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Der Einfaltspinsel

Der Einfaltspinsel

Titel: Der Einfaltspinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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beschäftigt, sich ein Alibi zu verschaffen. Den frühen Abend hatte sie wie üblich in dem Pub Meldrum Arms verbracht und anschließend Mr. und Mrs. Sawlie nach Hause zu einem Schlückchen Schlehenschnaps eingeladen, den sie im vorigen Winter angesetzt hatte. Sie saßen gerade gemütlich vor der Glotze, als die Dosen explodierten.
    »Irgendein Auto hatte wohl eine Fehlzündung«, meinte Mrs. Sawlie nur dazu.
    »Hörte sich eher nach einer Granate an«, sagte ihr Mann. Mr. Sawlie war im Krieg gewesen. Fünf Minuten später platzte die überhitzte Gasflasche für den Küchenherd. Diesmal gab es keinen Zweifel, dass etwas sehr Bombenähnliches in die Luft geflogen war. Auf ein rotes Leuchten aus der Richtung des Herrenhauses folgten lodernde Flammen.
    »Gott stehe uns bei«, sagte Mr. Sawlie. »Das Manor brennt lichterloh. Wir rufen am besten die Feuerwehr.«
    Das war nicht nötig. In der Ferne hörte man den Lärm von Feuerwehrautos. Die Sawlies drängten auf die Straße, um das in hellen Flammen stehende Anwesen zu betrachten. Hinter ihnen genehmigte sich Martha Meadows einen sehr großen Schlehenschnaps. Wenn nun Bert dabei umgekommen war? Sie kippte den Schnaps runter und betete.

10
    Im Meldrum Manor kämpften die Feuerwehrleute vergeblich gegen den Brand an. Das Feuer hatte sich von der Küche aus auf das übrige Haus ausgebreitet, und sie waren durch den in der Einfahrt abgestellten Range Rover aufgehalten worden. Schließlich mussten sie ein Seitenfenster einschlagen, um die Tür zu öffnen, und die Alarmanlage war losgegangen. Es folgten weitere Verzögerungen und die Entdeckung von S&M-Zeitschriften und -Zubehör auf dem Vordersitz. Als die Polizei eintraf, hatte man die Feuerquelle entdeckt.
    »Habe noch nie einen klareren Fall von Brandstiftung erlebt«, sagte der Branddirektor zum Hauptkommissar, als dieser eintraf. »Da besteht nicht der geringste Zweifel, jedenfalls nicht für mich. Die Ermittler werden die gesamten Beweise sichern. Plastikmülleimer in der Zimmermitte und ein Wandschrank voller Spraydosen. Der Kerl muss verrückt sein, wenn er glaubt, er käme damit durch.«
    »Und es kann unmöglich ein Unfall gewesen sein?«
    »Sämtliche Türen verschlossen, die Fensterscheiben nach außen detoniert, und dann soll’s ein Unfall sein? Im Leben nicht.«
    »Die Fenster sind nach außen detoniert?«
    »Als wäre eine Bombe hochgegangen. Und einige Dorfbewohner haben den Feuerball gesehen. Außerdem hatte derjenige einen Hausschlüssel, der dieses Feuerchen gelegt hat. Wie gesagt, der Kerl muss verrückt oder betrunken gewesen sein.«
    Der Hauptkommissar dachte das Gleiche. Verrückt oder betrunken.
    »Und werfen Sie mal ’n Blick auf das, was da im Range Rover liegt«, sagte der Branddirektor. Sie gingen die Straße runter und betrachteten die Zeitschriften auf dem Vordersitz.
    »Ich habe in meinem Leben einiges an Schmutz gesehen – manche Leute haben ziemlich miese Pornos in ihren Häusern rumliegen –, aber so was noch nie. Den Typ müsste man vor Gericht stellen. Geht mich natürlich nichts an.«
    Der Hauptkommissar musterte die Zeitschriften und sah das mit dem Gericht genauso. Ihm schwebte eine Anklage wegen des Besitzes obszönen Materials vor. Er mochte keine Pornos, schon gar nicht solche, in denen sadistische Spielchen und kleine Kinder vorkamen. Da wurde er zum Tier. Lederriemen und Handschellen mochte er auch nicht.
    »Sie haben nichts angerührt?«, fragte er.
    »Um nichts in der Welt. Ich habe selbst Kinder, meine Töchter auch. Ich würde die Dreckschweine auspeitschen, die solche Sachen machen.«
    Der Hauptkommissar pflichtete ihm bei. Noch nie hatte er so abscheuliche Pornos gesehen. Außerdem konnte er Bob Battleby kein bisschen leiden. Der Mann hatte einen miesen Ruf und war übel jähzornig. Und der deutliche Hinweis auf Brandstiftung war tatsächlich höchst interessant. Es ging das Gerücht, dass Battleby ein kleines Vermögen an der Börse verloren hatte und von Geld lebte, das ihm die Frau des Generals hinterlassen hatte. Er musste sich mal über Battlebys finanzielle Lage schlau machen. Es hieß, er werde zu häufig in Gesellschaft von Ruth Rottecombe gesehen, der Frau des hiesigen Abgeordneten, und die konnte der Hauptkommissar auch kein bisschen leiden. Andererseits waren die Battlebys einflussreich … und Parlamentsabgeordnete, besonders Minister des Schattenkabinetts und ihre Frauen, mussten mit Samthandschuhen angefasst werden. Kopfschüttelnd betrachtete er den

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