Der Einsatz
Schweigen und deutete mit dem Kopf in Harrys Richtung. «Schließlich wissen Sie ja nicht einmal, wer dieser Informant wirklich ist.»
Appleman gehörte zwar zu den Falken, wollte aber keinesfalls geschasst werden, weil er falschen Informationenaufgesessen war. Seit dem Irak war er in diesen Dingen sehr vorsichtig.
«Wir müssen doch auch gar nicht wissen, wer er ist, Stewart», antwortete Fox.
«Warum nicht?»
«Weil seine Informationen ihn vertrauenswürdig machen. Er hat uns Dokumente geschickt, die nur aus dem iranischen Nuklearprogramm stammen können. Die erste Nachricht hat uns über die Anreicherung von Uran informiert und uns zweierlei gezeigt: Erstens, dass die Iraner schon mehr als ein Drittel des Weges zu waffenfähigem Uran geschafft haben, und zweitens, dass sie vermutlich – oder sagen wir besser möglicherweise – über die technischen Möglichkeiten verfügen, Plutonium herzustellen.
Wir haben Sie davon in Kenntnis gesetzt, aber damals waren die Informationen noch unbestätigt. Jetzt hat er aber dieses neue Dokument geschickt, in dem er ein gescheitertes Experiment mit einer Neutronenquelle beschreibt. Die braucht man sowohl für eine Uran- als auch für eine Plutoniumbombe, aber darum geht es jetzt nur am Rande. Viel wichtiger ist, dass die Iraner die Einzelteile einer Atombombe zusammentragen. Sie kommen dem Ziel immer näher, Stewart. Noch funktioniert nicht alles, aber sie werden ihre technischen Probleme überwinden. Und uns läuft die Zeit davon. Darum geht es.»
Der nationale Sicherheitsberater fragte den Direktor, ob er Fox’ Einschätzung teile, und der Direktor nickte. «Wenn Arthur und sein Team sagen, dass es so ist, bin ich auch bereit, die Anker zu lichten.»
Harry zuckte innerlich zusammen, als er hörte, wie derAdmiral sich hinter Fox’ holzschnittartige Vereinfachung der Lage stellte. Das klang alles viel zu leicht. Klappe zu, Affe tot. Er blickte auf die großen Monitore an den Wänden. Im Kriegsfall diente dieser Raum dem Präsidenten als Befehlsstand. Und jetzt ging es tatsächlich um Frieden oder Krieg.
Harry räusperte sich demonstrativ. Fox machte eine abwehrende Geste, doch Appleman wandte sich ihm zu.
«Darf ich etwas dazu sagen?», fragte Harry.
«Selbstverständlich», erwiderte der Sicherheitsberater.
«Wir müssen da wirklich vorsichtig sein, Sir. Auch auf die Gefahr hin, dass Sie mich für einen Feigling halten, das muss ich Ihnen doch sagen. Dieser Fall ist alles andere als eindeutig. Wir wissen nicht, wer unser Informant ist und wo er arbeitet. So, wie ich das Dokument verstehe, geht daraus lediglich hervor, dass sie technische Probleme haben, und nicht, dass sie kurz vor einem Durchbruch stehen. Sie als Politiker müssen wichtige Entscheidungen treffen, und ich als Mitarbeiter des Geheimdienstes wünschte, ich hätte stichhaltigere Informationen für Sie. Das war’s auch schon. Nehmen Sie es als Warnung eines erfahrenen CI A-Mannes , der sich schon zu oft die Finger verbrannt hat.»
Appleman nahm seine Hornbrille ab und putzte sie mit seiner orange-schwarz gestreiften Seidenkrawatte. Er hatte in Princeton studiert, genau wie Fox. Harry hingegen hatte mit Ach und Krach das Boston College geschafft und danach die Ausbildung zum Reserveoffizier gemacht. Appleman setzte die Brille wieder auf und hob die Hand, als wollte er damit den Verkehr anhalten.
«Einwand zur Kenntnis genommen», sagte er. «Sie mahnen zur Vorsicht. Das weiß ich zu schätzen. Aber bevor wirhier weiterreden, muss der Präsident von der Sache erfahren. Und zwar sofort.»
Er hielt nachdenklich inne und fuhr dann fort: «Der Präsident redet nicht gern mit vielen Menschen, deshalb möchte ich, dass mich nur zwei von Ihnen begleiten.» Er wandte sich an den Direktor. «Nehmen Sie mit, wen Sie wollen.»
Der Direktor nickte Fox zu, der ohnehin als Berichterstatter benannt war. «Arthur?»
«Wie Sie wünschen, Sir», erwiderte Fox und sah für einen Moment nicht mehr ganz so verkniffen aus.
Der Präsident wurde in seinen Privaträumen kontaktiert. Er sagte, er müsse sich noch bei den Kongressabgeordneten entschuldigen und werde in einer Viertelstunde unten im Besprechungsraum sein. Harry Pappas ging nach oben, um im Vorzimmer des nationalen Sicherheitsberaters zu warten. Als nach einer Stunde sein Magen zu grummeln begann, überlegte er, ob er sich aus der Kantine drüben im alten Bürotrakt etwas zu essen holen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Er wollte hier sein, wenn
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