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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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zwar manchmal ein bisschen, wenn es unangenehm roch, aber sie hatten keinen weiten Weg zum Abtritt, und ein möglicher Angreifer, der sich ihrem Zelt von hinten näherte, fielzunächst in den Graben und landete in den Exkrementen. Armand ging davon aus, dass dies kaum lautlos abginge.
    An Giselas Hof wurde jeden Abend gemeinsam gegessen, man erzählte Geschichten und munterte einander auf. Jetzt allerdings war Armand nicht nach Scherzen zumute. Sehr rasch schüttete er den ersten Becher Wein herunter.
    »Zwei … was?«, fragte Gisela, während Konstanze sich schon alarmiert aufsetzte.
    »Zwei Kinderkreuzzüge!«, präzisierte Armand. »Der zweite ging von Vendôme aus, oder besser von Cloyes. Das ist ein kleiner Ort an der Loire, nicht mehr als ein Dorf. Ein Junge namens Stephan hat dort Schafe gehütet.«
    »Und eines Tages ist ihm ein Engel erschienen«, flüsterte Konstanze.
    Armand fragte sich, warum das Mädchen dabei erblasste.
    »Nein, gleich Jesus Christus«, berichtigte er. »Der Mann hat sich selbst so genannt, also ist kein Zweifel möglich wie bei unserem Nikolaus. Stephan ist allerdings auch deutlich älter, er sollte genauer nachgefragt haben. Davon abgesehen gleichen sich die Erzählungen. Der Fremde kam an sein Feuer, Stephan hat sein Essen mit ihm geteilt. Und dann die Geschichte über die Unbill, welche die Christen in Palästina zu erleiden hätten, und der Aufruf zum Kreuzzug. Stephan hat dann gleich sein Dorf verlassen – was Ärger gegeben haben dürfte, er war unfrei. Aber er ging nach Vendôme, und da ließen sie ihn predigen. Auf dem Vorplatz der Dreifaltigkeitskirche – ähnlich wie Nikolaus überall vor den Kathedralen gepredigt hat. Und er spricht wohl sehr mitreißend. Jedenfalls ist er mit ein paar Tausend Anhängern auf dem Weg nach Marseille. Da soll sich …«
    »Das Meer teilen!«, rief Gisela. »Ich kann’s kaum fassen! Gott hat also … ist das möglich, dass Gott zwei berufen hat?«
    »›Gott‹ – oder wer auch immer – hat mindestens drei berufen«, sagte Konstanze mit schmalen Lippen. Sie hatte sofort die Aufmerksamkeit der gesamten Runde.
    »Er hat … dich auch?« Magdalena schaute sie an, als sei sie sofort bereit, vor ihr auf die Knie zu fallen.
    Konstanze machte sich zunehmend Sorgen um das Mädchen. Magdalena war nicht mehr ständig um sie herum, sondern suchte verzweifelt die Nähe Nikolaus’. Zwei- oder dreimal wollte sie ihn sogar getroffen haben. Aber andererseits hörte man, dass nur zahlende Pilger zu ihm vorgelassen wurden. Bildete Magdalena sich die Sache also ein – oder gab sie etwas dafür? Dimma machte diesbezüglich Andeutungen, die Konstanze nicht glauben wollte.
    »Lenchen, wie oft soll ich dir noch sagen, meine Visionen waren zu nichts nütze!«, beschied Konstanze ihren Schützling jetzt ärgerlich. »Niemand hat mich zu irgendetwas berufen.« Dann aber erzählte sie von Peter.
    »Ich hab’s bisher nie erwähnt, weil es ja nicht direkt wichtig war. Und weil es schließlich durchaus sein kann …«
    »… dass Gott sich bei der Auswahl seines Propheten irrt?«, rief Armand. »Das kannst du nicht ernsthaft annehmen! Nein, da waren Werber unterwegs. Da wurde ganz gezielt nach einem Jungen gesucht. Wie alt war dein Peterchen?«
    Wenn Armand von seinen Gefühlen übermannt wurde, vergaß er immer wieder, die Mädchen artig in der respektvolleren Höflichkeitsform anzusprechen.
    »Zehn«, erwiderte Konstanze.
    »Und damit eigentlich zu jung. Ein Zehnjähriger trifft gewöhnlich noch nicht so einschneidende Entscheidungen …«, überlegte Armand.
    »Aber Nikolaus ist erst neun!«, meldete sich Magdalena. »Und ihn hat Gott …«
    »Nikolaus hatte einen ehrgeizigen Vater an seiner Seite«, erinnerte Konstanze. »Denkt daran, dass er ihn auch vorher schon auftreten und in Schänken singen ließ. Die Vision war für ihn doch ein Geschenk des Himmels! Und an dem Schäferposten hielt Nikolaus nichts, da war er ohnehin nur eine Aushilfe. Dazu all die Mönche, die um ihn herum sind …«
    »Und die womöglich ganz geschickt dafür gesorgt haben, dass man den Vater aus dem Weg schafft!« Armand lächelte grimmig. »Das sollte man mal nachprüfen, ich werde morgen an den Erzbischof von Köln schreiben. Es wäre interessant zu erfahren, wer den Mann denunziert hat.«
    »Du meinst … die Mönche hätten die Kölner gegen Nikolaus’ Vater aufgebracht?«, fragte Konstanze. Auch sie vergaß die höfischen Formen ob dieser aufregenden Neuigkeit.
    Armand zuckte die

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