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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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jedoch, wie er vermutete, auf eigene Faust, und der Gedanke an den Kinderkreuzzug drängte sich dabei auf.
    Dennoch erschien Armand manches merkwürdig. So war das Mädchen ihrem Zuhause ganz sicher nicht spontan und kopflos entlaufen. Zwar gehörten tatsächlich einige adelige junge Leute zum Kreuzfahrerheer – aber nicht in Begleitung und mit offensichtlicher Billigung ihrer Amme! Und die Hochgeborenen blieben auch meist unter sich, sie hätten sich nie und nimmer einem Jungen wie diesem Rupert angeschlossen. Das Mädchen aber hatte sich seinen Beschützer gleich mitgebracht. Und der Knabe war ihm zweifellos ergeben.
    Armand lächelte. Wenn diese kleine Gruppe auf dem Weg nach Jerusalem war, so sicher nicht, um die Stadt zu befreien. Freiheit wollte zumindest das resolute Edelfräulein wohl in erster Linie für sich selbst!
     
    Armand ertappte sich dabei, dass er vor sich hin pfiff, als er Comes’ Schritte in Richtung seiner Herberge am Heumarkt lenkte. Er begann, sich auf die Weiterreise zu freuen. DieAmme würde sich höchstwahrscheinlich durchsetzen, und im Pilgergewand konnte das Mädchen sein Gesicht nicht verbergen. Irgendwann würde Armand es sehen, und er zweifelte nicht daran, dass er es wiederfand! Floite und die braune Zelterin waren auffällig – und das Mädchen … an diese helle, singende Stimme würde Armand sich immer erinnern.

Kapitel 2

    »Hier, wir sind gleich da. Und natürlich ist sie sauber … und jung, genau wie Ihr es gewünscht habt, Herr!«
    Magdalena hörte die eifrige Stimme ihres Stiefvaters und wappnete sich für einen weiteren Freier. Schon der vierte an diesem Tag, es schien irgendetwas los zu sein in der Stadt. Magdalena bekam nicht allzu viel davon mit, sie lebte in einem Verschlag in der dreckigsten Ecke einer christlichen Schänke im Judenviertel. Und sauber konnte man sie auch nicht nennen, wo sollte sie sich auch zwischen den Freiern waschen? Die Decken, auf denen sie lag, stanken und starrten vor Dreck – Magdalena schämte sich vor den meist ordentlich und adrett gekleideten Judenmädchen, die zwangsläufig an ihrem Lager vorbeimussten, wenn sie ihr Viertel durchquerten. Dabei war sie immerhin Christin und hätte eigentlich auf die Hebräer herabsehen müssen. Ihr Stiefvater spuckte sogar zuweilen auf jüdische Jungen, die zu neugierig in Magdalenas Versteck hinter dem Mauervorsprung der Schankstube linsten und versuchten, einen Blick auf ihren halb nackten Körper zu werfen.
    Aber es war nicht so leicht, seinen Stolz zu bewahren, wenn man frierend oder schwitzend, verdreckt und oft genug wund auf verwanzten Decken kauerte und jedem beilag, der den Stiefvater dafür bezahlte. Und wenn man obendrein gerade erst elf Sommer zählte.
    Der Stiefvater erzählte den Freiern, die ganz junge Mädchen wollten, manchmal sogar, sie sei erst acht Jahre alt. Aber Magdalenas Mutter hatte ihr im letzten Jahr gesagt, sie sei zehn – kurz bevor sie starb, genau hier, nach dem letztenFreier, der so großzügig gewesen war und Mutter und Tochter zusammen gekauft hatte. Wie er geflucht hatte, als er plötzlich einen leblosen Körper in den Armen hielt … aber er hätte ja aufhören können, in Magdalenas Mutter zu stoßen, als sie so fürchterlich hustete …
    Magdalena wollte nicht mehr daran denken. Auch nicht daran, dass sie seitdem allein war, völlig allein. Nur der Stiefvater brachte ihr manchmal zu essen und zu trinken, wenn sie brav gewesen war. Wenn er Freier für sie gefunden hatte. Wenn sie ordentlich bezahlt hatten. Und wenn er das Geld nicht gleich in der nächsten Schänke verspielt hatte …
    Mitunter hungerte Magdalena tagelang und versuchte es dann auch mal mit dem Betteln. Wobei ihr die Juden nichts gaben. Sie musste sich bis zum Domplatz schleppen oder vor die Pfarrkirche St. Quentin. Da jedoch gab es schon Bettler, und die verteidigten ihre Ecken mit aller Kraft. Magdalena schlich anschließend oft nicht nur mit leerem Magen, sondern obendrein voller Blutergüsse zurück in ihre Zuflucht hinter dem Mauervorsprung.
    Der neue Freier, den der Stiefvater jetzt auf Magdalena zuschob, trug eine Mönchskutte. Das kam eher selten vor, war aber auch wieder nicht so ungewöhnlich, dass Magdalena Fragen gestellt hätte. Sie stellte ohnehin nicht allzu oft Fragen. Stattdessen zog sie nur ihr fadenscheiniges Kleidchen hoch wie immer und wartete ab, bis der Mann fertig war. Es ging schnell – eine Kutte war rascher hochzuschieben, als Hosen heruntergezogen waren, und der Mönch

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