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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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erneuertem Interesse. »Dann wollen wir mal hören, was für eine Medizin das ist.«
    »Also, hm«, begann Carl. Um ein Haar hätte er höchst unpassend losgekichert bei dem Gedanken, was er zu tun im Begriff war. »Es sieht so aus. Unser schwedischer Ministerpräsident mißt den Entscheidungen und Ansichten Washingtons die allergrößte, um nicht zu sagen, die entscheidende Bedeutung bei. Eine kleine freundliche Anfrage aus Washington, nur eine kleine, mehr ist nicht nötig, unsere besonderen Verbindungen zu den Palästinensern dazu zu nutzen, diese nachrichtendienstliche Operation im Interesse des Weltfriedens durchzuführen… falls Sie verstehen, was ich meine, Sir?«
    Carl senkte züchtig den Blick und sah auf das Tischtuch, während er auf die Reaktion wartete. Sie wurde auffallend konkret. Colin Powell bog sich fast vor Lachen, während er mit seiner kräftigen schwarzen Hand auf das Tischtuch schlug.
    »Well, well, well, Admiral. Ich glaube, ich habe kapiert«, prustete er. »Eine kleine Andeutung von da drüben« – er zeigte erneut mit dem Daumen über die Schulter –, »und Ihr Ministerpräsident hüpft in seinem Büro auf und ab, aber jetzt aus purer Freude?«
    »Exakt, Sir. Und nur fünfzehn Sekunden später bin ich beim palästinensischen Nachrichtendienst.«
    Colin Powell schwieg eine Zeitlang und lächelte zufrieden vor sich hin, während er aus einem hellroten Beutel Süßstoff in seine Kaffeetasse gab und umrührte.
    »Admiral«, sagte er sichtlich zufrieden, »meiner Ansicht nach befinden Sie sich praktisch schon in Tunis. Ich würde vorschlagen, daß wir zunächst dieses Unternehmen durchführen und erst anschließend die Frage aufgreifen, wie es weitergehen soll. Aber, wie Sie selbst schon eben gesagt haben: Nummer eins ist die Ortung der Bombe. Wenn wir das nicht schaffen, wäre jedes weitere Handeln reine Idiotie.«
    »Ganz meiner Meinung, Sir«, stimmte Carl mit einem absichtlichen Seufzer der Erleichterung zu. »Und ich kann Ihnen aus ganzem Herzen versichern, Sir, daß ich diese Schlacht wirklich gewinnen will.«
    »Das glaube ich Ihnen aufs Wort«, entgegnete Colin Powell mit ironisch leicht hochgezogenen Augenbrauen, »das ist mein ganz entschiedener Eindruck von Ihnen, Admiral. Sie mögen es nicht, als Zweiter durchs Ziel zu gehen, was bestenfalls etwas ist, was Sie aus San Diego mitgenommen haben. Wie auch immer: Von diesem Augenblick an sind wir miteinander im Geschäft. Ich muß sagen, daß Sie meinen Tag gerettet haben, Admiral. Mehr als das, sollte ich vielleicht hinzufügen.«
    »Noch eine letzte Frage, Sir«, sagte Carl. Es lag in der Luft, daß die Audienz beendet war. »Wie wollen wir künftig Kontakt halten?«
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen, Admiral«, sagte Colin Powell lächelnd und blinzelte Carl zu. »Rufen Sie uns nicht an, wir melden uns bei Ihnen.«
    Sie verabschiedeten sich mit spürbarer und echter Sympathie voneinander. Beide waren vom Ergebnis des informellen Treffens sehr positiv überrascht.
    Nachdem Carl hinausbegleitet worden war, stellte Colin Powell die kleine Plakette mit den Regeln des Hauses wieder auf ihren Platz auf dem Schreibtisch. Dann rief er zu Hause an und erklärte, alles sei okay, an den Plänen für den Nachmittag werde sich nichts ändern. Er werde in einer Stunde zu Hause sein.
    Er bestellte seinen Wagen, lehnte sich dann bequem in dem hohen Bürosessel zurück und stieß zufrieden die Fingerspitzen gegeneinander. Es war ein bemerkenswertes Erlebnis gewesen, diesen Hamilton zu treffen, von dem Ergebnis der Besprechung einmal ganz abgesehen. Der Mann sprach ja ein so gutes Amerikanisch, daß man in ihm nur einen Landsmann sehen konnte. Er trat auch untadelig und perfekt wie ein amerikanischer Offizier auf, aber in seinem Verhalten wirkte er dennoch ein wenig reserviert. Ebenso diskret wie entschieden zeigte er so, daß er kein beliebiger Untergebener war und kein Amerikaner, und das trotz der SEAL-Schwingen. Was für eine Karriere hätte so ein Mann vor sich gehabt, wenn er tatsächlich Amerikaner gewesen wäre; Colin Powell hatte dank seines Amts natürlich zwei Reihen Ordensspangen mehr an der linken Uniformbrust als der junge Flottillenadmiral. Aber das, was Hamilton hatte, war the real thing. Wäre er Amerikaner gewesen, hätte er einen doppelten Satz der Medal of Honor an der Brust gehabt. Wenn dieser Bursche das Projekt nicht mit Erfolg zu Ende brachte, würde es auch kein anderer schaffen, und dann würde es tatsächlich Krieg

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