Der Einfaltspinsel
sagte der Polizeichef von Oston zu seinem Hauptkommissar. Er war in dem Kleinwagen seiner Frau rübergefahren, um diese Nachricht unauffällig zu überbringen. Das Verschwinden des Schattenministers für die Verbesserung des sozialen Klimas hatte die bereits schwierige Situation noch verschärft. Die Medien waren in Massen zurückgekehrt und kampierten noch zahlreicher als zuvor vor der Leyline Lodge. »Der Innenminister hat mich angerufen und gefragt, wo der unersetzbare Schattenminister steckt, und das Schattenkabinett ist angesichts der negativen Presse, die es bekommt, der Hysterie nahe. Zuerst kam Battleby mit der Brandstiftung und den Pädophilievorwürfen, dann diese grässliche Frau mit diesen verdammten Bullterriern, und jetzt ist auch noch dieser Kretin Rottecombe verschwunden. Sie schicken jemanden von Scotland Yard oder dem Geheimdienst MI-5 her. Anscheinend geht es um noch etwas anderes. Hat mit den Amerikanern zu tun, aber hoffentlich ist es nicht unser Bier. Also, ich will diese Medienspinner aus dem Weg haben, wenn Sie die Frau abholen. Aber es muss taktvoll geschehen. Irgendwelche Vorschläge?«
Der Hauptkommissar überlegte. »Vermutlich könnten wir uns eine Art Ablenkungsmanöver einfallen lassen und die Medienmeute eine Zeit lang von dem Haus weglocken«, sagte er schließlich. »Es müsste aber etwas ziemlich Sensationelles sein. Denn sie sind hinter der ruchlosen Ruth her, was ich ihnen nicht verdenken kann. Die liefert Stoff für prima Schlagzeilen.«
Sie saßen ein paar Minuten stumm da, in denen der Polizeichef über den Schaden nachdachte, den der abscheuliche Schattenminister für die Verbesserung des sozialen Klimas und seine sadistische Frau dem Lande zugefügt hatten.
Der Hauptkommissar beschäftigte sich mehr mit einem möglichen Ablenkungsmanöver. »Wenn irgendwelche Irren eine Bombe in die Luft jagen würden. Der militante Arm der IRA wäre ideal. Dann wären die Reporter blitzschnell verschwunden …«
Sein Chef schüttelte den Kopf. Eine Horde Medienschnüffler war schon schlimm genug, aber wenn noch eine zweite in der Gegend ausschwärmte, würde das nur noch mehr üble Publicity bringen. »Für so etwas kann ich nicht die Verantwortung übernehmen. Außerdem, wo zum Teufel sollten Sie eine Bombe hernehmen? Sie müssen sich etwas weniger Kompliziertes ausdenken.«
»Vermutlich haben Sie Recht. Ich sage Ihnen Bescheid«, sagte der Hauptkommissar zu seinem Vorgesetzten, der sich erhoben hatte, um zu gehen.
»Auf etwas so Sensationelles können wir verzichten. Verstehen Sie das?«
Der Hauptkommissar bejahte. Er blieb in seinem Büro sitzen, dachte finstere Gedanken und verfluchte die Rottecombes. Eine Stunde später kam eine Polizistin herein und fragte, ob er eine Tasse Kaffee haben wolle. Sie war schlank, hatte blonde Haare und hübsche Beine. Als sie das Zeug geholt hatte, das sie Kaffee nannten, hatte er einen Entschluss gefasst. Er durchquerte den Raum und schloss die Tür ab.
»Setzen Sie sich, Helen«, sagte er. »Ich habe einen Auftrag für Sie. Sie müssen ihn zwar nicht annehmen, aber …«
Als er fertig war, hatte sich die Sergeantin zähneknirschend einverstanden erklärt. »Was ist mit den beiden Bullterriern? Schließlich will ich von denen nicht in Stücke gerissen werden. Was sie den beiden Reportern angetan haben, war nicht witzig.«
»Um die haben wir uns gekümmert. Ein Hubschrauber hat mit Schlafmitteln versetztes Fleisch in den Garten abgeworfen. In null Komma nichts schnarchen die beiden um die Wette.«
»Das will ich auch hoffen«, meinte die Sergeantin.
»Wir gehen heute Abend rein, wenn die Burschen unten am Tor im Schichtbetrieb die Pubs aufsuchen.«
In der Leyline Lodge erwartete Ruth Rottecombe die Razzia. Sie war von der Polizei mehrmals angerufen und aufgefordert worden, nach Oston zu kommen, um noch einige Fragen zu beantworten, war aber nach dem ersten Anruf einfach nicht mehr an den Apparat gegangen. Sie nahm nur ab, wenn sie den Anrufer auf der LCD-Anzeige identifizieren konnte. Außerdem hatte sie zahlreiche Anrufe von Parteifunktionären bekommen, die wissen wollten, wo der Schattenminister für die Verbesserung des Sozialen Klimas steckte.
Zunächst war Ruth versucht zu sagen, wahrscheinlich sei er bei irgendeinem Strichjungen abgestiegen, aber Harold war noch immer zu etwas nütze, wenn sie ihn nur fand. Die das Haus belagernden Journalisten machten es ihr unmöglich, die Lodge zu verlassen. Sie war beim Oberlicht gewesen, um
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