Der Einfaltspinsel
Knebel und die Handschellen. Es gab schon ein paar echte Irre und Schweine auf der Welt.
Auf dem Weg vor dem Haus starrte Bob Battleby ungläubig auf die schwelende Hülle, die einmal zweihundert Jahre lang das Familiendomizil gewesen war. Die Nachricht, das Manor stehe in Flammen, hatte ihn im Country Club erreicht, und da er noch betrunkener war als gewöhnlich, nahm er sie ungläubig auf. Bestimmt beliebte der Clubsekretär zu scherzen.
»Noch so ein Witz und es reicht. Das kann doch gar nicht sein.«
»Am besten sprechen Sie selbst mit der Feuerwehr«, sagte der Sekretär. Er mochte Battleby nicht, selbst wenn der Kerl nüchtern war. Der Mann war ein arroganter Snob und unhöflich dazu. Wenn er betrunken war und beim Pokern Geld verloren hatte, war es noch schlimmer mit ihm.
»Hoffentlich haben Sie verdammt noch mal Recht«, teilte ihm Battleby drohend mit. »Wenn das ein falscher Alarm ist, sorge ich dafür, dass Sie hier rausfliegen und …«
Doch was auch immer er sagen wollte, es blieb ungesagt. Battleby sackte in einen Sessel und ließ sein Glas fallen. Mrs. Rottecombe nahm den Anruf im Büro des Sekretärs entgegen und hörte die Nachricht von dem Brand, offenbar ohne eine Regung zu zeigen. Sie war eine knallharte Frau, deren Beziehung zu Bob Battleby ausschließlich ihren eigenen Interessen diente.
Trotz seines Trinkens und seines arroganten Auftretens war er gesellschaftlich nützlich. Er war ein Battleby, und dieser Name zählte eine Menge, was Wählerstimmen anging. Einfluss und Macht waren Ruth Rottecombe wichtig. Kurz nachdem Harold Rottecombe ins Parlament gewählt worden war, hatte sie ihn geheiratet und gespürt, dass er ein ehrgeiziger Mann war, der nur eine starke Frau hinter sich brauchte, um Erfolg zu haben. Sie tat, was nötig war, und kannte keine Skrupel. Selbsterhaltung kam für sie an erster Stelle, und Sex spielte in ihrer Ehe keine Rolle. In jüngeren Jahren hatte sie genug Sex gehabt. Jetzt war nur noch Macht wichtig. Außerdem war Harold die ganze Woche in Westminster, und für sie stand fest, dass er seine eigenen kleinen sexuellen Vorlieben hatte. Wichtig war, dass er seinen sicheren Sitz im Parlament behielt und Schattenminister blieb, und wenn das erforderte, sich um Bob Battleby zu kümmern und dessen sadomasochistischen Fantasien zu befriedigen, indem sie ihn donnerstags nachts fesselte und auspeitschte, war sie absolut dazu bereit. Ja, sie zog aus dieser Handlung sogar eine beträchtliche Befriedigung. Es war besser, als zu Hause zu bleiben und sich bei hirnverbrannten Freizeitbeschäftigungen wie Jagen, Schießen, dem Besuch von Bridgeabenden und Brunches und Gesprächen über Gartenarbeiten zu Tode zu langweilen. Dinge, die offenbar zum Landleben gehörten. So wie die beiden Bullterrier, mit denen sie spazieren ging, wobei sie stets darauf achtete, sich nicht übertrieben elegant zu kleiden. Und da sie für Bob den Chauffeur spielte und auf ihn aufpasste, vermutete sie, dass seine Familie ihr dankbar war. Was nicht hieß, dass sie sich Illusionen hingab, was die Battlebys wirklich von ihr hielten. Wie sie es im Stillen formulierte, sie schuldeten ihr was, und eines Tages, wenn sie sicher in London installiert war und die Regierung eine richtig stabile Mehrheit hatte, würde sie dafür sorgen, dass sie ihr das mit angemessener Ehrerbietung zurückzahlten.
Doch als sie jetzt den Telefonhörer hinlegte, beschlich sie das Gefühl, dass sich eine Krise zusammenbraute. Falls Bob durch irgendeine im Suff begangene Gedankenlosigkeit, beispielsweise weil er eine Pfanne auf dem Herd stehen ließ, das Herrenhaus in Brand gesteckt hatte, war die Hölle los. Nachdenklich verließ sie das Büro und ging wieder zu ihm.
»Tut mir Leid, Bob, aber es stimmt. Das Haus steht in Flammen. Wir sollten aufbrechen.«
»In Flammen? Kann nicht sein, verdammt. Es steht unter Denkmalschutz. Wurde vor zweihundert Jahren erbaut. So alte Häuser geraten nicht in Brand. Nicht wie der moderne Plunder, den sie heutzutage hochziehen.«
Mrs. Rottecombe ignorierte die angedeutete Schmähung ihres eigenen Hauses und bugsierte ihn mit Hilfe des Sekretärs aus dem Sessel und nach draußen in ihren Volvo Kombi.
Erst jetzt, als er schwankend und umgeben von Wasserschläuchen in der Auffahrt stand und auf die qualmende Hülle des herrlichen Hauses starrte – in dessen Inneren Brände schwelten und von den Feuerwehrmännern gelöscht wurden, wenn sie wieder aufflammten –, erfasste Bob Battleby eine Art
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