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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Verdachts von Kontakten mit einem angeblichen sowjetischen Spion verhört worden, nämlich Mr. Hamilton.
    Schritt Nummer eins: Es war nicht sehr schwer zu zeigen, daß die Voraussetzungen auf irrsinnige Weise falsch gewesen waren. Allein der Umstand, daß Mr. Hamilton soeben mit dem Präsidenten und dem Oberbefehlshaber der USA zusammengetroffen war und im Stab des konservativen schwedischen Ministerpräsidenten diente, war in dieser Hinsicht schon aussagekräftig genug.
    Schritt Nummer zwei: Daß ein Sorgerechtsstreit unmöglich zu gewinnen war, wenn die eine Partei zu Recht oder Unrecht verdächtigt wurde, ein kommunistischer Spion zu sein, brauchte nicht einmal diskutiert zu werden.
    Schritt Nummer drei: Folglich ging es darum, den Vergleich für ungültig erklären zu lassen. Dann schließlich der nächste Schritt: Den neuen Sorgerechtsstreit einzuleiten und zu gewinnen. Das war in groben Zügen das geplante Vorgehen.
    Aber. Es gab sogar zwei Aber. Um mit dem einfachsten anzufangen. Vielleicht sollte man sich damit begnügen, den Vergleich für ungültig erklären zu lassen. Damit war automatisch unklar, wer das Sorgerecht hatte. Aus diesem Grund würde man bis auf weiteres von einem gemeinsamen Sorgerecht ausgehen können. Und angesichts der Tatsache, daß der junge Stan sechs Jahre alt war, wäre es wohl besser, ihn selbst wählen zu lassen, jedoch erst dann, wenn er nach gesetzlicher Vorschrift das Recht erhalten hatte, mit seiner Mutter und deren neuem Ehemann Umgang zu haben. Es wäre psychologisch schlechter, über den Kopf von Stan hinweg ein paar Jahre zu prozessieren.
    Carl hatte keine Einwände und fragte schnell nach dem zweiten Haken, der also nicht der einfachste war.
    Dabei ging es um eine Sache, zu der Carl persönlich Stellung nehmen mußte. Vieles von dem, was zunächst bewiesen werden sollte, konnte auf dem Papier als klar erscheinen. Vor Gericht würde es jedoch ganz anders sein. Dann würde nämlich der Anwalt der Gegenseite auf die Tränendrüsen drücken und erklären, wie man sich fühlt, wenn man mitten in der Nacht von Sicherheitsagenten geweckt und wegen des Kontakts der Ehefrau mit kommunistischen Agenten verhört wird. Und, schluchz, jetzt sollte das Kind keinem Geringeren als besagtem kommunistischen Agenten übergeben werden.
    Carl wandte verwirrt ein, so etwas könne man doch nicht sagen, denn es sei ja einfach nicht wahr. Das löste bei den ihm gegenübersitzenden beiden Juristen eine fast unpassende Heiterkeit aus. Der Anwalt erklärte, es gebe keine Grenze für das, was man bei einem Sorgerechtsstreit in Kalifornien vor Gericht sagen könne.
    Carl fragte unangenehm berührt, was man dagegen unternehmen könne.
    »Rufen Sie Carl oder vielmehr den Flottillenadmiral Carl Graf Hamilton in den Zeugenstand, am liebsten in Uniform!« Carl erklärte zutiefst unangenehm berührt, ein Auftreten in Uniform sei höchst unschicklich, denn damit erwecke er den Eindruck, als trete er als offizieller Vertreter Schwedens auf. Nein, Zivilkleidung sei angebrachter. Aber trotzdem. Wenn die Sache von entscheidender Bedeutung sei, werde er natürlich mitmachen.
    Der sonnenstudiogebräunte Anwalt nickte nachdenklich und erklärte dann ein wenig überraschend, er müsse jetzt auch daran erinnern, daß es zu einem wohl sehr unangenehmen Verhör kommen könne, wenn der Anwalt der Gegenseite die Chance dazu erhalte.
    Carl war ein einziges Fragezeichen.
    »Wie denn?« wollte er wissen. »Ich bin ja wie gesagt kein sowjetischer Spion, sondern all das andere, was Sie genannt haben.«
    »Gewiß, Mr. Hamilton«, erwiderte der Scheidungsanwalt angestrengt. »Aber wir sitzen ja hier ein wenig abseits, so daß niemand uns hören kann… Mit Ihrer Erlaubnis möchte ich eine Weile die Rolle dieses Anwalts der Gegenseite spielen. Machen Sie mit?«
    »Schießen Sie los«, entgegnete Carl mit einem zuversichtlichen Lächeln, das er bald bereuen würde.
    »Okay. Darf ich Sie daran erinnern, Mr. Hamilton, daß Sie unter Eid aussagen?«
    »Natürlich, so wahr mir Gott helfe.«
    »Sind Sie von der sowjetischen Regierung ausgezeichnet worden? Stimmt es, daß Sie Träger des Roten Sterns sind, eines Ordens der Roten Armee?«
    »Ja, das stimmt. Allerdings heißt es nicht Rote Armee, sondern Sowjetarmee. Außerdem bin ich von der jetzigen demokratischen Regierung Rußlands mit dem Sankt-Georgs-Kreuz ausgezeichnet worden. Sowie von der französischen mit der Ehrenlegion, und…«
    »Danke, Mr. Hamilton! Darf ich Sie bitten, nur

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