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Der Einfaltspinsel

Der Einfaltspinsel

Titel: Der Einfaltspinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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brennt bis auf die Grundmauern nieder, und ihr wollt nichts weiter machen als …«
    »Gib ihm die Schlüssel, Bob«, sagte Mrs. Rottecombe entschlossen. Battleby fluchte noch mal und kramte in seinen Taschen herum, bis er sie endlich fand. Er schmiss sie Richtung Hauptkommissar, der sie vom Boden aufhob und betont umständlich die Beifahrertür aufschloss.
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, Sir, möchte ich Sie bitten, einen Blick auf dieses Material hier zu werfen, Sir«, sagte er, verstellte Mrs. Rottecombe die Sicht und schaltete die Innenraumbeleuchtung an. Auf dem Sitz lagen neben dem Knebel und den Handschellen die Zeitschriften. Der Hauptkommissar trat zurück, damit Battleby sie sehen konnte. Einen Moment lang stand er da und starrte die Sachen mit offenem Mund an.
    »Wer zum Teufel hat sie da hingelegt?«
    »Ich hatte gehofft, Sie würden mir das verraten können, Sir«, sagte der Hauptkommissar und entfernte sich noch etwas weiter, damit Mrs. Rottecombe die Sammlung sehen konnte. Ihre Reaktion war nicht nur aufschlussreicher, sondern auch berechnender.
    »O Bob, wie abscheulich! Wo um alles in der Welt hast du dieses Dreckszeug gekauft?«
    Wutentbrannt drehte Battleby ihr sein aufgequollenes Gesicht zu. »Wo ich es gekauft habe? Ich hab’s nirgends gekauft. Ich habe keine Ahnung, warum es da liegt.«
    »Soll das etwa heißen, jemand hat es Ihnen gegeben, Sir? Wenn das stimmt, würden Sie mir freundlicherweise verraten, wer …«
    »Nein, den Teufel werd ich tun«, schrie Battleby, inzwischen völlig außer sich. Mrs. Rottecombe wich vor ihm zurück. Jetzt war ihr klar, dass sie sich von ihm distanzieren musste. Sie konnte darauf verzichten, die Freundin eines Mannes zu sein, der Fotos von Kindern besaß, die gerade vergewaltigt und gefoltert wurden. Bob zu fesseln und auszupeitschen war eine Sache, aber sadistische Pädophilie … Und die Polizei wusste mittlerweile Bescheid. Ruth Rottecombe wollte weg. Der Hauptkommissar machte einen Schritt auf Battleby zu und sah ihm in das hochrote Gesicht und die blutunterlaufenen Augen.
    »Wenn Sie dieses Material nicht gekauft haben und es Ihnen auch niemand gegeben hat, verraten Sie mir doch mal, wie es in Ihren Wagen, Ihren verschlossenen Wagen gekommen ist, Sir. Das wüsste ich gerne von Ihnen. Sie wollen doch wohl nicht behaupten, es sei von selbst dort hingekommen, oder, Sir?«
    Sein Sarkasmus war jetzt unüberhörbar. Das war ein regelrechtes Verhör. Mrs. Rottecombe versuchte, sich zu entfernen.
    »Wenn Sie nichts dagegen haben …«, hub sie an, doch die Taktik des Hauptkommissars hatte das von ihm erhoffte Ziel erreicht. Der betrunkene Battleby schlug einen ungelenken Hieb in Richtung seines Gesichts. Der Hauptkommissar versuchte gar nicht, dem Schlag auszuweichen; der erwischte ihn voll auf der Nase, und Blut lief ihm über das Kinn. Der Polizist lächelte fast. Im nächsten Moment waren Battlebys Arme auf seinem Rücken, er bekam Handschellen angelegt, und ein riesiger Sergeant schleppte ihn zu einem Einsatzwagen.
    »Ich glaube, wir sollten die Vernehmung in einer ruhigeren Atmosphäre fortsetzen«, sagte der Hauptkommissar und machte nicht einmal den Versuch, sich das Blut aus dem Gesicht zu wischen. »Leider müssen Sie uns auch begleiten, Mrs. Rottecombe. Ich weiß, es ist sehr spät, aber wir brauchen Ihre Aussage. In diesem Fall geht es nicht nur darum, dass ein Polizeibeamter während der Ausübung seiner Pflichten angegriffen wurde. Es liegt auch der strafbare Besitz obszönen Materials vor. Bei allem, was geschah, waren Sie Zeugin. Und es gibt eine weitere Problematik, möglicherweise eine noch schwerwiegendere.«
    Mrs. Rottecombe setzte sich in ihren Volvo und folgte in einem Zustand unterdrückter Wut den Polizeiwagen zur Wache in Oston. Von ihr hatte Bob Battleby keine Hilfe zu erwarten.

11
    »Das wird Ihnen nicht gefallen, Flint«, sagte Kommissar Hodge von der Drogenfahndung mit der ganzen Schadenfreude eines Mannes, der endlich Recht behalten hatte, und zwar auf Kosten eines Menschen, der ihm herzlich zuwider war. Um das zu unterstreichen, platzierte er seinen Hintern auf der Kante von Inspektor Flints Schreibtisch.
    »Wüsste nicht, wieso«, sagte Flint. »Sagen Sie nicht, Sie müssen wieder auf Streife gehen. Ehrlich jetzt, das wäre für mich ein schlimmer Schlag.«
    Der Kommissar lächelte boshaft. »Wissen Sie noch, wie Sie mir erzählt haben, Wilt habe mit Drogen nichts am Hut? Sie sagten, so einer sei nicht der Typ dafür.

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