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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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erwiderte Carl. »Was die Schuld auf unserer und deren operativer Seite angeht, kann ich wohl sagen, daß sie relativ gleichmäßig verteilt sein dürfte. Ich kenne ihre wichtigsten Entscheidungsträger bei solchen Fragen, ich kenne sie persönlich. Das halte ich für wichtig. Und da ich sie kenne, weiß ich einiges darüber, wie sie denken. Ich glaube, es würde ihnen schwerfallen, nicht mitzumachen.«
    »Sind sie gut? Ich meine in operativer Hinsicht?« fragte Colin Powell mit gerunzelter Stirn.
    »Meiner Auffassung nach lautet die Antwort zweifelsfrei ja, Sir.«
    »Okay. Ihrer Meinung dürfte unter uns gesagt etwas größerer Wert beigemessen werden können als der einiger Theoretiker in meiner Umgebung. Lassen wir das mal durchgehen. Sie sind gut. Aber warum zum Teu… lassen Sie uns den Ruhetag jetzt heiligen. Also. Warum sollten sie mitmachen?«
    »Meiner Meinung nach haben sie kaum eine Wahl, Sir. Daß Ghaddafi die Bombe besitzt, hat ja nur dann einen Sinn, wenn es ein Geheimnis bleibt, bis er sie irgendwie scharfmachen kann. Wenn das Geheimnis platzt, sieht es ziemlich düster aus. Ich meine, Sie haben es selbst gesagt, Sir. Im Weißen Haus hämmert man schon auf den Kriegstrommeln herum. Wir haben es mit einer unvermeidlichen arabischen Katastrophe zu tun, wenn die Bombe nicht neutralisiert wird.«
    »Und das sollen die Palästinenser drüben in Tunis für so ernst halten? Ich meine, einmal abgesehen von dem Risiko, daß sich die Bombe in ihrer unmittelbaren Nähe befindet?«
    »Ja, Sir. Ich stehe jetzt vor der Wahl, ob ich Ihnen einen Vortrag halten soll, den Sie bei allem Respekt hinterher ein wenig langweilig finden würden, Sir. Oder ich entscheide mich für die andere und direktere amerikanische Methode und sage ganz einfach, ich bin überzeugt davon, sie überreden zu können.«
    »Gut! Wohl gesprochen, Admiral. Ich kaufe sofort die kurze amerikanische Version, wie Sie es so höflich formulieren. Dann bleibt wohl nur die Frage nach dem nächsten Schritt. Wir haben mit Ihrer Hilfe also die Bombe gefunden. Was wir dann tun können, wissen Sie. Gibt es etwas, was Sie in dieser Lage tun könnten?«
    »Ja, Sir, ohne Zweifel«, erwiderte Carl kühn. »Ich würde es schaffen, die Bombe unschädlich zu machen. Ich bin immer noch überzeugt, daß die Palästinenser mir mit der dann nötigen Logistik helfen würden.«
    »Dazu kann ich nur sagen: Hol mich dieser und jener an einem Sonntag!« rief Colin Powell aus. Es klang eher verblüfft als skeptisch. »Das eröffnet ja eine ganze Reihe neuer und angenehmer Perspektiven, kurz, wir könnten das Problem theoretisch also auch ohne Krieg lösen?«
    »Ja, Sir! Aber die Sache hat einen Haken«, erwiderte Carl schnell und mit einem düsteren Gesichtsausdruck, obwohl er innerlich über das jubelte, was er zu tun im Begriff war.
    »Oho!« bemerkte Colin Powell. »Das habe ich fast schon erwartet. Na schön, Admiral, wie sieht der Haken aus?«
    »Mein Chef, also der schwedische Ministerpräsident«, begann Carl bekümmert, »hat auf zahlreichen Gebieten den Wind des Wandels verkündet, seit er an die Macht gekommen ist. Eins dieser Gebiete ist gerade bei dieser praktischen Frage sehr bedauerlich, weil er nämlich die schwedische Unterstützung der palästinensischen auf die israelische Seite übertragen hat, so daß die schwedische Politik, wie soll ich sagen, eher im Einklang mit der amerikanischen steht. Mein Chef, der Ministerpräsident, würde also nicht gerade vor Freude in die Luft springen, wenn ich ihm eine schwedisch-palästinensische Verschwörung vorschlüge.«
    »Verdammt! Ich hab’s gewußt«, rief Colin Powell aus.
    »Leute wie Sie und ich landen immer in den Krallen solcher Leute. Leider ist das nun mal unser System. Dagegen läßt sich nichts machen.«
    Er zeigte erneut mit dem Daumen über die Schulter, auf die Aussicht aus den großen Panoramafenstern auf den Potomac und das Weiße Haus.
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie recht Sie haben, Sir«, sagte Carl in seinem Eifer, endlich zu dem zu kommen, was er wirklich beabsichtigte. Immerhin blickte Colin Powell jetzt schon verstohlen auf die Uhr, und das Personal war gerade dabei, den Tisch abzudecken. Hastig, fast desperat, sagte er ja zu einer Tasse Kaffee, lehnte einen Cognac aber dankend ab.
    »Wie gesagt, Sie ahnen gar nicht, wie recht Sie haben. Aber in diesem ganz speziellen Fall gibt es eine Medizin.«
    »Well, Admiral«, sagte Colin Powell mit hochgezogenen Augenbrauen und sichtlich

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