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Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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hatten und sich dem Flughafen näherten. «Für dich, meine ich.»
    «Was meinst du?»
    «Unser Vorhaben bewegt sich außerhalb der eingefahrenen Pfade, alter Junge. Es ist nicht autorisiert. Womöglich sogar illegal.»
    «Das ist mein Problem.»
    «Ganz recht. Ich will mich da auch gar nicht einmischen. Aber was ist, wenn du geschnappt wirst? Dann ist es plötzlich auch unser Problem. Der treue Verbündete, der sich bei seinen Freunden bedient. Ziemlich unartig, so was. Das alles stimmt den Premierminister ein wenig   … besorgt. Wir konnten es ihm nicht verschweigen, und er verabscheut nichts mehr als Ärger mit Washington. Er findet, wir dürften einen Abteilungsleiter der CIA eigentlich nicht für uns arbeiten lassen. Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es für so was auch einen Fachbegriff.»
    «Verrat», bestätigte Harry. «Ich glaube, so heißt das offiziell.»
    «Genau. Die Frage ist also: Was werden wir füreinander tun, wenn der höchst unwahrscheinliche Fall eintreten sollte, dass man uns auf die Schliche kommt?»
    «Alles abstreiten», sagte Harry.
    «Und dann? Ich meine, nehmen wir doch einfach mal an, es hätte jemand   … entschuldige meine Direktheit   …
Beweise
dafür, dass du kein braver Junge warst. Was passiert dann?»
    «Ich nehme an, das hast du alles bereits mit Sir David durchgesprochen?»
    «Nun ja. Dazu fühlte ich mich irgendwie verpflichtet. Die Möglichkeit eines schweren Fehlers, die Gefahr eines Rückschlags und was es sonst noch alles gibt. Und wir denken uns Folgendes, Harry: Sollte besagter höchst unwahrscheinlicher Fall eintreten und irgendetwas von der Sache bekannt werden, müssen wir uns wohl davon distanzieren. Wir werden sagen müssen, dass du auf eigene Faust gehandelt hast. Als Einzelkämpfer, du weißt schon. Womöglich wird man auch mich abschießen, das bleibt dann Sir David überlassen. Aber wir würden dich trotzdem nicht hängenlassen. Und Andrea natürlich auch nicht.»
    «Und das heißt im Klartext?»
    «Eine jährliche Rente und Ausbildungsbeihilfe für deine Tochter. Und eine Umsiedelung, wenn die unangenehmen Begleiterscheinungen erst mal überstanden sind.»
    «Du meinst, wenn ich wieder aus dem Knast komme?»
    «Nun, äh, ja, so muss man es wohl ausdrücken. Tut mir wirklich leid, das überhaupt ansprechen zu müssen, aber Sir David meint, es geht nicht anders. Vorsicht ist immer noch besser als Nachsicht.»
    «Na gut, und weißt du, was ich darauf antworte? Du kannst Sir David ausrichten, er soll sich seine Zuwendungen in den Arsch schieben. Ich bin kein britischer Agent. Ich werde weder Geld noch Ausbildungsbeihilfe von euch annehmen, nicht mal eine Flasche Scotch. Das ist doch vollkommen absurd. Ich bin Abteilungsleiter der CIA und arbeite mit einem befreundeten Geheimdienst an einem Einsatz unter gemeinsamer Leitung. Genau so, wie mir das mein Chef, der CI A-Direktor , aufgetragen hat.»
    «Du hast nichts schriftlich!»
    «Selbstverständlich nicht. Trotzdem handele ich in seinem Auftrag, und das würde ich auch jedem sagen, der mich danach fragt. Was aber niemand tun wird. Was wirst du also Sir David sagen?»
    «Er soll sich seine Zuwendungen in den Arsch schieben.»
    «Fein. Dann wäre ja alles geklärt. Aber wo wir gerade davon reden, darf ich dir einen guten Rat geben?»
    «Nein.»
    «Hör auf, Jackie zu vögeln. Mag ja sein, dass sie die weltweit größte Kanone im Bett ist, aber so was ist trotzdem unprofessionell. Und dumm. Wenn du von Susan genug hast, leg deine Sekretärin flach. Aber etwas mit einer Soldatin vom SAS anzufangen, das ist einfach nur krank. Damit machst du dich nur zum Affen, Midlife-Crisis hin oder her.»
    «Sie ist tatsächlich eine Kanone im Bett, Harry. Und machen wir uns mal nichts vor: Was du hier veranstaltest, ist noch sehr viel dümmer als das, was ich tue. Der Unterschied ist nur, dass du ein schlechtes Gewissen hast und ich nicht. Lass uns einfach weiter gute Freunde sein und uns gegenseitig aus der Scheiße ziehen, ja? Ich verurteile dich nicht, und du verurteilst mich nicht. Abgemacht?»
    Adrian nahm die Hand vom Schaltknüppel und klopfte Harry freundschaftlich auf die Schulter. Der massige Amerikaner sah einen Augenblick lang starr geradeaus und rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her. Dann drehte er sich wieder zu Adrian um.
    «Abgemacht», sagte er. «Aber nur, wenn du Sir David klarmachst, dass ich mit euch arbeite. Und nicht für euch.»

23   Teheran
    An einem Freitagabend Anfang Oktober stattete

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