Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
Vom Netzwerk:
Mädchen, und mitunter verschmolzen sein heller Sopran und Nikolaus’ Engelsstimme für ihn zu einem himmlischen Konzert.
    »Aber unser Lenchen ist auch hübsch!« Konstanze schob Magdalena in ihrem neuen Staat vor.
    Auch die Kleine war nun sauber und ordentlich gekleidet, das feine Haar zu Zöpfen geflochten, die eine freundliche Badefrau auf ihrem Kopf festgesteckt hatte wie eine Krone. Trotz der Strapazen des Weges hatte sie auch schon ein wenig zugenommen, ihr Gesicht rundete sich kindlich, der Ausdruck des hungrigen, verschreckten Mäusleins schwand. Magdalena wirkte glücklich, ja fast verklärt. Besonders dann, wenn sie Nikolaus’ täglichen Reden lauschte. Das Mädchen ließ sich davon verzaubern, während die meisten, gleich am Anfang rekrutierten Kreuzfahrer kaum noch hinhörten. Schließlich wiederholte der Junge immer nur die gleichen Geschichten von der Herrlichkeit Jerusalems, und an den meisten Feuern hatten sich inzwischen Erzähler gefunden, die all das viel trefflicher auszuschmücken verstanden.
    Gisela zum Beispiel konnte ihre kleinen Zuhörer stundenlang fesseln, aber im Gegensatz zu den meisten anderen verhieß sie keine Wunder am Ende der Reise, sondern beschränkte sich auf Heiligenlegenden oder Rittergeschichten. Armand schmunzelte, als sie die Artussage, einschließlich aller Verwicklungen rund um Lancelot und Guinevere, lang und breit ausschmückte. Sie war zweifellos an einem Minnehof erzogen worden. Er hätte zu gern gewusst, wovor sie davonlief.
     
    Zu Armands Leidwesen sollte er es nur zu bald erfahren. Schließlich war Giselas Flucht von der Herler Burg nicht unbemerkt geblieben. Friedrich von Bärbach dachte gleich am nächsten Tag daran, ihr nachzusetzen, beschloss dann aber,Odwin von Guntheims Ankunft abzuwarten. Der Guntheimer musste schließlich entscheiden, ob er das Mädchen noch wollte, nachdem es einem Pferdeknecht beigelegen hatte.
    Odwin traf denn auch wie geplant am nächsten Tag ein und war ziemlich erbost, sein Hochzeitsbett leer zu finden. Allerdings zeigte er sich nicht bereit, auf die versprochene Braut zu verzichten. Zudem glaubte er nicht an Friedrich von Bärbachs Theorie von der unpassenden Liebe.
    »Ach was, Bärbacher, die ist nicht mit dem Knecht auf und davon!«, erklärte der alte Ritter und wanderte wütend in Friedrich von Bärbachs Halle auf und ab. »Sie hat den Kerl mitgenommen, klar. Aber auch den Drachen, den die Meißnerin ihr mitgegeben hat. Und die Alte hat Haare auf den Zähnen! Die ließ das Mädel kaum aus den Augen, als es mir das Bad bereitete! Sonst hätt’ ich’s vielleicht da schon zum Weib genommen!« Der Guntheimer blitzte von Bärbach an, als sei er allein schuld an dem Desaster, weil seine Tochter zu gut bewacht gewesen war. »Und bestimmt steht das Weib nicht still daneben, wenn ihr Schützling es mit einem Knecht treibt. Nein, die streben nach höheren Zielen. Die Alte wie die Junge! Ich wette drauf, dass sie mit diesen Verrückten unterwegs sind, die Jerusalem befreien wollen. Die Kleine ist hinter einem Kreuzritter mit Lehen im Heiligen Land her. Vielleicht hat sich da sogar schon einer gefunden. Waren ja lockere Sitten am Hof zu Meißen, wenn es wahr ist, was man hört! Und dann hört so ein Kätzchen ein paar Rittergeschichten, und schon ist es so weit: Lancelot und Guinevere treffen sich im Goldenen Jerusalem!«
    »Und was willst du jetzt machen?«, fragte der Bärbacher eher unwillig.
    Auch er hatte natürlich an den Kreuzzug gedacht und überlegt, seine Tochter in Köln zu suchen. Aber er unterhielt ausgezeichnete Beziehungen zum Erzbischof, und er war sich nicht klar, wie der Kirchenfürst zum Kreuzzug stand. Vielleicht hätte er ihm geholfen, das Mädchen zu finden.Aber womöglich hätte er es auch gedeckt. Und dann? War die Verbindung mit dem Guntheimer wirklich so wichtig, das gute Verhältnis zum Metropoliten zu riskieren? Drohte ihm womöglich ein Bann, wenn er bewaffnet auf dem Domplatz erschien, um einem Knecht seine Tochter zu entreißen? Auf jeden Fall drohte ihm ein gehöriger Gesichtsverlust. Das halbe Rheinland würde erfahren, dass seine Gisela mit einem Unfreien auf und davon war.
    »Wir spüren sie natürlich auf!«, erklärte der Guntheimer. »Das kann ja so schwer nicht sein. Bis gestern waren sie in Mainz … aber jetzt werden sie wieder unterwegs sein.«
    »Und da willst du sie suchen?«, fragte von Bärbach. »Auf dem Weg ins Heilige Land? Unter Tausenden marodierender Tagediebe?«
    Odwin von Guntheim

Weitere Kostenlose Bücher