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Der eine Kuss von dir

Der eine Kuss von dir

Titel: Der eine Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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die Bühne, und das Mikro fiept, als er sich nähert, Christian dreht schnell am Mischpult.
    »Jetzt okay?«, fragt der Student. Christian hält seinen Daumen hoch. »Okay! Also … ich möchte euch alle hier begrüßen und ganz besonders unseren Besuch aus Berlin! Sie sind garade auf Tour durch Brandenburg, was vielleicht glamouröser ist, als es sich anhört – ich weiß es nicht, aber ich freue mich, dass sie heute bei uns sind! Aus Berlin für euch die BlaaaackBirds! Yeah!«
    Klatschen, Pfiffe, Gekreische. Die Jungs stürmen auf die Bühne. Ich halte meine Kamera bereit, obwohl ich schon mehrere solcher Szenen habe, aber man weiß nie, ob da nicht eine bessere kommt.
    Milo stellt sich vor das Mikro und schafft es noch nicht, dem Publikum in die Augen zu sehen – er schaut hoch zu den Scheinwerfern, kneift die Augen zusammen und sagt den ersten Song an.
    Dan drängt nach vorne, zieht Mandy hinter sich her, er scheint mächtig stolz auf seine Rock’n’Roll-Kumpels. Edgar und Linda stellen sich neben mich und wippen mit den Köpfen im Takt der Musik.
    Der erste Song kommt nicht so gut wie sonst immer, die Jungs sind nervös, dabei scheint das Publikum wohlgesonnen zu sein. Die Ersten tanzen schon in den vorderen Reihen und auch die anderen sehen begeistert zur Bühne und prosten den Jungs mit ihren Bierflaschen zu.
    Die Stimmung ist gut und nach dem dritten Song überträgt sich das endlich auf die Band. Auf Milos Lippen zeigt sich ein zufriedenes Lächeln, er wird mutig und sexy.
    Die Luft im Raum wird stickig, ich stecke meine Kamera wieder weg, lege sie zu Franzi hinter den Tresen, sie verspricht mir darauf aufzupassen und gibt mir ein Bier.
    Eine Gruppe Jungs streckt mir ihre Flaschen entgegen. »Na zdrowie!«
    Ich stoße mit ihnen an. Sie lächeln. So ein Leben in einem Studentenheim könnte ich mir gut vorstellen. Besonders, wenn die Leute aus verschiedenen Ländern kommen.
    »Kann man hier gut studieren?«, frage ich Franzi.
    »Na ja. Die Stadt ist nicht die schönste. Dieses deutsch- polnische Ding ist auch nicht immer so toll, wie es von außen aussieht. Die Stadt pumpt ja total viel Geld in diese ganzen ›Verbrüderungs‹-Projekte. Letztendlich aber bleiben die Leute unter sich. Wir kriegen das hier im Haus ganz gut hin, aber es war ein Stück harte Arbeit.«
    »Habt ihr hier immer Plätze frei?«
    »Möchtest du einziehen?« Sie lacht mich an.
    »Vielleicht. Ich weiß noch nicht, ob ich studieren werde, aber wenn …« Jetzt gerade kann ich mir das sehr gut vorstellen.
    »Du bist jederzeit willkommen!«, sagt Franzi und muss dann die Zapfanlage bedienen.
    Ich gehe zurück zur Bühne.
    »Unser letzter Song vor der Pause heißt ›Now‹ und ist für eine ganz besondere Frau!«, ruft Milo ins Mikro und wischt sich mit dem Arm über seine Stirn. Vereinzelte Pfiffe.
    Meine Knie werden weich.
    »Oh Gott!«, jauchzt Linda und kneift mich in die Seite.
    »Hey!«, protestiere ich.
    »Ich werde gleich ohnmächtig oder so.« Sie schlägt die Hände vors Gesicht und dreht sich im Kreis. »Können wir reden? Du und ich … gleich, also nach dem Song?«
    »Ja. Aber hör auf mich zu kneifen!«
    »Okay … ist nur so krass … nee … also gleich!« Sie ist völlig aufgewühlt.
    Ich will sie für den Moment abwimmeln, weil ich mich auf den Text des Songs konzentrieren will, aber wie so oft ist der Gesang nicht gut abgemischt und ich verstehe nur einzelne Wörter: »Wait, baby … let me … now … again.« Verdammt! Will er mir etwas damit sagen? Ich fühle, wie meine Wangen ganz warm werden, bestimmt sehe ich total überhitzt aus. Linda will schon zur Bühne rennen, überlegt es sich aber anders, bleibt stehen und wippt hin und her. Als die letzten Akkorde gespielt werden, fängt das Publikum schon an, wild zu klatschen, und ich glaube, Milo guckt in meine Richtung, genau weiß ich es aber nicht. Ich nicke ihm zaghaft zu, damit er sieht, dass ich verstanden habe, obwohl ich rein gar nichts verstanden habe.
    »Zu mir oder zu dir?« Linda zerrt an meinem Arm.
    »Äh … zu dir. Weiß nicht?« Ich würde jetzt lieber hier bleiben und warten, bis Milo von der Bühne kommt.
    Linda zieht mich raus aus dem Keller, vorbei an den ganzen Leuten, die an die frische Luft drängen. Außer Atem kommen wir oben in ihrem Zimmer an.
    Sie lässt sich seufzend auf das Bett fallen. »Ich glaube, ich werde verrückt, Frieda!«, haucht sie und schlägt ihren Handrücken an die Stirn.
    »Was ist denn los auf einmal?« Ich setze mich

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