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Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition)

Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition)

Titel: Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter W. Hohenester
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Muttern und Unterlegscheiben. Werkzeugverleih nannte sich das Geschäft. Ich ging hinein.
    »Guten Morgen«, sagte der Mann hinter dem Tresen und schaute durch die Schaufensterscheibe auf die Straße. Eine junge Frau mit schwarzen Locken ging vorbei. Sie trug eine Milchflasche und eine Brötchentüte im Arm.
    »Die hübsche Nachbarin. Sie könnte ruhig öfter vorbeikommen.« Er reckte seinen Kopf in die Auslage bis an die Scheibe vor und versuchte noch einen Blick auf sie zu werfen.
    »Sie könnte auch hereinkommen«, schlug ich vor.
    »Ja«, seufzte er verträumt. »Das wäre noch besser.« Er wandte sich vom Schaufenster ab und stand mir gegenüber. Gebräuntes Gesicht, graue Augen, ein sensibler Mund, - das Gesicht eines Menschen, der Sport treibt, viel im Freien ist, aber auch Bücher liest und sich Gedanken macht.
    »Sie kommt drei Mal am Tag vorbei. Ich bin noch nicht lange hier. Ich habe den Laden erst vor ein paar Wochen aufgemacht. Es läuft noch nicht so richtig. Es gab schon einmal einen Werkzeugverleih in dieser Gegend. Manchmal kommen Leute herein und sagen: »Schön das Sie wieder da sind«. Aber ich war früher gar nicht hier. Das war ein Anderer und sein Geschäft war auch nicht in dieser Straße. Ist das nicht seltsam? - Was kann ich für Sie tun?«
    Endlich war ihm eingefallen, dass ich vielleicht ein Anliegen haben könnte. Ich erzählte ihm von meinem Dilemma.
    »Zeigen Sie doch einmal.«
    »Es fehlt eine Feder.«
    Er studierte die Sachlage und kam zu einem Ergebnis:
    »Ich muss den Klipp abschrauben, damit ich feststellen kann, wie groß sie sein muss.«
    Er schaute auf, als erwarte er Protest.
    Ich nickte nur.
    An der Wand hinter sich fand er einem geeigneten Inbusschlüssel und begann zu schrauben.
    »Eigentlich verleihe ich Werkzeuge«, erinnerte er sich.
    Dazu schwieg ich. Dieses Thema sollten wir lieber nicht vertiefen. Nun hielt er den Klipp in der Hand, ging in die hinterste Ecke seines Ladens, öffnete kleine Schubladen und Kästchen, begann darin zu wühlen, schob sie wieder zu und kam mit sorgenvoll gerunzelter Stirn zurück.
    »Ich habe keine passende Feder.«
    Er sah es mir an, wie jede Hoffnung in mir starb, und versuchte sie wieder zu wecken: »Am Ende der Straße ist ein Fahrradhändler. Der könnte so etwas haben.«
    »Gibt es keine andere Lösung?« Ich glaubte nicht, dass Fahrradhändler am Samstag Vormittag Packtaschen reparierten, vorausgesetzt, dass sie es überhaupt konnten. Sie wollten verkaufen. Der Fahrradhändler würde ein Geschäft wittern, davon sprechen, dass die Tasche eingeschickt werden müsse, und versuchen mir eine neue Tasche zu verkaufen. Dieser Mann hier aber war hilfsbereit. Ich musste ihn nur bei der Stange halten.
    »Denken Sie doch einmal nach. Ihnen fällt bestimmt etwas ein. Auf einen Zehner soll es mir nicht ankommen.«
    Die Aufgabe reizte ihn.
    »Ich muss mir das erst genau ansehen. Ich muss wissen wie die das gebaut haben.«
    Ich bewundere Leute, die das Funktionieren von mechanischen Teilen ergründen können. Dieser Werkzeugverleiher konnte es.
    »Ich hab 's.« Er war voller Zuversicht. »Wir hätten ein Stück von einer Feder aus einem Kugelschreiber einbauen können, aber die wäre zu schwach. Das wäre nicht sicher. Wenn wir aber einen Bolzen stramm einpassen, dann kann Ihnen nichts mehr geschehen. Sie müssen ihn einfach beim Abladen herausziehen und beim Aufladen wieder hineinschieben.« Er kramte in einer seiner kleinen Schubladen.
    »Der passt,« triumphierte er dann und hielt einen Nagel hoch. »Er muss nur etwas gekürzt werden.«
    Während er mit einer kleinen Säge an dem Nagel herumwerkelte, fragte er mich aus. Als ich mit meinen Antworten bei meinem Laden angelangt war, meinte er, dass er Bremen ganz gut kenne, weil er früher Möbeltransporte gemacht hätte und zuletzt vor wenigen Monaten dort gewesen sei.
    Der Nagel war jetzt fertig und wurde ins Bolzenloch geschoben.
    »Das hält?« Ich wollte ganz sicher gehen.
    »Das hält.«
    »Und es kann sich auch nicht während der Fahrt lockern?«
    Er nahm sich meiner Bedenken an: »Wir können es mit einem Splint sichern.«
    Der Nagel wurde herausgezogen, ein Löchlein hineingebohrt und ein winziges Nägelchen hineingeschoben. Jetzt war auch ich überzeugt. Er schraubte den Klipp wieder an die Tasche.
    »Und was soll das jetzt kosten?«
    Sein Gesicht blieb unbewegt. Er sagte kein Wort. Er hatte mein Problem zu dem seinen gemacht, hatte sich eine Aufgabe gestellt und sie gelöst - an Geld

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