Der Einsatz
phantasievoll genug, um deine zu entdecken.»
«Halt die Klappe, Adrian. Und schlag dir die Möse dieser Frau zumindest mal so lange aus dem Kopf, um wieder zur Besinnung zu kommen. Wir haben einiges an Arbeit vor uns. Ich glaube, ich habe gerade verstanden, wie der Hase läuft.»
«Na, bestens. Das freut mich doch sehr. Ich hätte den Gedanken nicht ertragen, dass wir hier einfach nur ein versautes Wochenende in Aschgabat verbringen.»
Sie betraten die Villa und gingen in das Vorzimmer, wo Jeremy immer noch an seinem Überwachungscomputer saß. Molavi, berichtete der junge Agent, habe sich auf sein Zimmer zurückgezogen, um ein Nickerchen zu machen. Harry bat Jeremy zu gehen und schloss dann die Tür hinter ihm. Er schenkte Adrian eine Tasse Kaffee ein und befahl ihm, davon zu trinken. Der Brite nahm ein paar Schlucke und schob sich dann ein Stück von der Toblerone in den Mund, die Jeremy neben dem Rechner liegen hatte.
«Bist du jetzt wieder halbwegs unter den Lebenden?», erkundigte sich Harry.
«Ja, geht schon. Du brauchst dich wegen meiner Freizeitbeschäftigungen übrigens gar nicht so anzustellen, Harry. Für mich hat das bei Einsätzen immer schon dazugehört.»
«Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen», sagte Harry.
«Umso besser, das hatte ich nämlich auch gar nicht vor. Also, was liegt an? Hattest du einen Durchbruch bei unserem iranischen Freund? Das will ich doch schwer hoffen.»
«Ich habe eine Menge guter Informationen bekommen. So viele sogar, dass ich dir jetzt eine Frage stellen muss. Könntestdu bei Bedarf eine sichere Verbindung zu Kamal Atwan herstellen?»
«Klar, das dürfte kein Problem sein. Was willst du denn wissen?»
«Fürs Erste muss ich wissen, ob er je irgendwelche Geräte nach Maschhad geliefert hat. Wie können wir ihn also erreichen? Ist die Botschaft entsprechend ausgerüstet? Ich brauche eine Hochsicherheitsleitung oder etwas mindestens genauso Wasserdichtes. Und zwar ganz im Ernst.»
«Ich bin überzeugt, die Regierung Ihrer Majestät würde dich nur zu gern dabei unterstützen. Es besteht allerdings gar keine Notwendigkeit, sich erst an die Botschaft zu wenden, um Atwan zu kontaktieren.»
«Und wieso nicht?»
«Weil er hier in Aschgabat ist. Er wollte mitkommen, für den Fall, dass wir seine Hilfe brauchen. Turkmenistan ist … sagen wir mal, es gehört zu seiner Kundenkartei. Er hat ein Haus hier. Und den Staatschef hat er so fest in der Hand, dass der schon fast seine Marionette ist. Ich hoffe, das stört dich nicht weiter.»
«Großer Gott! Ist dir eigentlich klar, dass du völlig wahnsinnig bist?»
«Gut möglich, Harry, aber dagegen kann man jetzt auch nichts mehr machen. Außerdem läuft bisher doch alles wie am Schnürchen. Du könntest dich also zur Abwechslung mal ein bisschen entspannen. Und ich werde sehen, ob ich Bruder Atwan auftreiben kann. Wahrscheinlich schiebt er dem
Baschi
gerade wieder ein paar Hundert-Dollar-Scheine in die Hosentasche.»
Harry und Adrian fuhren gemeinsam zu Atwans Haus unweit des Präsidentenpalasts. Das schien Harry die sicherste Variante zu sein – oder zumindest die am wenigsten unsichere. Das Haus war nicht ganz so elegant möbliert wie Atwans Stadthaus in Mayfair, doch der Unterschied war marginal. Auf dem Boden lagen edle Teppiche, an den Wänden hingen Gemälde, darunter auch eines, das Harry als ein Aquarell von Degas zu erkennen glaubte. Es zeigte Pferde auf der Rennbahn. Und auch in diesem Haus stand britisches Personal bereit: ein Butler, diverse Hausmädchen, eine Köchin. Allem Anschein nach wohnten sie alle dauerhaft hier und hielten den Haushalt in typisch Atwan’scher Ordnung. Stets standen das richtige Essen, der richtige Wein und all die anderen Dinge, die ihr Herr benötigte, für seine Ankunft bereit, egal, wie unregelmäßig oder selten er sich dort auch blicken ließ. Harry fragte sich, wie viele dieser gut ausgestatteten Unterschlupfe Atwan wohl weltweit unterhielt.
«Mein lieber Mr. Fellows, es ist mir immer wieder eine Freude.» Atwan küsste Harry zur Begrüßung dreimal auf die Wangen. «Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass ich mir die Freiheit genommen habe, Ihnen hier Gesellschaft zu leisten. Es geht doch nichts über ein kleines Abenteuer hier und da.»
«Ich bin sogar ausgesprochen froh, Sie zu sehen, Kamal Bey. Normalerweise reise ich ja lieber etwas anonymer, aber unter den gegebenen Umständen vereinfacht es die Dinge doch enorm. Ich brauche Ihre Hilfe, und zwar
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