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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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unbekannten Mann, wohl dem nächsten Freier, den er gerade anschleppen wollte. Ein Bär von einem Kerl … Magdalena graute der Gedanke an seine Fülle auf ihrem Körper – und in ihrem Körper.
    Die Angst und der Ekel gaben ihr plötzlich Kraft. Magdalena rannte los. Hinter dem Dom standen die Leute nicht gar so eng zusammen, und es gelang ihr, zwischen ihnen hindurchzueilen. Sie rannte und rannte, zu kopflos, um nachdenken zu können, aber in dem sicheren Wissen, verfolgt zu werden.
    Gerhard und Erwin hatten es leichter als Magdalena. Sie waren größer als die meisten Kinder und Heranwachsenden, die auf dem Domplatz lagerten oder in Grüppchen zusammenstanden. Und sie stießen jeden rücksichtslos zur Seite, der ihnen im Weg stand. Magdalena versuchte, sich zu orientieren. Ein paar Herzschläge lang war sie aus der Sichtweite ihrer Verfolger. Wenn sie jetzt ein Versteck fand …
    Aber der Platz war weitläufig. Und alles war voller fremder Menschen, die ihr sicher keine Zuflucht boten. Oder doch? Da, an einem Feuer standen Kinder in einer Reihe an, die offensichtlich verletzt oder krank waren. Eine Ordensschwester versorgte sie. Wenn sie dorthin rannte und sich zu Boden warf … vielleicht konnte sie so tun, als sei sie eine der Kranken, vielleicht legte ja jemand eine Decke über sie.
    Magdalena rannte auf das Feuer zu, drängte sich zwischen den Kindern hindurch, stolperte und fiel. Verzweifelt sah sie auf und blickte in das freundliche Gesicht einer Schwester, die einen schneeweißen Schleier trug.
     
    Ein knochenmageres, winziges Geschöpf mit langen verschmutzten Haaren schaute verängstigt zu Konstanze auf. Hoffnungslosigkeit und Entsetzen standen in seinem Blick. Dieses Mädchen sah aus, als sei ein ganzes Heer von Rachegöttern hinter ihm her.
    »Nicht vordrängeln!«, sagte ein Junge ärgerlich, der als Nächster in der Reihe stand.
    Das Mädchen schien zu überlegen, ob es hinter den Kindern Schutz suchen oder sich gleich Konstanze in die Arme werfen sollte.
    Und da waren wohl auch die Verfolger. Zwei schwere, rotgesichtige Kerle hasteten keuchend um eine Ecke des Doms und schauten sich um.
    »Helft mir, Ehrwürdige Schwester!«, stieß das Mädchen hervor. »Helft mir, sie …«
    Konstanze überlegte einen Herzschlag lang. Sie konnte versuchen, das Mädchen in der Gruppe zu verstecken, aber dafür waren es zu wenige Kinder. Oder sie stellte sich vor das Kind und versuchte, ihren Einfluss als Ordensschwester geltend zu machen. Den sie eigentlich, streng genommen, nicht mehr hatte – Konstanze entzog sich seit dem Vortag dem Zugriff ihrer Oberin. Sie hatte es noch nicht gewagt, die Ordenskleidung abzulegen, aber sie behandelte ihre kleinenPatienten doch selbstständig an möglichst abgelegenen Orten. Ihre Mitschwestern hatte sie nicht mehr gesehen, seit sie sich am Vortag von Schwester Maria verabschiedet hatte.
    Das alles geriet in Gefahr, wenn sie dem Mädchen jetzt das Asyl des Ordens der Benediktinerinnen anbot … Wenn der Mann klagte, musste sie mit ihm vor Gericht ziehen.
    Aber vielleicht ging es ja einfacher. Kurz entschlossen riss Konstanze sich den Schleier der Novizin vom Kopf. Magdalena staunte trotz ihres Schreckens ob der Fülle des dichten, dunkelbraunen Haars, das darunter hervorquoll. Bisher hatte sie immer gedacht, die Köpfe von Nonnen seien geschoren. Jetzt schob die Schwester den voluminösen Schleier auf Magdalenas Kopf. Blitzschnell ließ sie ihr Haar und einen Teil des Gesichts darunter verschwinden, zog ihn auch über das fadenscheinige Kleidchen. Sie drückte dem Mädchen einen Kochlöffel in die Hand und wies es an, das Gebräu über dem Feuer umzurühren.
    »So ist es recht, Schwester Anna! Tüchtig rühren … Kann ich Euch helfen, meine Herren?«
    Konstanze sah zu Gerhard und Erwin auf, die sich suchend genähert hatten. Sie schenkten Konstanze mehr als einen lüsternen Blick, beachteten die Kinder um sie herum allerdings kaum. Die Novizin an der Feuerstelle schienen sie gar nicht wahrzunehmen.
    Magdalena hielt den Kopf so gesenkt, dass ihre Nase fast im Kochtopf steckte. Ihr Herz klopfte rasend. Aber dann war alles ganz schnell vorbei. Weder Gerhard noch Magdalenas Stiefvater antworteten auf Konstanzes provokante Frage. Stattdessen peilten sie die nächste Ecke an.
    »Sie muss da rum sein! Oder rein in den Dom!«
    Magdalena sah nicht, für welche der Möglichkeiten die Männer sich schließlich entschieden. Sie atmete nur auf, als sich ihre Schritte entfernten.
    »Wie

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