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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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paar Tausend? Nein, nein, nein!«
    Ob es dieser Landmann war, der die Kunde vom Kinderkreuzzug herumerzählte, oder ob sie sich eher durch die verärgerten Bauern verbreitete, denen Nikolaus die Knechte abwarb – auf jeden Fall bewahrheitete sich Dimmas Voraussage. Je weiter das Heer Richtung Worms vorankam, desto weniger mögliche Rekruten fanden sich am Weg und desto unfreundlicher wurden die Menschen in den Dörfern. Dabei hatten jetzt auch Nikolaus und die anderen Jungen der Vorhut begriffen, dass ein Gewitter nahte und die Kinder einen Unterschlupf brauchten. Natürlich würde es kaum möglich sein, sie alle in Scheunen oder gar Häusern unterzubringen, aber selbst innerhalb einfachster Mauern oder Hecken wäre es doch sicherer als unter freiem Himmel am Rhein.
    Ein paar Kinder versuchten, Nikolaus dazu zu bringen, vor den Dörflern zu predigen, aber der Knabe war müde – und fürchtete vielleicht auch, erstmalig zu versagen und damit an Einfluss zu verlieren. So betete er nur mit all seinen Anhängern um Gottes Beistand – während die Kinder an einer Baumgruppe ihr Lager aufschlugen.
    Dimma, mit ihrer Herrin Jutta weit gereist, konnte darüber nur den Kopf schütteln. »Da werden sie vielleicht nicht so schnell nass, aber dafür ziehen die Wipfel doch die Blitze nur so an!«, bemerkte sie. »Der Fluss allerdings auch. Das Sicherste wäre ein Hohlweg – oder ein richtiger Wald, so tief drinnen wie möglich.«
    Armand nickte grimmig. Wäre Nikolaus rechtzeitig vom direkten Weg abgewichen und hätte seinen Trupp ins Inland geführt, so hätte sich bewaldetes Gelände finden lassen. Aber wieder einmal hatte niemand vorausgedacht. Außer, wie sich herausstellte, Rupert der Pferdeknecht!
    Der Junge erwartete die Kreuzfahrer am Rhein bei Oppenheim und stieß, die Satteltaschen wohl gefüllt, rasch auf Gisela und ihren Anhang.
    »Auf dem Weg zum Dorf liegt ein Heuschober«, verriet er triumphierend. »Ich hab gerade geholfen, ihn zu füllen. Es ist kaum eine Meile weit, wir können schnell da sein. Aber sagt es nicht weiter, das ganze Heer wird dort keinen Platz finden.«
    »Wir könnten vielleicht Nikolaus …« Magdalena machte ein begehrliches Gesicht. Zu gern hätte sie den kleinen Prediger mit ins Trockene genommen.
    »Bloß nicht!«, erklärte Gisela. »Der requiriert die Unterkunft sofort, und dann sitzen allein er und seine Mönche im Warmen. Höchstens noch die Gauner, die neuerdings immer in seiner Nähe sind! Vorhin hat mir einer einen Fetzen von Nikolaus’ Hemd angeboten. Als Glücksbringer! Für drei Kupferpfennig hätte ich ihn haben können.«
    Armand lachte. »Der Reliquienhandel etabliert sich traditionell rasch. Aber kommt, lasst uns reiten, bevor es zu dunkel wird und alle schon lagern. Sonst werden sie Fragen stellen, wohin wir uns wenden. Rupert, reich mir noch zwei Kinder aufs Pferd, je mehr reiten, desto schneller sind wir.«
    Tatsächlich erreichten sie den geräumigen Schober mit den ersten Regentropfen, und alle fanden Obdach im duftendenHeu. Die Kinder begannen sofort, sich lachend gegenseitig damit zu bewerfen, und Dimma musste sie energisch zur Ruhe rufen. Erst als sie Ruperts Satteltaschen öffnete, versammelte die hungrige Schar sich mucksmäuschenstill um die alte Kammerfrau.
    »Ein Feuer können wir allerdings nicht anmachen, und sicher vor Blitzschlag sind wir hier natürlich auch nicht«, merkte Konstanze an, während sie sich eine Schlafkuhle ins Heu grub.
    Gisela winkte ab. Sie war nach der langen Wanderung müde und gereizt.
    »Jetzt mach uns nicht den schönen Schober schlecht! Das ist das Beste, was wir bekommen können. Wenn’s dir nicht passt, hättest du eben im Kloster bleiben müssen!« Gisela drapierte ihre Decken auf einem Heuhaufen und lächelte Rupert zu. »Das hast du sehr gut gemacht, Rupert!«, lobte sie dann den Knecht, der daraufhin strahlte. »Könntest du eigentlich jeden Tag machen.«
    Ruperts Lächeln erlosch, und auch Konstanze schwieg eingeschüchtert.
    Armand, der die Spannung spürte, war froh, als er den Weinschlauch entdeckte. Er überließ allerdings Rupert das Privileg, ihn herumgehen zu lassen, nachdem die Kinder schließlich schliefen und sich die Älteren nahe einer Luke gelagert hatten. Konstanze schaute eher fasziniert als ängstlich in das Unwetter draußen. Das Naturschauspiel von Blitz und Donner fesselte sie. Wie erzeugten die Blitze bloß dieses taghelle und doch gespenstische Licht? Warum hielt es nur einen Lidschlag lang an? Und warum

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