ sie dann aber der Kammerfrau. Inzwischen war auch die alte Margreth erschienen, Ruperts Mutter und Giselas Kinderfrau. Ihr Gesichtsausdruck war verkniffen wie eh und je, und sie begann gleich, sich mit Dimma zu zanken. Die Zofe trug ihr schließlich ohne viel Federlesens auf, ihr zunächst die Kemenaten zu zeigen und sodann Erfrischungen für sich und ihre Herrin auf die Zimmer zu bringen. Margreth gab ihr daraufhin zu verstehen, sie sei keine Dienstmagd.
    »So?«, fragte Dimma spitz.
    Sie war eine sehr kleine, aber äußerst energische Frau, die sich durchaus etwas auf ihren Stand als Zofe einbildete. Sie diente Jutta von Meißen seit ihrem dreizehnten Lebensjahr und hatte ihre Herrin von Thüringen an den Hof zu Meißen begleitet. Zuletzt war sie die Einzige gewesen, die Frau Juttabeim Ankleiden helfen und ihr Haar

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