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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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freundlich.
    Gisela runzelte die Stirn. Aber so wichtig waren ihr theologische Überlegungen nicht. Sie hegte mehr lebensnahe.
    »Und warum trägt es jetzt Nikolaus?«, erkundigte sie sich.
    Armand gab ihrer Freundin die Möglichkeit zu antworten, aber das Mädchen schien es nicht zu wissen. Außerdem hattees seine Aufmerksamkeit wieder der Predigt zugewandt. Aber sein Gesicht zeigte nicht den Ausdruck von Faszination und Andacht, der auf den Zügen der meisten anderen Zuhörer lag. Stattdessen wirkte das Mädchen eher alarmiert und äußerst skeptisch. Armand übernahm es also selbst, Gisela aufzuklären.
    »Es ist das Zeichen der Minoritenmönche«, erklärte er, »der Franziskaner. Ein neu zugelassener Orden.«
    Gisela schien das nichts zu sagen, aber die Dunkelhaarige nickte. »Die Mönche um den Jungen herum gehören auch dazu«, bemerkte sie. »Vielleicht will er da ja eintreten. Was er sagt, deckt sich schließlich ziemlich genau mit dem, was Franz von Assisi predigt.«
    Armand wunderte sich wieder. Aber dann fiel ihm das Kleid des Mädchens auf: ein weißes Untergewand, darüber eine schwarze, weitärmelige Kukulle. Ganz klar ein Ordenskleid. Und der passende Schleier verdeckte das Haar eines kleineren Mädchens, das mit leuchtendem Gesicht auf die Domtreppe starrte.
    »Und der Sultan selbst wird uns öffnen die Tore zum Goldenen Jerusalem, und er wird uns speisen mit den besten Dingen, die seine Küchen und Kammern hergeben, und Gott der Herr wird Engel senden, um mit uns zu singen!«
    Nikolaus steigerte sich in immer farbigere Schilderungen des Ziels ihrer Reise hinein, und die Kinder jubelten dazu.
    »Der Sultan«, bemerkte Armand, »sitzt in Alexandria. Ein paar Hundert Meilen weit weg.«
    Die junge Nonne – oder war sie keine Nonne mehr? – streifte ihn erneut mit einem interessierten Blick. »Es ist … Vieles nicht ganz so, wie er es darstellt«, sagte sie vage.
    Aber Nikolaus kam nun zum Höhepunkt seines Vortrags.
    »So kommt nun zu mir, alle, die unschuldig sind, und gut und treu. Alle, die dem Heiligen Land Frieden und dem Herrn den Sieg bringen wollen. Ihr könnt nun mir und unserem Herrn Erzbischof von Mainz gemeinsam den Eid derKreuzfahrer leisten! Kommt, verpflichtet euch, vor Gott unserem Herrn, nicht zu ruhen, bevor Jerusalem befreit ist! Denn das wollt ihr doch, nicht wahr? Jeder von euch sehnt sich nach der goldenen Stadt und dem Goldenen Zeitalter.«
    Die Kinder strömten nach vorn. Auch das kleine Mädchen im Schleier der Novizin wollte sich auf den Weg machen. Die Dunkelhaarige hielt es jedoch zurück. »Bist du von Sinnen, Magdalena? Dein Stiefvater treibt sich doch hier irgendwo rund um den Domplatz herum. Und wenn er nicht ganz dumm ist, hat er auch schon herausgefunden, dass Nikolaus jeden Neuankömmling persönlich segnet. Du rennst in dein Unglück!«
    »Aber ich … ich will doch mitgehen! Ich will die Heilige Stadt sehen! Und befreien! Oh, Konstanze, das ist so wundervoll! Und Nikolaus … ist er nicht so strahlend wie Jesus selbst? Seine Stimme! So müssen Engel singen!«
    Magdalena war wie im Rausch. Armand sah sich das Mädchen jetzt näher an. Es passte nicht zu Konstanze und Gisela, die beide sichtlich gebildet waren und über mehr Lebenserfahrung verfügten. Dieses kleine Ding stammte zweifellos von der Straße.
    »Du kannst dich auch morgen noch segnen lassen. Oder übermorgen. Der Junge macht das ganz sicher jeden Tag.«
    Konstanze schien den Segen nicht als allzu wichtig zu empfinden. Dafür hatte Nikolaus jedoch an das Herz eines anderen gerührt.
    »Aber ich gehe!«, erklärte der Junge neben Gisela. »Ich habe schon lange genug gewartet. Einfach nur so mitlaufen, das möchte ich nicht. Wenn ich einst in Jerusalem mein Lehen haben will, muss ich auch richtig das Kreuz nehmen …« Rupert sprang auf.
    Armand fügte ein weiteres Teilchen in das Bild, das er sich von Gisela und ihren Reisegefährten machte. Dieser Junge sah sich nicht als ihr Knecht – sondern eher als künftiger Ritter und Bewerber um die Hand des Mädchens! Eine völlig irrigeVorstellung. Selbst wenn die Kinder Jerusalem erreichten. Armand beschloss, einzugreifen.
    »Junge, weißt du, was du da tust?«
    Er fasste nach Ruperts Arm. Der kräftige junge Kerl schien zuerst Anstalten machen zu wollen, sich loszureißen. Aber dann dachte er vielleicht an die friedliche Intention dieses Kreuzzuges – und daran, dass Armand bereits einige Zeit freundlich mit Gisela und Konstanze plauderte.
    »Klar weiß ich

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