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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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wird, das Heilige Land zu erreichen? Hat Gott uns versprochen, dass es leicht wird? Nein, meine Freunde, das hat er nicht. Unsere Belohnung wartet in Jerusalem, aber der Weg dorthin ist eine einzige lange Prüfung. Und wehe dem, der sie nicht besteht! Wehe dem, der seinen Eid bricht um seiner Bequemlichkeit willen! Die Toten wandern direkt von hier aus in den Himmel, wo sie zu Füßen Jesu sitzen und süßen Brei essen dürfen. Aber die Abtrünnigen werden auf immer in die Hölle fahren und dort bereuen, was sie getan haben! Jetzt klagen sie über ein bisschen Kälte und Nässe! Aber wenn sie in der Ewigkeit in denFlammen stehen, werden sie sich danach sehnen, noch einmal unser Lager teilen zu können!«
    »Davon wird mir nur nicht wärmer«, seufzte Armand. Er hatte Nikolaus’ Predigt aus einem primitiven Zelt heraus gelauscht, das er in Speyer erstanden hatte. Auch Gisela hatte mit blutendem Herzen zwei weitere Schmuckstücke versetzt, um provisorische Unterstände für sich und ihre Freunde anzuschaffen. Obwohl alle die einfachsten Zeltformen gewählt hatten, die am Abend in Windeseile aufgebaut waren, war das Material – gewachster, leichter Stoff – doch so voluminös, dass man eigentlich ein weiteres Maultier gebraucht hätte, um es zu tragen. Armand riet jedoch davon ab, noch ein Tier zu kaufen.
    »Wenn wir wirklich über die Alpen ziehen, so belastet Ihr Euch am besten mit so wenig Anhang wie möglich. Auf den Pässen kann man die Tiere nicht einfach hinterherlaufen lassen. Man muss sie führen und dabei auf jeden Schritt achten.«
    Also schleppte Floite die Zelte, und Rupert ging zu Fuß. Ein weiterer Umstand, den er Armand sichtlich übel nahm.
    Jetzt war er gerade dabei, Giselas Zelt aufzustellen, und hätte sich danach wohl gern untergestellt. Aber Rupert war ebenso wenig ein Träumer wie sein Nebenbuhler Armand. Wenn sie am Abend noch etwas in den Magen bekommen wollten, hieß es, fischen zu gehen. Magdalena, nass und verfroren wie ein Kätzchen, aber immer noch voller Eifer, schleppte auch schon die Angelruten heran.
    »Kommt, jetzt bei Regen beißen sie gut!«, erklärte sie ernst – eine Weisheit, die sie wie all ihre Kenntnisse als Anglerin von Rupert übernommen hatte. Magdalena war anstellig und freute sich lauthals über jeden Fisch, den sie dem Rhein entriss. Wenn es nicht gerade in Strömen regnete, machte ihr das Angeln großen Spaß.
    Und ausgerechnet an diesem verregneten Augustabend gelang ihr der große Fang! Sie holte eine gewaltige Barbe ausdem Fluss, während sich die anderen mit kleineren Fischen zufriedengeben mussten.
    »Na, die soll dir aber munden!«, meine Armand freundlich.
    Rupert musterte das kleine Mädchen eher unwillig. Er wetteiferte mit Armand um die fettesten Fische, die man für Gisela filetieren konnte. Sie mochte einfach keinen Fisch und schimpfte über die Gräten. In Speyer hatte Armand Gewürze gekauft, die den Geschmack ein wenig variierten. Magdalena nahm eigentlich selten davon, aber heute streute sie verschämt ein bisschen Dill auf ihren Fang, bevor sie ihn briet.
    »Die ist nicht für mich, die schenke ich Nikolaus«, erklärte das Mädchen. »Ich will nicht, dass er Hunger leidet.«
    »Nikolaus kriegt sicher genug!«, behauptete Konstanze. »Dafür sorgt Roland schon. Und Roland schwimmt im Geld!«
    Konstanze war an diesem Tag besonders schlecht auf Nikolaus’ Leibwächter zu sprechen. Der Junge verkaufte neuerdings Nikolaus’ Waschwasser als wundertätig, was nicht so schlimm gewesen wäre, hätte der kleine Prophet keine Seife gehabt. So aber waren Konstanze schon zwei Kinder an Fieber gestorben, die das Gebräu hoffnungsvoll getrunken und sich an der Seife vergiftet hatten. Das war wieder ein Beweis dafür, wie geschwächt die Jüngsten bereits waren. Gewöhnlich, erklärte Konstanze, verursache der Genuss von Seife zwar Bauchschmerzen und Fieberschübe, aber man stürbe nicht gleich daran.
    »Nikolaus hat gesagt, er hungert!«, beharrte Magdalena. »Und das dauert mich. Außerdem ist es mein Fisch. Ich kann ihn geben, wem ich will.«
    Armand verzichtete darauf, sie an die teuren Gewürze und das Salz zu erinnern. Die Kleine war zu stolz, als sie schließlich abzog, den würzig riechenden dicken Fisch in Blätter gewickelt.
    »Hoffentlich kommt sie wenigstens zu ihm durch«, sagteGisela und hielt die Hände nah ans Feuer. »Ich habe gehört, man müsste sich Tage vorher anmelden, wenn man ihn sprechen will. Und umsonst wär’s auch nicht … Sollte

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