Der Einzelgänger
nur irgendwas auch tun.
Außerdem ist Gouverneurin Schultz eine Politikerin, und Politiker haben Feinde. Was würden Schultz' Rivalen wohl dafür geben, wenn sie herausfänden - und beweisen könnten -, daß die gute Marilyn die Polizeiarbeit im gesamten Metroplex in die Hände eines Konzerns gelegt hat, der von Grund auf unterwandert ist? Genau, Omae, so ziemlich alles. Und wie würde Schultz darauf wohl reagieren? Indem sie hart durchgreift, um zu zeigen, daß sie Mumm hat, indem sie den Vertrag mit dem Star neu aushandelt oder ihn ein für allemal auflöst.
Ja, ja, ich glaube, ich verstehe, warum Drummond und der Rest der Pinkel-Brigade versuchen, den Mülleimer ganz fest geschlossen zu halten. Aber dieses Verständnis trägt im Moment in keiner Weise dazu bei, daß ich mich besser fühle.
»Das sehe ich ein«, sage ich zu Drummond, »aber das heißt noch lange nicht, daß Sie mich nicht reinbringen können. Drek, meine Tarnung ist geplatzt, das ist doch Grund genug, oder nicht. Es muß keine Verbindung -nicht die geringste - zu der Unterwanderung oder irgendwelchem anderen Drek geben. Ich hänge hier draußen völlig in der Luft.«
Einen Augenblick lang sehe ich etwas in den stahlharten Augen des Weißen Blitzes, das fast Mitgefühl und Verständnis sein könnte. Darin ist es verschwunden. »Zur Kenntnis genommen«, sagt er wieder, »aber trotzdem nicht akzeptabel. Aus Gründen, über die ich auf einer ungesicherten Leitung nicht reden werde. Denken Sie es durch, Larson. Sie werden es verstehen.«
Ich nicke zögernd. Ich glaube, ich verstehe tatsächlich, und dieses Verstehen macht den kalten Schauer, der mir über das Rückgrat kriecht, noch kälter.
Ich bin zu einer eindeutigen Schlußfolgerung gekommen, nicht wahr? Daß Mr. Nemo mich erkannt hat und meine Tarnung geplatzt ist und die Cutters meine Eier als Briefbeschwerer haben wollen. Diese Schlußfolgerung ergibt zumindest einen Sinn. Und wenn sie stimmt, hat der Weiße Blitz keinen Grund, mich nicht hereinzuholen.
Aber man kann die Sache auch aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten. Meine Tarnung ist geplatzt, ja, aber nicht, weil Mr. Nemo mich erkannt hat. Schön, wir sind einander schon begegnet, aber das war, als er in der Schlange vor dem Club Penumbra stand und ich das letztemal gerade rausgeschmissen wurde, oder bei einer vergleichbaren Gelegenheit. Er hat Blake nicht gesagt, daß ich für den Star arbeite, weil er es gar nicht wußte.
Wer könnte mich also, abgesehen von jemandem, der mich wiedererkennt und weiß, daß ich für den Star arbeite, auffliegen lassen? Natürlich jemand, der mit seinen geisterhaften elektronischen Fingern durch die Akten der Datenbanken Lone Stars blättert. Absolut logisch... glaube ich. Aber übersehe ich dabei nicht etwas?
Drek, darüber mache ich mir später Gedanken. Gedanken über all die kleinen paranoiden Drehungen und Wendungen und Intrigen, wenn ich nicht mehr auf der Straße bin und nach Leuten Ausschau halte, die mich geeken wollen. Tatsache ist, der Star wird mich nicht hereinholen, nicht jetzt, und mit dieser Tatsache muß ich mich abfinden.
»Zur Kenntnis genommen«, speie ich Drummond förmlich ins Gesicht. Seine Gründe nachvollziehen zu können, bedeutet nicht, daß die Tatsache mir gefallen muß. »Wann?«
Wiederum wechseln die drei Pinkel einen Blick, und diesmal antwortet mir Layton. »In sechsunddreißig Stunden, höchstens. Wahrscheinlich eher in vierundzwanzig.«
»Bis dahin ist die Situation stabil?« will ich wissen.
Vielleicht ist es ein Lächeln, das ihre Lippen den Bruchteil eines Millimeters zucken läßt, vielleicht war es auch nur ein winziger Fehler in der Datenübertragung. »Stabil genug«, sagt sie entschieden. Okay, sie haben also etwas am laufen, um der Unterwanderung Herr zu werden. Haltet euch ran und macht Dampf, das ist meine Meinung dazu.
»Halten Sie Verbindimg«, sagt Drummond (als würde ich sie sonst abbrechen). »Melden Sie sich alle sechs Stunden plus minus fünf Minuten.«
Ich werfe einen Blick auf meine Uhr - 1134 - und trage 1730 als Zeitpunkt für den nächsten Anruf in meinen geistigen Terminkalender ein. »Verstanden«, sage ich zu ihnen. »Auf dieser Leitung?«
Wieder ein rascher Blickwechsel, dann gibt mir McMartin LTG-Nummer und Sicherheitscode für eine andere Leitung. »Diese Leitung hat absoluten Vorrang«, sagt er. »Ihr Anruf erreicht uns, egal wo wir uns gerade befinden oder was wir gerade tun.«
»Ist gespeichert«, sage ich. »Bis
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