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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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nun heimkehrenund sein Erbe in Besitz nehmen musste. Er war jetzt der Guntheimer! Ihm gehörten die Burg und das Lehen. Und wenn er wirklich wollte, konnte er sogar die Hand auf dieses Mädchen legen, das hier um das Leben eines Knechtes flehte. Ein Wort von ihm, und es würde mit ihm gehen, schon um Rupert zu schützen!
    Einen Herzschlag lang fühlte Wolfram heftiges Begehren. Natürlich, dem Bärbacher würde es egal sein, ob er seine Tochter dem alten oder dem jungen Guntheimer zur Frau gab. Und wenn er Gisela erst in seiner Burg hatte, unter seiner Kontrolle …
    Wenn vor dem Mädchen nur nicht der mörderische Knecht und der fremde Ritter gestanden hätten! Zweifellos ein starker Kämpfer, und womöglich würde er sich Wolfram in den Weg stellen, wenn er Gisela beanspruchte.
    Also klein beigeben? Ohne das Mädchen und ohne seinen Vater vor seine Ritterschaft treten und das Erbe beanspruchen? Wenn der Bärbacher ihn nicht rasch noch zum Ritter schlug, entzog der Kölner Erzbischof ihm womöglich das Lehen!
    Wolframs Gedanken rasten.
    »Dieser … dieser Kreuzzug …«, flüsterte er dann und wandte sich an Gisela, »… ist es … ist es wahr?«
    »Ist was wahr?«, fragte das Mädchen.
    »Dass es … dass man keine Waffen braucht. Keine Ritter … Dass wir das Heilige Land befreien können, ohne jede Gewalt. Und dass wir dann doch …«
    Gisela zitterte. Sie kannte Wolfram zu gut. Gott wusste, wie sie ihn studiert hatte in all den Wochen, in denen sie versuchte, an sein Herz zu rühren! Dieser Junge konnte nicht kämpfen, weder hatte er den Mut noch das Geschick. Aber er wollte auch kein Mönch werden. Und hier war der Ausweg, den er suchte.
    »Ja, Wolfram«, sagte sie sanft. »Wir werden Jerusalem befreien, nur mit der Kraft unserer Gebete. Durch GottesGnade, durch seinen Willen zu vergeben … So wie auch wir vergeben …« Sie warf einen Seitenblick auf Rupert.
    »Aber … es ist doch ein richtiger Kreuzzug?«, vergewisserte sich Wolfram. »Wir … wir werden belohnt wie …«
    »Wie alle Kreuzritter zuvor!«, versicherte ihm Gisela mit zitternder Stimme. »Wir werden heimkehren in Ruhm und Ehre … Wer will, wird ein Lehen erhalten.«
    Und niemand würde nach Wolframs Schwertleite fragen oder nach dem Ritterschlag!
    Wolfram sah Gisela mit glühenden Augen an. Und auch den Knecht, der seinen Vater erschlagen hatte. Den Ritter, der das Ganze verständnislos beobachtete. Das dunkelhaarige Mädchen, das sich im Hintergrund gehalten hatte und nun mit gewandter Rede Neugierige von der Gasse fernhielt.
    »Eine Rangelei unter Aussätzigen … bleibt weg, wenn Euch Euer Leben lieb ist«, hörte Wolfram sie sagen.
    »Ich werde nichts sagen!«, erklärte Wolfram von Guntheim. »Aber ihr … ihr sagt auch nichts!«
    Rupert und Armand nickten, obwohl ihnen nicht ganz klar war, worüber sie da Stillschweigen bewahren sollten.
    Gisela bejahte beruhigend. »Wir werden auch nichts sagen«, bestätigte sie.
    Nichts darüber, dass Wolfram kein Ritter war, dass er den Mord an seinem Vater mit angesehen hatte, ohne ihn zu rächen. Nichts darüber, dass man ihm mit einem Schlag sein Schwert entwinden konnte, dass er nichts so sehr fürchtete wie eine Waffe. In der eigenen Hand oder in der eines anderen …
    »Ich gehe, die Predigt zu hören«, sagte Wolfram nun leise.
    Gisela nickte ihm zu. Er würde noch an diesem Abend den Eid der Kreuzfahrer schwören.
    Armand sah ihm verständnislos nach, wandte sich dann aber dringlicheren Aufgaben zu.
    »Hat jemand etwas gesehen, Konstanze? Herrgott, die Ausrede mit den Aussätzigen war Gold wert! Vielleichtkannst du … könnt Ihr sie noch eine kurze Zeit aufrechterhalten. Und gebt mir Euren Mantel, damit wir die Leiche zudecken können. Ja, so ist es besser. Wenn wir sie jetzt noch in diesen Hinterhof ziehen, wird sie so schnell keiner finden.«
    Der Nachmittag ging inzwischen in den Abend über und in den engen Gassen hinter der Schänke herrschte bereits Zwielicht. Armand wandte sich an Rupert, der offensichtlich beabsichtigte, sich mit Gisela davonzumachen.
    »Wo willst du hin, Rupert? Weg? Bist du von Sinnen? Hier liegt ein toter Ritter, hinterrücks feige erschlagen! Das ist kein hergelaufener Kerl, jeder Herold wird seinen Namen kennen, wenn er nur einen Blick auf seine Farben wirft! Der Mann muss weg von hier, und das schnell. Also geh jetzt in eine dieser Schänken und such nach ein paar Gaunern, die dir helfen. Jemand muss wissen, wie man eine Leiche verschwinden lässt, auf dass

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