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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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gleiche Voraussetzungen für einen möglichen Zweikampf. Wenn es sein musste, würde er den Mann im Namen des Mädchens fordern.
    Aber der vierschrötige Kahlkopf hörte gar nicht auf Armands Ruf. Er rangelte mit Rupert herum, versetzte dem nun aber einen so heftigen Stoß, dass er stolperte und auf die Straße fiel.
    Gisela schrie auf, als das Schwert des Ritters in Ruperts Richtung zuckte. In diesem Moment wurde der Knappe des Ritters des zweiten möglichen Angreifers gewahr.
    »Vater!«, rief er warnend.
    Der Kahlkopf fuhr herum, gleichzeitig zog der Knappe sein Schwert und stellte sich Armand entgegen. Der junge Ritter parierte – und wunderte sich, dass es ihm schon mit diesem einen, recht leichten Schlag gelang, den Knappen völlig aus der Fassung zu bringen. Er setzte noch einmal nach und schlug ihm dabei das Schwert aus der Hand.
    Sofort stieß der Kahlkopf zu – doch noch bevor Armand den Schlag parieren konnte, ertönten Schreie. Ein heiserer, gurgelnder, aus dem Mund des Mannes, der Armand gerade angriff – und ein heller, entsetzter aus Giselas Mund. Gleichzeitig erlahmte die Schwerthand des Hünen. Auf seinem Gesicht erschien ein ungläubiger Ausdruck, dann stürzte er nach vorn. Entsetzt gewahrte Armand das Messer in seinem Rücken. Ruperts kleiner Dolch, zielgenau geschleudert.
    Giselas Gesicht war wie versteinert, desgleichen das des Knappen, der hingefallen war, als Armand ihm das Schwert entwand. Rupert dagegen grinste selbstzufrieden.
    »Ich hab Euch das Leben gerettet, Herr Ritter!«, bemerkte er.
    Armand fasste sich an die Stirn. »Und dabei das deine verwirkt«, sagte er. »Herrgott, Junge, wie konntest du nur? Hast du wirklich gedacht, ich könnte mich nicht selbst verteidigen? Schon die Waffe gegen einen Ritter zu erheben, hätte dich in den Kerker gebracht. Aber ein Messer im Rücken eines Edelmannes …«
    »Er wollte mir nur helfen!«, verteidigte ihn Gisela. »Ihr dürft ihn nicht verraten!«
    Armand wies auf den Knappen. »Und was ist mit ihm? Wollt Ihr ihn seinem Meister hinterherschicken, damit er darüber schweigt?«
    Er hielt sein Schwert auf Wolfram gerichtet, damit dieser seine Waffe nicht wieder an sich zu nehmen und sich dem Mörder seines Vaters zu stellen versuchte. Ansonsten, so dachte Armand respektlos, gäbe es wahrscheinlich gleich den nächsten Toten. Der Knappe hatte selten ungeschickt gekämpft, Rupert schien ihm klar überlegen.
    »Ach, das ist nur Wolfram!« Gisela begleitete ihre Erklärung mit einer wegwerfenden Geste. »Der sagt schon nichts … Nicht, Wolfram?«
    »Es würde dir sonst auch übel bekommen … Herr!«, drohte Rupert.
    Der untersetzte Knappe schien kaum in der Lage, etwas zu erwidern. Armand wusste nicht, was er denken sollte. So besann er sich zunächst auf die Regeln des höfischen Umgangs.
    »Knappe«, begann er ernst. »Mein Name ist Armand de Landes, Sohn des Simon de Landes zu Akkon in Outremer, unter der Herrschaft des Königs Jean de Brienne. Es … der Tod Eures Herrn tut mir sehr leid. Aber es wäre auf jeden Fall hilfreich, wenn ich wüsste, wie ich Euch nennen soll. Vielleicht … können wir dann über Wehrgeld verhandeln. Der Junge hier wusste es nicht besser. Und er hat den Kreuzfahrer-Eid geschworen. Gott mag ihm die Sünde vergeben …«
    Armand wusste selbst, wie kläglich das klang, aber der Knappe, der sich jetzt ungeschickt aufrichtete, war auch kein besonders harter Brocken.
    »Wolfram von Guntheim«, sagte er benommen.
    »Und ich … ich …«
    Wolfram fehlten die Worte. Er wusste nicht, was er diesem Ritter erwidern sollte, und er hätte auch die Erleichterung nicht benennen können, die ihn erfasste, als er seinen Vater fallen sah. Natürlich wusste er, dass er jetzt Rachepläne hätte hegen müssen, dass er den rasenden Wunsch hätte verspüren müssen, Rupert zu töten. Aber er dachte nur daran, dass er nun niemals mehr ein Turnier würde bestreiten müssen, nachdem man ihn endlich zum Ritter geschlagen hatte. Dass er Friedrich von Bärbachs gönnerhafte Worte beim Ritterschlag nicht würde hören müssen – einen Ritterschlag, der nicht ausgeführt wurde, weil der Knappe seiner würdig war, sondern nur, weil es gar nicht mehr anders ging, ohne seiner Ehre völlig verlustig zu gehen. Und niemals mehr würde sein Vater über ihn spotten! Keine weitere Stiefmutter würde in der Burg einziehen, um Odwin vielleicht doch noch einen Sohn zu schenken, auf den er stolz sein konnte.
    Aber Wolfram wusste natürlich auch, dass er

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