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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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selbst mit den Geräten fertig«, sagte Samuel Ulfsson zögernd. Der junge Funker ließ eine Andeutung von Salut erkennen und ging mit ein paar starren Blicken auf die anderen Männer im Raum hinaus.
    »Also«, sagte Samuel Ulfsson, als sie allein waren. »Ich bin zwar der Meinung gewesen, daß Carl mit seinen Gedanken konspiratorischer war als erlaubt. Aber in der gegebenen Lage konnte ich ja kaum widersprechen. Jedenfalls bin ich vor kurzem nach Paris geflogen, um mit einem alten Mann in meinem Alter zu sprechen, dem konspiratorische Ideen genausowenig liegen wie mir. Er heißt Louis Trapet.«
    Samuel Ulfsson notierte, daß weder Luigi noch Åke auf diesen Namen reagierten, schüttelte lächelnd den Kopf und stand auf. Er nahm einen kleinen Zeigestock und trat an die große Karte.
    »Louis Trapet ist kein x-beliebiger Froschfresser. Er ist Chef des DGSE«, begann er und schlug den Zeigestock ungeduldig gegen eine Handfläche. »Unser back-up besteht also aus dem militärischen Nachrichtendienst Frankreichs.«
    »Den Figuren, die Greenpeace-Leute ermorden«, brummte Åke Stålhandske mißbilligend. »Haben sie Marinetaucher in die Sahara geschickt?«
    Samuel Ulfsson machte ein Gesicht, als wollte er polemisch werden, versagte es sich jedoch mit einem demonstrativen Kopfschütteln und hielt dann vor der Karte einen kurzen, aber sehr erhellenden Vortrag.
    Frankreich unterhalte seit mehreren Jahren eine reguläre Eliteeinheit im Tschad, unter anderem, um den libyschen Einfluß zu blockieren und französischen Einfluß zu garantieren. Zuletzt im Januar sei diese Einheit mit einem Fallschirmjägerbataillon aus Toulon verstärkt worden. Die Operation im Tschad laufe unter der Bezeichnung SPARROWHAWK. Im Augenblick seien diese Truppen damit beschäftigt, Krieg zu führen. Es sei einer der unauffälligsten Kriege der Welt. Der Präsident, den Frankreich im Tschad abgesetzt habe, mache jedoch im Augenblick den Versuch, von Nigeria aus wieder an die Macht zu kommen, und das halte also den größeren Teil dieser französischen Einheit im Augenblick beschäftigt. Der Zeigestock landete plötzlich im nördlichen Tschad nur gut hundert Kilometer von Carls zuletzt angegebener Position entfernt.
    Samuel Ulfsson blickte die beiden anderen im Raum vielsagend an.
    »Die französischen Hubschrauber sind schon gestartet«, schloß er triumphierend, legte den Zeigestock weg und ging wieder zu seinem Schreibtisch zurück.
    Åke Stålhandske und Luigi eilten zur Karte und begannen, Entfernungen zu messen und Benzinverbrauch zu berechnen.
    »Macht euch deswegen keine Sorgen«, rief ihnen Samuel Ulfsson von seinem Schreibtisch aus zu. »Das hier ist für die Franzosen ein Heimspiel. Sie haben überall an der libyschen Grenze die Möglichkeit aufzutanken.«
    »Und was passiert jetzt, und was machen wir?« fragte Åke Stålhandske, als er sich setzte oder vielmehr fast in einen Stuhl kippte. Die Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Passieren wird hier nicht allzuviel. Wir warten auf einen Anruf aus Faya-Largeau. Louis Trapet ist dort und ruft mich an, sobald die Hubschrauber sich wieder auf dem Territorium des Tschad befinden.«
    »Die Amerikaner können hier doch wohl nicht dazwischenfunken?« überlegte Luigi, als wollte er doch noch ein letztes Problem zur Sprache bringen, bevor auch er Åke Stålhandskes demonstrativ erleichterte Miene aufsetzte.
    »Nein, das wäre selbst für sie ein zu starkes Stück«, murmelte Samuel Ulfsson trocken. »Dies war das einzige, womit ich Louis Trapet in Versuchung führen konnte, der Möglichkeit, den Amerikanern eins auszuwischen.«
    Vier Männer in Anzügen und Halbschuhen, mit lose gebundenen Krawatten und einer einzigen schwarzen Pilotentasche als Gepäck waren draußen in der absoluten Wildnis ein vollkommen unpassender Anblick. Als die Nachtkühle einsetzte, hatten sie ihre Jacketts angezogen.
    Carl hatte sich hingesetzt und unterhielt sich leise mit den beiden Russen. Einem von ihnen hatte er seinen Kassettenrekorder mit Musik von Dimitrij Schostakowitsch geliehen, vierundzwanzig Präludien und Fugen, Opus 87, gespielt von Keith Jarret.
    Es war Boris Petrow, der um die Musik gebeten hatte. Der Mann, der Dimitrij Gogol hieß, erklärte, sich weder für Musik noch für Literatur zu interessieren. Das lag vielleicht daran, daß sein Name die meisten Menschen dazu brachte, ihm mit seinem Namensvetter auf die Nerven zu gehen.
    Er griff mit Carl erneut die Frage auf, was passieren würde,

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