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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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ihren Herren davonliefen. Auch erstaunlich viele junge Mönche und Nonnen wollten das Heilige Land befreien, dazu Bettler und Tagelöhner, die nichts zu verlieren hatten. In früheren Kreuzfahrerheeren waren diese an der Waffe ungeschulten, oft unterernährten und schwachen Hungerleider nicht sonderlich erwünscht gewesen, aber Nikolaus hieß sie alle willkommen. Selbst Huren, Taschendiebe und Gaukler umgarnte der kleine Prediger mit seiner süßen Stimme. Wenn sich das Goldene Jerusalem erst einmal vor ihnen auftat, so predigte er, und die Heiden sich zu Christus bekannten, würde der Herr selbst alle Sünden vergeben und vergessen. Manchem der Gauner mochte das völlig egal sein – sie sahen nur die Verdienstmöglichkeiten im Umkreis des Heeres. Aber einige schworen ihren bösen Absichten doch zumindest vorübergehend ab.
     
    Armand setzte seinen Rundgang über den Markt fort und fand schließlich einen kräftigen, nicht allzu großen Fuchswallach, von dem er sich vorstellen konnte, sich ihm auch im Gebirge anzuvertrauen. Das Tier wirkte freundlich, Armand taufte es schließlich auf den Namen Comes – Wandergesell. Der Fuchs tappte ihm gelassen hinterher, als er zu den Ständen mit Lederzeug weiterging, um sein neues Reittier auch noch mit Sattel und Packtaschen auszustatten.
    Der Markt war groß und gut besucht. Zwischen den Ständen baten Bettler lautstark um Almosen, und Gaukler zeigten ihre Künste. Obwohl der Lärm gewaltig war, blieb Comes ruhig. Das war ein gutes Zeichen. Armand war zufrieden mit seinem Kauf und freute sich, als er schließlich erneut dem grünäugigen Mädchen und seinem zwei- und vierbeinigen Anhang begegnete. Das Maultier Floite war bereits mit allem,was man für einen langen Ritt brauchte, ausgestattet – die drei schienen also eine längere Reise zu planen. Armand erkannte mit einem Blick, dass an nichts gespart worden war. Man hatte teures Sattelzeug und große, stabile Tragtaschen gewählt.
    Jetzt stärkte sich das Mädchen an einer Garküche, wobei sie sich züchtig von ihrem Knecht abschirmen ließ. Der Junge hatte einen Tisch in der äußersten Ecke des abgetrennten Bereichs gefunden, in dem Speisen und Getränke serviert wurden. Armand entdeckte eine weitere Person in Begleitung der beiden Jugendlichen, eine ältere Frau, die sich eben heftig mit dem Mädchen zu streiten schien. Der Junge ergriff scheinbar eher die Partei seiner jungen Freundin.
    »Ich zieh das jedenfalls nicht an!«, erklärte er mit dem Armand schon bekannten, mürrischen Gesichtsausdruck. »Sieht doch aus wie eine Mönchskutte.«
    Die ältere Frau – sie war ordentlich, aber deutlich schlichter gekleidet als das Mädchen – würdigte ihn keines Blickes. »Aber dir stünde es sehr wohl an, Herrin!«, bemerkte sie dem Mädchen gegenüber. »Man wird dir Hoffart vorwerfen, wenn du reitest wie eine Prinzessin. Ganz abgesehen davon …«
    Armand schmunzelte. »Herrin« und »Du«? Die kleine Hochwohlgeborene war wohl mit ihrer Amme unterwegs …
    »Ach, Dimma, es sind viele Adelige dabei!«, verteidigte sich das Mädchen. »Wir fallen gar nicht auf. Und dieses kratzige Gewand …« Es tat, als schüttle es sich.
    Armand ertappte sich bei dem Gedanken, dass er zu gern einmal ihr Gesicht gesehen hätte. Aber sie hielt es unter einem Schleier verborgen wie eine Sayyida aus dem Morgenland. Armand hatte sich darüber bisher keine Gedanken gemacht, schließlich war er das aus seiner Heimat gewöhnt. Schon um nicht angestarrt zu werden, verhüllten dort auch tugendhafte Christen- und Judenmädchen ihre Gesichter, aber hier im Rheinland war es völlig unüblich – außer die Frauen warenin Trauer. Danach sah dieses Mädchen nicht aus. Eher so, als hätte es andere Gründe, sich zu verbergen …
    Armand kam der Lösung näher, als er sein endlich gesatteltes Pferd bestieg und nun aus erhöhter Sicht einen Blick auf die drei bei der Garküche werfen konnte. Während das Mädchen und der Junge ihren Pferdehandel getätigt hatten, schien die alte Frau mehrere Pilgergewänder erstanden zu haben – lange, kuttenartige Kleider aus grauer Wolle und breitkrämpige Hüte. Armand überlegte, ob die drei zu einer Reisegesellschaft gehörten, die vielleicht nach Santiago de Compostela oder einem anderen großen Heiligtum zu ziehen gedachte. Wenn jedoch reiche Frauen und Mädchen beteiligt waren, wurden Pilgerfahrten meist von routinierten Führern geplant, die unter anderem für Reittiere und Gepäck sorgten. Diese drei reisten

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