Der einzige Sieg
Operation Dragon Hammer werde Moammar Ghaddafi mit sofortiger Wirkung von der Macht entfernen. Die Amerikaner hatten schließlich manchmal eine Neigung, ihrer eigenen Propaganda zu glauben. Wie auch immer: Es mußte etwas mit all dieser hektischen Tätigkeit zu tun haben. Es mußte ja eine Erklärung dafür geben, daß die amerikanischen Hubschrauber nicht aufgekreuzt waren. Tatsächlich hatten sie schon vor einer Woche Hubschrauber ohne nationale Hoheitszeichen in den Tschad geflogen und eine kleine französische Basis geliehen. Da im Augenblick kaum noch etwas zu besprechen war, überreichte Carl den Franzosen sein schwedisches Funkgerät und bat sie, es zu zerstören, da die geehrten französischen Kollegen sonst den geheimen schwedischen Funkverkehr belauschen könnten. Die französischen Generäle akzeptierten mit einem entzückten Lachen diesen Vorschlag und gaben Carl sicherheitshalber ihr Ehrenwort als Offiziere, die Apparatur tatsächlich zerstören zu wollen.
Eine knappe halbe Stunde später rollte eine französische Militärmaschine draußen heran, um sie in die Hauptstadt im Süden zu bringen, wo sie eine Nachmittagsmaschine nach Tunis erreichen konnten.
»Ich möchte Ihnen, auch im Namen meiner schwedischen Kollegen, noch einmal sagen, wie dankbar wir für Ihre Hilfe sind, General«, sagte Carl, als er Louis Trapet draußen auf der Startbahn die Hand gab.
»Oh, Sie ahnen gar nicht, was wir Franzosen für einen Kommandeur der Ehrenlegion zu tun bereit sind, mein lieber Coq Rouge«, erwiderte Louis Trapet leutselig und machte dabei eine abwehrende Handbewegung, als handelte es sich nur um eine Bagatelle. »Außerdem sind wir mit den Russen sehr gut bezahlt worden. Bitte, hier sind Ihre Pässe mit den Visa.«
»Mein Codename ist aber nicht Coq Rouge. Das hat sich irgendwann mal ein Franzose in Konspiration mit einem verrückten schwedischen Sicherheitspolizisten ausgedacht. Wenn Sie mich unter Code erreichen wollen, General, versuchen Sie es doch bitte mit Trident «, entgegnete Carl mit etwas übertriebener Höflichkeit und nahm mit einer Verbeugung die beiden schwedischen Pässe entgegen.
Als Carl und Göran Karlsson die kleine Militärmaschine bestiegen, nahmen die beiden französischen Generäle Haltung an und erwiesen den beiden Schweden eine durchaus ernstgemeinte Ehrenbezeigung.
Von den folgenden zehn Stunden wurden für Göran Karlsson acht hoffnungslos langweilig, weil Carl die Neigung zu haben schien, sofort in den Winterschlaf zu fallen, sobald er in einem Flugzeugsessel landete, und zwar unabhängig davon, ob er, wie beim Rückflug aus der Sahara, zwischen zwei französischen Soldaten in Kampfanzügen in einem lauten Hubschrauber hockte, oder, was vielleicht verständlicher war, auf der letzten Etappe nach Tunis in einer Erster-Klasse-Kabine der Air France saß.
Als sie auf dem chaotischen Flughafen von Ndjamena endlich zum Schalter der Air France gekommen waren und das Personal entdeckte, daß sie mit Tickets der Streitkräfte flogen, und Carls Namen in den Computer eingab, wurden die beiden Schweden nämlich unauffällig, schnell und unter mancherlei Getuschel in die Erste Klasse gesetzt. Was Carl nicht im mindesten zu erstaunen schien, denn er kommentierte es nicht einmal.
Gemeinsam hatten sie im Grunde nur das Essen eingenommen, als sie in der Nachmittags und Abendsonne ein paar Stunden über die unendliche Sahara hinweggeflogen waren. Es war unfaßbar, daß sie genau von dort kamen, daß sie vor nur wenigen Stunden ihren Flug in dieses ewige Nichts begonnen hatten. Carl hatte sich mit Begeisterung auf die Weinkarte gestürzt und Göran Karlsson so gut wie verboten, Bier zum Essen zu trinken. Der Wein stieg ihnen schnell in den Kopf. Sie bekamen einen Rausch, der jedoch ebenso schnell verflog, wie er gekommen war, und da Göran Karlsson schon ahnte, daß Carl bald wieder einschlafen würde, erzwang er bei Kaffee und Cognac eine kurze Diskussion darüber, was jetzt geschehen solle.
Sie würden in Tunis bleiben, zumindest Carl, und Göran Karlsson dürfe wählen, ob er lieber gleich nach Hause wolle. Dann werde er, Carl, Görans privates Gepäck mitbringen, das noch bei der PLO in Tunis liege. Sonst müßten sie zumindest über Nacht bleiben, da sie noch drei Dinge zu erledigen hätten: Sie müßten ihr Gepäck abholen und der PLO das Ende der Operation Green Dragon melden, denn es sei ja keineswegs sicher, daß Mouna schon in Sarra angekommen war.
Und drittens hatte Carl noch etwas
Weitere Kostenlose Bücher