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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Dummkopf!
    Als der junge Ritter sich dem Dom näherte, wurden die Straßen belebter. Armand erkannte einige der Kreuzfahrer, die zum Teil zum Judenviertel strömten. Wahrscheinlich hatten sie noch Wertgegenstände, die sie hier zu Geld zu machen hofften. Auch Gisela hatte am Morgen erneut einen Pfandleiher aufgesucht. Armand wusste nicht, wie viel Gold sie besaß, aber bei der Menge ihrer kleinen Kostgänger mussten die Rücklagen rasch schwinden.
    Und dann erkannte er Konstanze, die ihm aufgeregt suchend entgegenkam.
    »Monseigneur Armand! Oh, Gott sei gedankt, dass ich Euch finde!« Erleichtert und außer Atem blieb das Mädchen vor ihm stehen. »Habt Ihr Gisela gesehen? Magdalena sagt, jemand sucht sie. Die Jungen um Nikolaus erzählen, zwei Ritter hätten Roland ein kleines Vermögen gegeben, damit er sie zu ihr führt. Und sie hätten nicht gerade freundlich ausgesehen.«
    Magdalena trieb sich immer öfter inmitten des Heeres herum, um Nikolaus so nahe wie möglich zu sein. Zweifellos hätte sie auch »Reliquien« gekauft, aber natürlich besaß sie kein Geld.
    Armand war sofort alarmiert. »Und? Wo ist sie? Hat man sie gefunden?« Er griff nach seinem Schwert.
    »Sie wollte ins Badehaus, sagt Dimma«, gab Konstanze Auskunft. »Rupert begleitet sie hin. Das Badehaus für Frauen liegt nicht in der besten Gegend. Viele Schänken und …«, sie errötete, »… Hurenwirte in der Nähe.«
    Armand nickte. Er hatte die Bäder für Männer besucht und auch sie nicht im besten Stadtviertel gefunden. Manchmal bedauerte er, dass ihm die Badehäuser der Juden nicht offenstanden. Sie galten zumindest im Heiligen Land als sauberer und frei von allzu offenherzigen »Badefrauen«.
    »Gut, dann führt mich mal hin, Fräulein«, beschied er Konstanze artig. »Mit ein bisschen Glück passen wir sie vor der Tür des Badehauses ab, und wenn es sein muss, wird sich ein Versteck finden lassen. Morgen geht es ja weiter. Habt Ihr übrigens eine Ahnung, mit wem wir es zu tun haben? Ein Vater? Oder gar ein Gatte?«
    Konstanze schüttelte den Kopf. »Mir hat sie nichts gesagt. Aber es ist doch wohl offensichtlich, dass sie verheiratet werden sollte. Diese ›Geschenke‹ ihrer Ziehmutter, die sie jetzt nach und nach versetzt … das kann doch nur eine Mitgift sein.«
    Armand seufzte. »Also ein versprochener Gatte. Das sind die Schlimmsten … Kommt, wir dürfen keine Zeit verlieren!«
    Die beiden eilten durch die Gassen, kamen aber nicht allzu schnell voran. Das anrüchige Viertel, an dessen Rand sich das Badehaus befand, lag nahe der Stadtmauer, und es war gut besucht. Die Betuchteren unter den Kreuzfahrern suchten die Schänken und Garküchen auf, um mal etwas anderes zu bekommen als die karge Verpflegung, die Nikolaus für sein Heer erbettelte – und die Bürger ihrerseits tauschten hier bei einem Becher Wein oder Bier ihre Meinung über Nikolaus’ göttliche Sendung aus. So mancher Patriziersohn, der auf dem Kreuzzug seine Freiheit erprobte, versuchte sich wohl auch an der »Ware« der Hurenwirte. Nicht sehr gottgefällig – aber die Sünden, so waren sie überzeugt, würden ja bald vergeben.
    »Hier ist es gleich, nur noch um die Ecke«, erklärte Konstanze gerade, als Armand hinter einer Gastwirtschaft streitende Stimmen vernahm. Eine davon gehörte einem Mädchen. Gisela.
    »Nein, ich erkenne das nicht an!«, rief das Edelfräulein herrisch. »Ich habe Euch keine Eide geschworen im Kreise der Ritter. Ihr habt nur das Wort meines Vaters, meines habt Ihr nicht!«
    Dröhnendes Gelächter drang Armand ans Ohr. Der Mannmusste ein Hüne sein. Der junge Ritter zog sein Schwert und rannte, gefolgt von Konstanze, um die Schänke herum.
    »Ihr hört, was sie sagt!«
    Das war Rupert. Aufgebracht und todesmutig.
    Und erstaunlich schnell. Als Odwin jetzt mit dem Schwert nach ihm stieß, parierte er außerordentlich geschickt mit seinem kleinen Dolch.
    Odwin beachtete ihn jedoch gar nicht. Er wandte sich allein an Gisela. »Tut mir leid, Kätzchen, dass dein Vater dir keinen Minnesänger zum Gatten gewählt hat«, beschied er das Mädchen lachend. »Aber sei gewiss, du wirst auch meine Talente schätzen lernen.«
    Armand und Konstanze registrierten einen kräftigen, fast kahlköpfigen Mann. Odwin von Guntheim trug keine Rüstung, aber natürlich sein Schwert und eine Tunika in seinen Farben. Ein Pferd hatte er nicht bei sich, dafür einen schüchternen Knappen.
    »Herr Ritter?« Armand hob die Stimme.
    Auch er war nicht gerüstet, also

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