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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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russischen Genossen Schwierigkeiten machen könnten, da sie kaum fliehen konnten. Wohin denn? Ihre einzigen verbliebenen Waffen waren zwei uralte, aber gepflegte AK 47, die einige der Palästinenser in einem Anfall von fürstlicher Großmut gegen moderne Waffen eingetauscht hatten.
    Die beiden Schweden und die beiden Russen legten sich unter die Zeltbahnen und dösten oder verschliefen den Tag. Jeder einzelne hatte reichlich Zeit, über sein Leben nachzudenken, und das, was gewesen war und eventuell hätte anders sein können. Über das, was kommen würde, wußte keiner von ihnen etwas Sicheres. Die Zeit stand still, weil sie sich in der unendlichen Sahara befanden und weil es ihnen vorkam, als gäbe es nichts zu sagen.
    Carl hatte mit eingeschaltetem Funkgerät geschlafen und drückte jetzt den Knopf, der in Mounas Kopfhörer irgendwo weit weg ein Pfeifen auslösen würde.
    Sie unterhielten sich kurz miteinander. Ihre Expedition sei voll sichtbar bei strahlend klarem Wetter den ganzen Tag durch die Wüste gegangen. Nichts sei geschehen, sie hätten kein Flugzeug gesehen. Er sagte, es sehe gut aus, und wollte die gewagte Kommunikation damit beenden, legte sicherheitshalber aber zwei Informationen nach, wovon die eine für die Lauscher dort oben gedacht war. Die zweite für sie. Als erstes sagte er, den beiden russischen Wissenschaftlern gehe es ausgezeichnet, und diese freuten sich schon darauf, in der neuen Weltordnung deprogrammiert zu werden. Dann sagte er mit einer Formulierung, die sie selbst einmal vor langer Zeit verwendet hatte, daß er Liebe für sie empfinde. Damit beendete er das Gespräch.
    Anschließend begannen er und Göran Karlsson, die Zeltbahnen von Sand zu befreien, und stellten dann einige metallene Gegenstände sichtbar davor. Göran Karlsson tat genau das, was Carl ihm sagte, obwohl er nicht verstand, welche Absicht dahintersteckte.
    Als das kleine Lager so hergerichtet war, daß man es aus der Luft sehen konnte, öffnete Carl einen der wenigen verbliebenen Metallkoffer und begann, die amerikanische Funkausrüstung zusammenzubauen. Er zog Göran Karlsson hinzu, um ihn wegen einer Neuerung zu befragen, die er nicht kannte. Dann aktivierte er den Notsender und befahl den anderen, die restliche Ausrüstung einzupacken und mitzunehmen.
    Sie gingen zehn Minuten, bis Carl zufrieden zu sein schien. Dann montierte er die Antenne seines schwedischen Codesenders und schaltete den Strom ein. Von jetzt an konnten sie Mitteilungen empfangen. Mit fast feierlichen Bewegungen baute er danach die amerikanische Ausrüstung auf, die etwas sperriger und überdies für Stimmenkommunikation und Klartext gedacht war, als hätten die Amerikaner sie der geheimen Ausrüstung für Codes und Schnellsendungen nicht für würdig befunden.
    Sie saßen so, das sie ihr verlassenes und deutlich markiertes Lager sehen konnten. Die drei anderen blickten Carls Arrangement fragend an, doch die beiden russischen Wissenschaftler wagten es ebensowenig wie Göran Karlsson, Fragen zu stellen oder Einwände zu erheben. Carl bastelte eine Zeitlang noch an der Ausrüstung herum, bevor er etwas sagte. Dann drehte er sich fast heiter zu den drei anderen um.
    »Wie ist dein Russisch, Göran?« fragte er auf schwedisch.
    »Nicht vorhanden, fürchte ich, außer den paar militärischen Ausdrücken, die jeder beherrscht«, erwiderte Göran Karlsson peinlich berührt.
    »Na schön«, sagte Carl, »dann erkläre ich die Voraussetzungen erst auf russisch und danach dir.«
    Er wandte sich an die beiden Russen und sprach eine Zeitlang ruhig und in scherzhaftem Ton. Göran Karlsson konnte nur feststellen, daß Carls Tonfall in auffälligem Kontrast zum Gesichtsausdruck der beiden Männer stand.
    »Also, ich habe ihnen folgendes erklärt«, sagte Carl auf schwedisch, als er mit den beiden Russen fertig war. »Da hinten steht ein aktivierter Notsender. Ich werde jetzt Funkkontakt zu unseren lieben Freunden in dem großen freien Land im Westen aufnehmen. Dann werden wir sehen, was passiert.«
    »Was passiert?« fragte Göran Karlsson verwirrt.
    »Eins von zwei Dingen«, sagte Carl lässig. »Entweder wird dieser Platz da hinten in etwa einer Stunde kaputtgebombt, oder aber wir hören das freundliche Geräusch von Hubschrauberrotoren in der Luft. Spannend, was?«
    Er drehte sich schnell um und schaltete sein amerikanisches Gerät ein. Er meldete sich mit dem Signal Trident. Eine Zeitlang pfiff und jaulte es. Es hatte den Anschein, als wäre noch keine

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