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Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Hill
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danach.

29
    Das beste Rezept für Schlaflose war nicht das Medikament, das der Therapeut ihm empfohlen hatte, sondern eine Nacht zu überspringen, den Körper zu erschöpfen, bis er sich geschlagen gab und schlappmachte wie ein Handy ohne Saft. Héctor hatte nicht einmal sechs Stunden geschlafen, aber als er an diesem Dienstagmorgen aufwachte, fühlte er sich erholt wie lange nicht mehr. Frisch genug, um sich in den Fall zu stürzen: das Mysterium von Selbstmorden und erhängten Hunden.
    Während er mit Guillermo frühstückte – eine dieser gemeinsamen Verrichtungen, bei denen das Schweigen seines Sohnes ein Segen war –, schlug er erwartungsfroh die Zeitung auf, die er sich gekauft hatte, noch bevor der Kaffeekocher gefüllt war. Dort stand er, der mit Lola telefonisch verabredete Artikel, geschrieben mit den spärlichen Angaben, die er ihr am Tag zuvor gemailt hatte. Héctor musste schmunzeln, als er die Schlagzeile las: »Jung, frei und … tot. Rätselhafte Selbstmordwelle unter Mitarbeitern einer Firma«. Lola hatte vorgebeugt und Alemany Kosmetik nirgends erwähnt, doch der Werbeslogan war unverkennbar. Fotos von Gaspar, Sara und Amanda ergänzten einen Text, der mehr andeutete als erklärte.
    Das war die Vereinbarung gewesen oder, musste Héctor sich eingestehen, vielleicht auch nur der Köder, um sie in die Stadt zu locken: Er gab ihr Informationen zu einem Fall, der das Zeug zu einer echten Titelstory hatte; sie schrieb Artikel für eine Zeitung mit landesweiter Verbreitung. Und beide zusammen, dachte er, setzen wir Alemany Kosmetik ins Auge des Orkans, mal sehen, ob das Lüftchen ringsumher ihnen die Gedanken auffrischt und sie gesprächiger macht.Keine Frage, die neue Werbekampagne vertrug sich kaum mit einem Artikel, der von drei toten Mitarbeitern sprach.
    Er musste gelächelt haben, denn sein Sohn sah ihn fragend an. Doch er wollte keine Erklärung geben, für einen Heranwachsenden war es kein erbauliches Beispiel, und so sagte er nur:
    »Guille, ich habe im Moment ein bisschen viel um die Ohren mit einem Fall. Du hast ja gesehen, am Sonntag haben sie mich um Mitternacht gerufen, und erst gestern war ich spätabends zurück.« Und plötzlich fiel ihm ein: »Dir geht es gut, ja? Ich meine … Ich weiß, es ist nicht dasselbe, hier zu leben oder mit Mama.«
    Sein Sohn zuckte die Achseln.
    »Nur weiß ich nicht, was es für dich bedeutet.« Héctor wollte es schon dabei belassen und goss sich einen zweiten Kaffee ein, aber etwas trieb ihn an. »Doch, ich weiß es. Ich nehme an, es ist nicht gerade ideal für einen Jungen in deinem Alter, und ich sollte dir mehr Aufmerksamkeit schenken. Obwohl, ehrlich gesagt, eine große Hilfe bist du auch nicht. Nein, das ist kein Vorwurf. Es ist nur so, dass wir beide uns ähneln, und das macht es nicht leichter. Früher …«
    »Früher war Mama da. Jetzt nicht mehr.«
    »Ja. Jetzt nicht mehr. Aber ich. Ich bin da. Wenn auch nur selten und nicht mal richtig. Aber ich bin da, und du kannst auf mich zählen, immer.«
    Laut ausgesprochen, klang der Satz wie aus einem dieser amerikanischen Familienfilme, in denen Eltern und Kinder sich andauernd sagten, wie sehr sie sich lieben, aber Héctor war kein besserer eingefallen. Vielleicht weil manche von uns im Kino lernen mussten, Väter zu sein, sagte er sich ein wenig bitter.
    Guillermo nickte nur und schüttete sich noch ein paar Cornflakes in die Milchschüssel. Héctor nahm einen Schluck Kaffee. Die Löffel klirrten gegen das Porzellan. Der Wasserhahn tropfte. Wenn wir eine Wanduhr hätten, dachte er, klängen die Zeiger wie verdammte Schüsse.
    Héctor räusperte sich, stand auf und nahm sich eine Zigarette. Sein Sohn stellte die Schale ins Spülbecken und holte seine Schultasche. Bevor er ging, steckte er noch einmal den Kopf in die Küche.
    »Papa«, sagte er und schaute auf den Boden.
    »Ja?«
    »Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich auch da bin. Und dass du auf mich zählen kannst.« Er lächelte. »Fast immer. Laufen gehen kannst du allein.«
    Héctor lächelte auch und warf einen Spüllappen nach ihm. Guillermo warf ihn noch kräftiger zurück.
    »Geh schon, oder du kommst zu spät«, sagte Héctor, und dann rief er ihm noch hinterher: »Guille! Wenn ich die nächsten Tage abends nicht zum Essen da bin, geh runter zu Carmen, einverstanden? Ich spreche gleich mit ihr. Ich möchte nicht, dass du nur ein Stück Brot isst.«
    »In Ordnung. Dann sehe ich Charly.«
    Er hatte es ganz vergessen. Deswegen hatten sie

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