Der einsame Weg
Zickzackkurs. Nur Sekunden waren vergangen, als er das Ende des Diamantenen Raumes erreichte. Doch das Monster war bereits mit dem Mädchen verschwunden.
Die Spur, die es hinterlassen hatte, war eindeutig. Die fremde Kreatur mußte den breiten Eingang übersehen haben, denn eine gezackte Öffnung gähnte in der gewölbten Decke. Chan drehte die Spindel in seiner Hand. Der Geopeller riß ihn hoch und hindurch.
Hinter dem Loch in der massiven Wand – das nur durch irgendeine Explosion gerissen sein konnte, was bedeutete, daß das Ungeheuer mit etwas weitaus Schrecklicherem als Tentakeln und Fängen bewaffnet war – hinter diesem Loch stürzte er in die Korridore des Museums des Neuen Mondes.
Die Kreatur und das Mädchen waren verschwunden. Weit unten in einer Halle lief ein kleiner Schwarm von Menschen. Neben einem Glasbehälter stand einer der Angestellten.
Chan fiel neben ihm aus der Luft.
„Wo entlang?“ fragte er.
Der Mann stand hölzern, mit glasigen Augen. Seine Arme machten eine plötzliche, abwehrende Bewegung gegen Chan – obgleich der Geopeller gelegentlich als Sportgerät benutzt worden war, wirkte er immer noch neuartig genug, so daß ein fliegender, schwingenloser Mann fast ebenso erschreckend erscheinen mußte wie das Monster.
Chan schüttelte den Angestellten. „Wo ist es entlanggeflogen?“
„Es ist unmöglich“, brachte der Mann hervor. „So etwas gibt es nicht.“
Seine Augen kehrten in die Wirklichkeit zurück, und er starrte Chan an, als zweifelte er an seiner Menschlichkeit. „Ein Wesen, das eine Frau trug?“ flüsterte er. „Es flog hinauf in die unvollendeten Räume. Dort entlang!“
Er deutete die Richtung an – und bückte sich plötzlich, als ihm nachträglich übel wurde.
Die Spindel verdrehend und pressend, schoß Chan wieder in die Höhe. Wind schrillte in seinen Ohren und zerrte an seinem Gewand. Er fand eine zweite zertrümmerte Öffnung in der Decke und stürzte hindurch in einen unvollendeten Teil des Neuen Mondes.
Über nackte Böden, Balken, Träger und Kabel glitt er aufwärts in ein Meer von Dunkelheit. Und unabgeschirmte atomische Lichter brannten hier und dort gleich Sternen in einem metallenen Universum. Sie warfen blaue, phantastische Schatten.
Chan Derron spähte, für einen Augenblick bestürzt, in diesen geheimnisvollen Schlund aus unheimlichen Schatten und Metall. Seine rechte Hand zerrte den Blaster unter seinem Gewand hervor. Dann hörte er das Monster.
Das Brüllen rollte donnernd von der metallenen Hülle zurück, aber es lieferte einen ungefähren Hinweis auf die Richtung. Der Geopeller warf Chan von neuem aufwärts. Und endlich, auf einer hohen Plattform, erreichte er die Kreatur und das Mädchen.
Ein entferntes blaues Licht warf ein groteskes Netz schwarzer Schatten über die Szene, Das Mädchen lag reglos. Das Monster beugte sich über sie, der scheußliche Schnabel gähnte weit. Die gewundenen Tentakeln krümmten sich um ihre Kehle.
Der Geopeller schleuderte Chari vorwärts. Der Blaster blitzte in seiner ausgestreckten rechten Hand. Der erste grelle Strahl traf den dunkelschuppigen Körper mit einer Flamme grünen Feuers. Ohne Wirkung, wie es schien. Und die grünen Tentakeln hoben eine Waffe.
Einen Dienstblaster der neuesten Legionskonstruktion, identisch mit seinem eigenen!
Doch der zweite Blitz in das zentrale, karmesinrot glühende Auge des Monsters zeitigte augenblickliche Wirkung. Der Blaster fiel Seltsam steif kippte die Kreatur auf das Mädchen zu.
Chan warf sich vorwärts. Der gleiche Arm, der den Blaster hielt, glitt unter das Mädchen. Der Geopeller hob sie beide. Das Ungeheuer stürzte hinter ihnen dröhnend zu Boden. Als es auftraf, entrollten sich die durchscheinenden Schwingen abrupt. Sie blieben starr ausgestreckt, und das Ding bewegte sich nicht mehr. Chan setzte daneben auf und stellte das Mädchen auf die Füße.
Ihr geschmeidiger Körper hatte sich wieder in seinen Armen bewegt, und jetzt rang sie nach Atem und lächelte ihn unsicher an.
„Danke“, flüsterte sie, „Chan!“
Ihre Stimme war von samtenem Zauber. Ihre violetten Augen schlossen sich langsam, als ihr Gesicht ihm entgegenkam. Und dann, mit unerwarteter pantherhafter Schnelligkeit, hatte sie sich seinen Armen entwunden. Ein plötzlicher, betäubender Schlag ihres Ellenbogens hatte ein Nervenzentrum in seinem Nacken getroffen.
Er schwankte benommen und ließ den Blaster fallen. Als er sein Gleichgewicht wiederfand, bewegte sich das Mädchen bereits
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