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Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Hill
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noch ein weiterer hervor, ein sehr starker, der die beiden anderen in den Hintergrund drängte.«
    »Brais Arjona?«, tippte Héctor.
    »Volltreffer, Herr Inspektor. Ja, der geborene Anführer, einer, der sich aufgrund seiner Leistung durchsetzt, nicht qua Amt, Alter oder Erfahrung. Herr Arjona brachte die besten Voraussetzungen für diese Position mit: jung, stark, intelligent. Sehr engagiert und lösungsorientiert.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Er flößte Vertrauen ein, wenn es ans Anpacken ging, versuchte aber nicht, die anderen für sich einzunehmen.«
    »Die anderen?«
    »Amanda, Gaspar, César … Bloße Mitläufer, egal von wem. Allerdings bemerkte ich eine gewisse Spannung zwischen dem geborenen Anführer, Brais Arjona, und einem von Sílvia Alemanys Anhängern: César Calvo.«
    Héctor nickte interessiert.
    »Hat es Streit gegeben?«
    »Nein, das möchte ich nicht sagen. Eher Meinungsverschiedenheiten bei der Bewältigung gemeinsamer Aufgaben. Sie müssen bedenken, wenn ich von Spannung spreche, beziehe ich mich auf ganz konkrete, punktuelle Momente. Sie neigten dazu, miteinander zu konkurrieren, sich unterschiedlichen Teams anzuschließen, entgegengesetzte Standpunkte einzunehmen, um ein Problem zu lösen. So war es an den beiden ersten Tagen. Am dritten, am Sonntag, hatte sich die Lage geändert.«
    »In welchem Sinne?«
    Herr Ricart lächelte.
    »Ich sehe, Sie schätzen, was ich Ihnen erzähle. Normalerweise begegnen die Leute solchen Darlegungen mit Skepsis, aber glauben Sie mir, Gruppenpsychologie ist eine faszinierende Sache. Die meisten unserer Programme folgen einem sehr ähnlichen Muster: Die Leute bekommen Prüfungen, Aufgaben … Nennen Sie es, wie Sie möchten. Aber es kommt vor, dass ein äußerer Faktor, der weder mit ihnen noch mit uns etwas zu tun hat, die Dynamik der Gruppe stärker beeinträchtigt, als wir dachten.«
    »Und in dem Fall gab es einen solchen Faktor?« Héctor ahnte die Antwort, wollte aber nicht vorgreifen.
    »Ja!« Die Miene des Teamtrainers verriet eine Befriedigung, wie sie ein Fußballtrainer nach dem Gewinn der Meisterschaft kaum schöner hätte zeigen können. »Bei einer unserer Prüfungen stieß die Gruppe auf … etwas sehr Verstörendes.«
    »Die erhängten Hunde?«, tippte Héctor.
    »Bravo. Ja. Eine unerfreuliche Erfahrung, ganz sicher, und so schockierend, dass die Gruppe auf eigene Faust etwas unternahm, wie ich später erfuhr. Sie hatten die Hunde am Samstagvormittag gefunden, und auch wenn sie zunächst zurückkehrten, um die Prüfung zu beenden, beschlossen sie, die Tiere später zu begraben. Da waren Joan und ich schon nicht mehr da. In der Regel haben die Leute den Samstagnachmittag für sich, um ohne Mediatoren zu interagieren. Auch das gehört zum Programm. Die Gruppe versammelte sich also, stimmte ab und handelte wie ein Ganzes. Ein großer Erfolg, wenn wir bedenken, dass sie sich einen Tag vorher noch nicht mal über die Aufteilung der Zimmer einigen konnten.«
    »Sie haben sich deshalb gestritten?«
    »Ärger gibt es immer, Herr Inspektor. In diesem Fall, und ich erinnere mich gut, störte es einen der Teilnehmer, dass er sein Zimmer teilen musste. Warten Sie …« Er warf einen Blick in die Aufzeichnungen. »Ja, Manel Caballero. Erfragte, ob es möglich wäre, allein zu schlafen, was kaum sinnvoll ist bei einem solchen Gruppenprogramm. Jedenfalls kann ich Ihnen sagen, dass Manel, auch wenn die Beobachtungen nur von einem Wochenende herrühren, der klassische Querulant war. Zwar beschwerte er sich niemals offen, nutzte aber jede Gelegenheit, um die Aufgabe der ganzen Gruppe infrage zu stellen. Ein zutiefst unsympathischer junger Mann, um es deutlich zu sagen, der mit Teamarbeit nichts am Hut hat. Einer, der sich als Opfer der ganzen Welt sieht.«
    »Und mit wem hat er am Ende das Zimmer geteilt?«
    »Das weiß ich nicht mehr«, sagte er. »Sehr wahrscheinlich aber mit den beiden Jüngeren. Das Haus ist groß, und es gab leere Zimmer, aber wie gesagt, es zeugt von wenig Gemeinschaftsgeist, ein Einzelzimmer zu verlangen. Es ging um Teamarbeit, das war kein Ferienwochenende.«
    Héctor verarbeitete angestrengt alle Informationen und wurde das Gefühl nicht los, dass in dem Puzzle, das er vor sich hatte, ein wesentliches Teil fehlte.
    »Jedenfalls glaube ich nicht, dass Ihnen das groß weiterhilft«, sagte der Mann, ein kluger Leser der Gesichter anderer.
    »Bei einer Ermittlung ist alles nützlich«, antwortete Héctor.
    »Da sind Sie der

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