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Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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der Direktor zurückkam, und mit ihm gemeinsam zurück nach Langley fahren. Auf der Fahrt hoffte er zu erfahren, was er und Fox mit dem Präsidenten beredet hatten.
    Als die beiden wieder nach oben kamen, war es schon fast neun. Während Fox enttäuscht darüber wirkte, dass Pappas immer noch da war, schien sich der Direktor darüber zu freuen. Er war nicht dumm. Fox entschuldigte sich wortreich, dass er nicht mit ihnen zurückfahren könne, weil er in der Stadt noch eine Verabredung zum Abendessen habe. Harryverdrehte die Augen. Fox war so leicht zu durchschauen. Warum sagte er nicht einfach, dass er mit Stewart Appleman verabredet war?
    «Dann lassen Sie uns mal zurückfahren», sagte der Direktor.
    Bis sie im Auto saßen, sagte er kein einziges Wort mehr. Das Schweigen in der großen Limousine wirkte erdrückend.
    «Also?», begann Harry, als sie ein paar Blocks in Richtung George Washington Parkway gefahren waren, der sie zurück nach Langley bringen würde.
    «Was also?», fragte der Direktor zurück.
    «Was hat der Präsident gesagt? Lassen Sie sich doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen.»
    «‹Verdammter Mist› hat er gesagt. Oder etwas in der Richtung. Und er hat gemeint, wir müssten uns militärische Optionen überlegen für den Fall, dass die Iraner tatsächlich einen Nuklearwaffentest vorbereiten. Außerdem war er der Ansicht, dass wir mehr Informationen benötigen. Über diese Neutronenquelle, den Plutoniumreaktor und all das andere verflixte Zeug. Ich habe ihm zugestimmt. Wir wissen wirklich viel zu wenig.»
    Harry lächelte erleichtert. Er war sich nie ganz sicher, ob der Direktor auch wirklich begriff, wie unvollständig das Bild war, das man durch Geheimdienstinformationen erhielt. Und er hatte nicht die geringste Ahnung, worauf der Präsident seine Entscheidungen gründete. Dieses Mal schien es aber gutgegangen zu sein.
    «Arthur ist bestimmt enttäuscht», sagte er. «Vorhin bei Appleman klang er, als würde er am liebsten noch heute Nacht ein paar Cruise Missiles abfeuern.»
    «Er hat dem Präsidenten ein ziemlich düsteres Bild der Lage gemalt, das wird Sie vermutlich nicht überraschen. Aber er hat sich dabei immer an die Tatsachen gehalten, soweit sie uns bekannt sind. Es gibt also keinen Grund zur Sorge. Sein Verhalten war   … angemessen.»
    Der Direktor wirkte müde, als würden ihm all die Geheimnisse, die er mit sich herumtragen musste, schwer auf den Schultern lasten. Sogar seine Uniform wirkte nicht mehr so makellos wie sonst. Harry legte seinem Chef eine Hand auf die Schulter. Eigentlich waren sie ja keine Freunde, aber der Mann sah so aus, als könnte er gerade einen brauchen.
    «Das ist eine brandgefährliche Sache», meinte er.
    «Was Sie nicht sagen.»
    «Was soll ich tun?»
    «Ich möchte, dass Sie mehr über Doktor Ali herausfinden. Wer ist er? Was weiß er wirklich? Was kann er uns sonst noch über das Programm sagen? Wie können wir ihn effektiv einsetzen? Das nur für den Anfang. Die wollen ihm mit Sicherheit auf die Pelle rücken und ihn gehörig unter Druck setzen. Nach dem Gespräch heute Abend dürfen wir uns in dieser Sache keinen Fehler mehr leisten. Keinen einzigen.»
    «Das ist nicht so einfach, wie Sie glauben. Wir wissen so gut wie nichts über den Kerl und haben nur sehr begrenzte Möglichkeiten, mehr über ihn herauszufinden. Wir haben keine Dienststelle in Teheran, und einen inoffiziellen Undercoveragenten will ich wirklich nicht reinschicken. Wenn so jemand geschnappt wird, hat er keine diplomatische Immunität, und nach ein paar Tagen im Gefängnis von Evin gibt auch der härteste Hund auf und gesteht alles. Und dann istDoktor Ali ein toter Mann, und wir bekommen überhaupt keine Informationen mehr.»
    Sie fuhren jetzt auf dem George Washington Parkway am Potomac entlang, der im Licht des Vollmonds bläulich schimmerte. Die wenigen Boote flussaufwärts hoben sich scherenschnittartig vor dem glitzernden Wasser ab. Harry blickte hinab zur breiten Mündung des Flusses. In den letzten Jahren machte sich im Potomac eine neue Spezies breit, der Schlangenkopffisch, ein ausgesprochen aggressiver Räuber, der auf unbekannten Wegen aus Asien eingeschleppt worden war und nun die heimischen Fische verdrängte. Irgendjemand hatte schon den Vorschlag gemacht, von irgendwoher einen noch größeren, noch bösartigeren Fisch zu holen, der wiederum die Schlangenkopffische fraß. Anscheinend wurde das ernsthaft in Erwägung gezogen.
    «Was haben wir denn für

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