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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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hatte ein kleines Mädchen mit in den Sattel genommen, das längst nicht mehr laufen konnte. Keines der kleineren Kinder hielt das Tempo mit, das Nikolaus vorgab. Er selbst ging auch nicht mehr zu Fuß, sondern fuhr seit Remagen auf einem mit weichen Teppichen gepolsterten Karren, gezogen von einem Eselchen.
    Konstanze hätte die jüngsten unter ihren Schützlingen auch am liebsten in Mainz gelassen, aber Gisela konnte ihren Klagen nicht widerstehen. Vor allem Mariechen hatte es ihr angetan. Die Kleine kam aus Köln, und ihre Eltern hatten sie dort wohl betteln geschickt und geschlagen, wenn nicht genug dabei herauskam. Marie wollte auf keinen Fall zu ihnen zurück, sondern plapperte ständig nur vom Goldenen Jerusalem, in dem ihrer Meinung nach Griesbrei durch die Straßen floss und Honig aus den Brunnen quoll. Armand fragte sich, woher diese Vorstellung kam, aber die Kinder erzählten einander wohl Märchen an den Lagerfeuern.
    Dimma war vernünftiger gewesen als ihre junge Herrin und hatte den Knaben, um den sie sich am Tag zuvor noch gekümmert hatte, einer brav wirkenden Mainzer Handwerkerfamilie überlassen. Der Kleine hatte zwar geweint, aber Dimma konnte streng sein. Die Regelung war in ihren Augen zum Besten des Jungen. Die Frau des Gewandschneiders vermutete, unfruchtbar zu sein, und wollte den Kleinen an Kindes statt annehmen.
    An Dimma klammerten sich allerdings schon zwei neueKinder. Armand half ihr, sie vor und hinter sich auf ihre knochige, weiße Stute zu heben, und Rupert, noch ganz erfüllt von seinem geleisteten Eid, überließ sein Maultier sogar ganz den Kleineren und lief nebenher.
    Auch Konstanze ging zu Fuß. Sie hielt ein Auge auf Magdalena, die sich immer noch unter ihrem Novizinnenschleier versteckte. Konstanze war einerseits froh über den raschen Aufbruch, der sie weiter vom Rupertsberg wegführte und eine Entdeckung fast unmöglich machte, andererseits hätte sie sich gern noch in Mainz mit neuer Kleidung versorgt. Das Ordenskleid war zu auffällig – sie hatte bemerkt, dass sie von dem jungen Ritter Armand de Landes als abtrünnige Schwester erkannt worden war.
    »Die Kleine braucht auch neue Sachen«, bemerkte sie Gisela gegenüber, während sie auf breiten Treidelpfaden am Rhein entlangwanderten. Wieder war es ein herrlicher Tag, und der Strom glitzerte in der Sonne, als führe er tatsächlich Gold. »Allerdings habe ich keinen Pfennig Geld – und keine Ahnung, woher ich es nehmen soll.«
    »Warum forderst du kein Geld für deine Behandlungen?«, schlug Gisela vor. »Natürlich nicht von denen hier.« Sie wies auf die Kinder um sie herum. »Aber einige der Adligen und die Patrizierkinder können durchaus bezahlen. Hier, nimm vorerst das für die Behandlung meiner Tiere!« Gisela nestelte ein paar Münzen aus ihrer Tasche und reichte sie zu Konstanze hinunter.
    Konstanze errötete und wollte ablehnen, nahm das Geld dann aber doch.
    »Hast du denn … viel?«, erkundigte sie sich zögernd nach Giselas finanzieller Lage. Schließlich war sie sich klar darüber, dass Gisela, Rupert und Dimma etwas verheimlichten. Bisher verlief es wie abgesprochen: Konstanze stellte keine Fragen zu Giselas Eltern, und Gisela erkundigte sich nicht nach Konstanzes Tracht und ihren Ordensoberen.
    »Ich hab etwas Schmuck«, gab Gisela freimütig Auskunft,meinte dann aber, noch etwas hinzufügen zu müssen. »Nicht gestohlen, er gehört mir, meine Ziehmutter schenkte ihn mir. Genau wie mein Pferd. Ich schulde niemandem etwas. Jedenfalls kann ich stets etwas versetzen, wenn uns das Geld ausgeht.«
    Konstanze ließ besorgte Blicke über Smeraldas Satteltaschen gleiten. »Du führst wertvollen Schmuck mit dir? Ist das nicht gefährlich?«
    Gisela lachte und beugte sich tief aus dem Sattel, um der Freundin ihr Geheimnis ins Ohr zu flüstern. »Dimma hat es in den Saum meines Pilgergewandes eingenäht!«, verriet sie. »Da wird es niemand vermuten, und das hässliche Kleid stiehlt auch keiner. Kann höchstens sein, dass mich selbst jemand stiehlt.«
    Sie lachte unsicher. Gisela und ihr Tross waren gleich in Köln zum Heer gestoßen und hatten die Übergriffe bei Bingen miterlebt. Allerdings hatten sie wie Armand inmitten des Heeres gelagert und waren somit nicht unmittelbar betroffen gewesen. Die Gefahren waren ihnen seitdem jedoch bewusst – auch ein Grund, weshalb Gisela nur geringfügigen Widerstand leistete, als Dimma sie in das unförmige Pilgergewand nötigte.
     
    Gegen Mittag waren die ersten Kinder

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