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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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löschte der Regen es nicht aus wie eine Flamme?
    Gisela war das völlig gleichgültig. Sie fürchtete sich vor allem um die Pferde, die sie einerseits nicht draußen lassen, andererseits nicht vom frischen Heu fressen lassen wollte. Als Rupert sie glücklich in einem Eckchen des Schobers untergebracht hatte, in dem noch vorjähriges Heu lagerte, war siezufrieden. Und sperrte das Wetter aus, indem sie sich kurzerhand ihre Decke über den Kopf zog.
    »Sagt mir aber gleich, wenn es einschlägt!«, befahl sie Rupert und Armand. »Dann bringe ich Smeralda raus, bevor alles brennt. Sie steht ja ganz nah am Ausgang.«
    Magdalena betete wimmernd.
    »Der Bauer hätte den Schober nicht hier aufgestellt, wenn es oft einschlagen würde«, versuchte Rupert die Runde zu trösten und füllte einen Becher mit Wein für Gisela.
    Die anderen tranken direkt aus dem Schlauch, aber Dimma hatte für ihr Fräulein und für sich ein paar irdene Becher mitgebracht.
    Armand nickte. »Nach menschlichem Ermessen schlägt der Blitz immer in den höchsten Punkt«, erklärte er. »Und das sind in diesem Fall die Bäume am Feldrand. Natürlich gibt es Ausnahmen … Gottes Wege …«
    »Der Herr sollte eigentlich selbst das größte Interesse daran haben, seine Kreuzfahrer sicher nach Jerusalem zu geleiten«, bemerkte Dimma gelassen. Sie schien sich im Heuschober sicher zu fühlen und offensichtlich genoss sie den ersten Wein seit der Flucht aus der Herler Burg. »Wie und wann auch immer wir da hinkommen … ich hab mir sagen lassen, es sei ganz schön weit.«
    Armand nahm die Überlegung der Kammerfrau zum Anlass, von seiner Herkunft aus dem Heiligen Land zu erzählen. Die anderen mussten sich schon längst fragen, warum der junge Ritter mit ihnen zog – und vielleicht würde sein Bericht ja die Zungen der anderen lösen. Gisela zumindest lockte sein Geständnis unter ihrer Decke hervor.
    »Wirklich? Ihr habt Richard Löwenherz gekannt? Und einen leibhaftigen Mohrenprinzen?«
    Armand lächelte und nahm einen weiteren Schluck aus dem Weinschlauch. »Ein Mohr ist Malik al-Kamil nicht«, stellte er dann richtig. »Tatsächlich nur wenig dunkler als viele Rheinländer. Manche Sarazenen sind sogar blond. Aber esstimmt schon, dass es im Heiligen Land Menschen aller erdenklichen Hautfarben gibt.«
    Magdalena nickte ernst. »Weil der Herr Jesus da auch die Heiden um sich versammelt!«, erklärte sie fromm.
    Armand schüttelte den Kopf. »Eher im Gegenteil, mein Fräulein.«
    Magdalena strahlte geschmeichelt ob der vornehmen Anrede und des verbindlichen Lächelns, das der Ritter ihr widmete, als er weitersprach.
    »Tatsächlich versammelt eher der Prophet der Sarazenen alles unter seinem Banner, was zwei Beine hat und kämpfen kann. Ein Sklave kann leicht die Freiheit erlangen, wenn er sich zum Islam bekennt, und dann hat er auch alle Rechte eines Bürgers. Es gibt kohlschwarze Männer, die als Sklaven aus dem Sudan kamen und es dann bis zu hochgeehrten Heerführern gebracht haben. Oder schwarze Frauen, die ein Sultan ob ihrer Schönheit kaufte und dann in den Rang einer Gattin erhob. Ihre Söhne können dann seine Nachfolge antreten, ohne dass sich jemand an ihrer Hautfarbe stört.«
    »Unter Christen wäre das undenkbar«, überlegte Konstanze und kuschelte sich tiefer ins Heu. »Stellt euch nur eine Mohrin als Königin vor!«
    Armand nickte. »Aber ein Christenfürst darf ja auch nur eine einzige Frau heiraten«, erinnerte er. »Und da wählt man natürlich eine passende Prinzessin. Ein Sarazenenfürst nimmt gewöhnlich auch eine Sarazenenprinzessin zur ersten Gattin. Aber bei der zweiten bis vierten hat er die freie Wahl. Und wenn ihm die erste keinen Erben schenkt …«
    »Er kann wirklich vier Frauen haben?«
    Über Armands Erzählungen vom Morgenland vergaßen seine faszinierten Zuhörer das Unwetter und die Angst um die anderen, die draußen den Blitzen und dem Regen ausgesetzt waren. Vor allem Armands offensichtliche Kontakte zu den »Muselmanen« ließen Gisela, Rupert und Magdalena gar nicht mehr los.
    »Sprecht Ihr denn auch ihre Sprache?«, erkundigte sich Gisela schließlich.
    Armand lächelte. »Nur unvollkommen«, gab er zu, aber damit ließ das Mädchen ihn nicht durchkommen.
    »Dann sagt doch was! Bitte, ich will es hören. Sagt irgendetwas!«
    Giselas Betteln konnte er nicht widerstehen. Armand überlegte kurz. Dann verneigte er sich in der Runde.
    »Salaam Aleikum«, grüßte er förmlich – und blickte überrascht auf Konstanze, die

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