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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Guntheimer gleich in den Kreis um den Heerführer Nikolaus vorkämpfte. Er schob die Kinder einfach beiseite, trat Feuer aus und verscheuchte Frechlinge, die sich ihm in den Weg stellten, mit dem Schwert. Schließlich fand er sich Nikolaus’ »Leibwächtern« gegenüber – vierschrötigen Jungen, die den kleinen Prediger und die ihn beratenden Mönche vor den anderen abschirmten – und den längst florierenden Reliquienhandel in Gang hielten.
    »Was wollt Ihr? Nikolaus sehen?«, fragte einer ohne jede Ehrerbietung dem Ritter gegenüber. Er grinste. »Das wollen viele! Wenn’s klappen soll, werdet Ihr tief in die Taschen greifen müssen. Und ein bisschen freundlicher sein! Unser Nikolaus ist zart besaitet. Der schickt Euch einen Fluch nach, wenn Ihr so mit dem Schwert herumfuchtelt!«
    Odwin lief umgehend rot an. »Hör zu, du Lausejunge! Du sprichst mit Odwin von und zu Guntheim, Ritter des Königs und Kaisers des Römischen Reiches! Wenn ich ernsthaft mit dem Schwert fuchtele, trenne ich dir den Kopf vom Rumpf!«
    Der Junge schüttelte lächelnd den Kopf. »Aber, aber, Herr Ritter! Einem unbewaffneten Kind! Solltet Ihr die Witwen und Waisen nicht eher schützen?«
    Odwin knirschte mit den Zähnen.
    »Warum sagst du ihm nicht einfach dein Begehr, Vater?«, wandte Wolfram schüchtern ein. Ein Streit mit diesen Gassenbengeln behagte ihm absolut nicht.
    Der Anführer der Jungen, Roland, hörte sich Odwins Forderungen ungerührt an. »Drei Kupferpfennig, und ich erinnere mich, wo das Fräulein lagert«, bemerkte er dann. »Und weitere zwei für den Jungen, der Euch hinführt.«
    Odwin tobte und drohte damit, das gesamte Kinderheer zur Hölle zu schicken. Wieder zog er das Schwert, allerdings ohne Roland und seine Schar damit zu beeindrucken. Wolfram wartete ergeben ab, bis sein Vater schließlich einsah, dass dies eigentlich ein wohlfeiler Preis war. Nicht nur zeitsparend – ein Durchsuchen des Kinderheeres auf gut Glück würde Stunden dauern –, sondern auch sicher. Zweifellos sprach es sich schnell herum, wenn ein Mann wie der Guntheimer das Lager der Kinder auskundschaftete. Gisela konnte gewarnt werden und sich rechtzeitig verstecken. Bislang argwöhnte sie dagegen sicher noch nichts.
    Von Guntheim knirschte mit den Zähnen, als er einem schmierigen, rattengesichtigen Boten durch die Menge der todmüden jungen Kreuzfahrer folgte, die sich rund um denDom zu Worms und bis hinunter zum Turnierplatz auf den Rheinwiesen ausgebreitet hatten. Es gab keine andere Möglichkeit, aber es ärgerte ihn doch, vor einem Bengel wie Roland klein beigeben zu müssen. Aber er würde es Gisela spüren lassen! Noch bevor er sich auf die Suche machte, hatte er sich in einer Herberge in der Stadt eingemietet. Und einen fürstlichen Preis für das letzte freie Gelass bezahlt. Er würde das Mädchen gleich dorthin mitnehmen und zu seiner Frau machen! Dann war das Geld wenigstens gut angelegt.
    Odwins Laune besserte sich, und er fand Zeit, Nikolaus’ Predigt zu lauschen. Die Freuden des ewigen Lebens im Goldenen Jerusalem … Odwin grinste. Er zumindest gedachte dem Paradies an diesem Tag schon nahe zu kommen.
     
    Armand hatte sich vergeblich bemüht, einen Schlafplatz in einer der Herbergen zu Worms zu finden. Wenn immer es möglich war, schlief er nicht unter freiem Himmel, aber er legte bei seiner Wahl auch Wert auf Ordnung und Sauberkeit. Was ihm in dieser Stadt jedoch angeboten wurde, entsprach nicht seinen Vorstellungen. Da lagerte er lieber mit den Kindern am Feuer und lauschte auf Giselas Geschichten. Auch wenn ihm das Einschlafen stets etwas schwerfiel. Immer wieder ertappte er sich dabei, unter all den vielfältigen Schlafgeräuschen um sich herum die leichten Atemzüge des blonden Mädchens heraushören zu wollen. Wo er es zu lokalisieren hatte, wusste er stets genau: Dimma neben ihrem Schützling schnarchte wie ein Bär.
    Nun wanderte Armand durch die engen Gassen, in denen vor allem Handwerker und kleine Krämer ihren Geschäften nachgingen. Der Kinderkreuzzug beherrschte natürlich auch hier die Gespräche. Armand hörte, wie ein Meister seinen Lehrling schalt, weil er weggelaufen war, um Nikolaus’ Predigt zu hören, und nun mit den Kreuzfahrern ziehen wollte. Der Knabe war wohl nicht der Klügste. Wie hatte er zurückkommen können? In der kommenden Nacht verschloss derMeister zweifellos seine Kammer. Armand lächelte in sich hinein. Irgendein freundlicher Heiliger hielt da sicher die Hand über den kleinen

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