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Der eine Kuss von dir

Der eine Kuss von dir

Titel: Der eine Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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zu ihr auf die Bettkante und sie legt sofort ihren Kopf in meinen Schoß. »Ich glaube, Milo will mich wieder!«, sagt sie und sieht mir aufgeregt in die Augen.
    Mein Lächeln gefriert und ich kann dem Blickkontakt nicht standhalten. Ich nehme ihren Kopf von meinem Schoß, muss aufstehen und ans Fenster treten, Hauptsache, ihr nicht ins Gesicht sehen. »Wie kommst du drauf?«, frage ich mit bebender Stimme.
    »Ach … dieses Lied! Für eine besondere Frau. Ich hatte das schon die ganze Zeit im Gefühl. Er war irgendwie so nachdenklich und abwesend, ich denke, er musste sich klar werden über seine Gefühle, aber jetzt …« Sie läuft ins Bad vor den Spiegel, um sich die Haare neu zu ordnen.
    Das darf doch alles nicht wahr sein! Ich hätte große Lust, aus dem Zimmer zu rennen, Milo hierher zu schleifen, um endlich diese unmögliche Situation zu beenden. Stattdessen stelle ich mich in den Badtürrahmen, sehe Linda dabei zu, wie sie sich ihre Wimpern tuscht, und das Herz klopft in meiner Brust. »Woher weißt du, dass er dich mit dem Lied gemeint hat?«, frage ich.
    Sie dreht sich zu mir um. »Wen denn sonst?«
    »Wollen wir uns mal setzen?«, schlage ich vor, und ihr Blick wird misstrauisch. Sie schraubt die Wimperntusche zu, geht an mir vorbei und lehnt sich mit verschränkten Armen an den Fenstersims.
    »Nicht setzen?«, versuche ich mit einem halben Lächeln, aber ihr Blick ist eisig, also bleibe ich auch stehen und sammle meinen ganzen Mut zusammen. »Das ist mir jetzt wirklich unangenehm – ich weiß auch gar nicht, wie ich anfangen soll …« Ich stocke.
    Sie presst ihre Lippen aufeinander, bis da nur noch ein dünner Strich bleibt.
    Ich konnte noch nie gut lügen und bin selber erstaunt darüber, wie lange ich das durchgezogen habe. »Also … ich und Milo … wir haben da glaube ich was miteinander laufen.« Ich bemühe mich, sie weiterhin anzusehen.
    Sie schüttelt langsam den Kopf. »Was heißt, du glaubst das?«
    »Ich glaube … also, wir sind nicht zusammen oder so, aber … wir haben Zeit miteinander verbracht und …«
    »Hast du mit ihm geschlafen?«, unterbricht sie mich.
    Mir fehlen auf einmal die Worte, also nicke ich nur schuldbewusst.
    Linda treten Tränen in die Augen, aber sie versucht, Haltung zu bewahren, ihr Blick bleibt hart und kühl. Sie sieht eine Weile zu Boden, als würde sie sich sammeln, dann kommt sie ein paar Schritte auf mich zu. »Hätte nie ge dacht, dass du so eine Schlampe bist!«
    »Bitte?« Ich reiße die Augen auf und meine Reue schlägt um in Fassungslosigkeit.
    »Und nicht nur eine Schlampe, sondern auch hinterhältig.« Sie schaut mich herausfordernd an.
    »Jetzt komm mal klar, Linda. Du hast mir selbst gesagt, dass ihr nicht zusammen seid.«
    »Ich habe gesagt, es ist kompliziert!«, schreit sie jetzt, und Tränen rollen ihr über die Wangen.
    »Ich weiß, dass es kompliziert ist. Hier ist alles kompliziert! Ich kann doch auch nichts dafür!«, wehre ich mich, und merke wie die Wut in mir hochkocht.
    Linda wischt sich aufgebracht die Tränen aus den Augen und verschmiert ihr Mascara. Es tut mir leid, sie so zu sehen, und ich muss wegschauen, um nicht selber gleich loszuheulen. Wie bescheuert ist das eigentlich? Die einzigen zwei Mädchen in der Gruppe streiten sich um den Leadsänger einer Rockband. Wie aus einer blöden Soap. Wäre ich nicht selbst mitten drin, würde ich das gar nicht glauben und mich kaputtlachen, weil es so dämlich ist.
    »Geh jetzt«, krächzt Linda und tritt zur Seite.
    »Wir können doch darüber reden … Ich habe mir das auch anders gedacht. Vielleicht …«
    »Hau ab!«, schreit sie, läuft zur Tür und öffnet sie.
    Meine Chance, hier etwas zu klären, stehen für den Moment schlecht, wahrscheinlich müssen wir erst mal runterkommen. Ich gehe durch die Tür und als ich mich noch mal nach Linda umdrehen will, schlägt sie die Tür mit voller Wucht hinter mir zu. Ich höre, wie im Zimmer etwas zu Boden oder gegen die Wand kracht.
    Bevor ich wieder in den Keller runtergehe, mache ich einen kurzen Spaziergang um den Block, damit ich mich wieder beruhigen kann.
    Vielleicht hat Milo mich gar nicht gemeint mit dem Lied. Vielleicht ist die besondere Frau seine Oma oder Grundschullehrerin oder was weiß ich, was er so für besondere Frauen in seinem Leben hat. Es stimmt: Wir kennen uns gar nicht. Und dafür jetzt das ganze Theater. Ich muss nach dem Konzert dringend mit ihm reden.
    Auf der Treppe nach unten treffe ich Dan und Mandy.
    »Sag mal,

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