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Der Einfaltspinsel

Der Einfaltspinsel

Titel: Der Einfaltspinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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durch den Flur. Als sie auf die Station zurückkehrte, hatte der Arzt Wilt verlassen und ließ seine Wut an Inspektor Flint aus, dem er vorwarf, seine Anwesenheit hindere ihn daran, den Kranken und Sterbenden die wenige Hilfe angedeihen zu lassen, die in seiner Macht lag.
    »Wie zum Teufel soll ich die Arbeit von mindestens drei Ärzten schaffen, wenn sich dauernd irgendwelche Bullen auf der Station herumtreiben? Sie können verdammt noch mal rausgehen und bei diesen Teufelsweibern warten. Schwester, begleiten Sie ihn hinaus.«
    »Und ich habe die Aufgabe, von dem Kerl eine Aussage aufzunehmen, sobald er zu sich kommt«, entgegnete Flint.
    »Nun, die Schwester hier wird Sie wissen lassen, wenn das der Fall ist.«
    Doch der Inspektor hatte nicht die geringste Lust, sich mit Eva und Mavis Mottram im so genannten Besucherzimmer aufzuhalten. »Sie können mich auf der Polizeiwache anrufen, wenn er wieder wach ist«, sagte er der Schwester und ging zum Parkplatz. Zehn Minuten saß er da und dachte nach. Wilt war ohne Hose gefunden worden? Und die alte Mrs. Verney hatte gesehen, wie er von einer Frau aus einem Auto gezerrt wurde. Und wie ihn ein paar betrunkene Rowdys getreten hatten. Es war alles sehr seltsam.
    In der Leyline Lodge war Ruth Rottecombe nicht mehr ruchlos. Sie war verzweifelt. Früh am Morgen war die Polizei mit einem Durchsuchungsbefehl aufgetaucht und hatte darauf bestanden, dass sie das Garagentor öffnete und etliche weiß gekleidete und behandschuhte Spurensicherungsexperten einließ, damit sie die Garage gründlich untersuchten. Noch im Morgenrock hatte Ruth von der Küche aus beobachtet, wie sie Harolds Jaguar wegfuhren und anschließend dem Ölfleck darunter besondere Aufmerksamkeit schenkten. Ruth zog sich in das Schlafzimmer zurück und versuchte nachzudenken. Sie beschloss, Harold die Schuld in die Schuhe zu schieben. Schließlich war es sein Wagen, und er hatte sich offensichtlich abgesetzt, was ihr zum Vorteil gereichte, wie sie jetzt erkannte. Er war verschwunden und sie frei von jedem Verdacht. Schließlich gab es keine Beweise gegen sie.
    Sie irrte sich. Die Polizei hatte in der Garage alle Beweise gefunden, die sie brauchte, mit getrocknetem Blut vermischtes Öl, Haarsträhnen sowie als Krönung einen blauen Stofffetzen, der genau zu der Farbe der Jeans passte, die sie auf dem Weg entdeckt hatten. Außerdem gab es Lehm. Sie verstauten all das in Plastiktüten und nahmen ihre Funde mit aufs Polizeirevier.
    »Endlich kommen wir weiter«, sagte der Hauptkommissar.
    »Wenn dieses Zeug hält, was es verspricht, haben wir das Miststück. Die Kriminaltechnik soll sich damit befassen, und zwar pronto. Und kriegen Sie raus, ob der Stoff zu der Jeans passt, die wir auf dem Weg gefunden haben. Falls sie zusammengehören, steckt sie tief in der Scheiße, und zwar bis zum Hals, wenn nicht bis zum Scheitel. In der Zwischenzeit sorgen Sie dafür, dass sie das Haus nicht verlässt. Ich will, dass sie rund um die Uhr observiert wird. Und wenn Sie schon mal dabei sind, bringen Sie mir die Akte.«
    Er lehnte sich zurück und las seine Notizen von der letzten Besprechung. Ein gewisser Wilt, Henry Wilt aus 45 Oakhurst Avenue in Ipford, wurde auf der Straße aufgelesen, offenbar ausgeraubt, und lag inzwischen bewusstlos im dortigen Krankenhaus. Und der Wanderer, der in den B & Bs abgestiegen war, hatte denselben Namen benutzt. Nun brauchte man nur noch einen DNA-Abgleich seines und des auf dem Boden der Rottecombeschen Garage gefundenen Bluts vorzunehmen, und der Fall würde langsam etwas klarer. Der Hauptkommissar freute sich diebisch angesichts der sich bietenden Perspektiven. Wenn er beweisen konnte, dass die ruchlose Ruth tatsächlich an der Brandstiftung beteiligt war, und sei es auch noch so mittelbar, wäre ihm der Dank des Polizeichefs sicher, der das Biest nicht ausstehen konnte. Und falls sich der Schattenminister für die Verbesserung des Sozialen Klimas gezwungen sah, zurückzutreten oder – besser noch – selbst an dem Verbrechen beteiligt war, sah seine eigene Zukunft ausgesprochen rosig aus. Eine Beförderung wäre ihm sicher. Der Innenminister wäre begeistert. Der Schattenminister würde bei der nächsten Wahl sein Mandat verlieren, und seine eigene Zukunft wäre gesichert. Der Hauptkommissar schaute aus dem Fenster seines schäbigen Büros, nahm dann den Telefonhörer ab und wählte die Nummer der Polizeiwache von Ipford.

29
    In Wilma hatte Tante Joan keinen Grund, sich zu freuen. Wally lag

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