Der einzige Sieg
nach Libyen eingeführte Kernwaffe zu zerstören. Anschließend, so Carl, hätten sie sich mit amerikanischer Hilfe wieder außer Landes begeben sollen.
Der erste Teil der Operation sei reibungslos verlaufen. Die Bombe sei zerstört. Aus irgendeinem Grund sei mit der Rückreise jedoch etwas schiefgegangen, weshalb er im Namen des schwedischen Nachrichtendienstes seiner allergrößten Dankbarkeit für das entschlossene und effektive Eingreifen der französischen Kollegen Ausdruck geben müsse.
Schließlich müsse er noch auf eine verwickelte Frage kommen. Damit knallte er sieben Pässe auf den Tisch. Zwei der Paßinhaber seien russische Forscher, die den Transport begleitet hätten. Sie seien an dem libyschen Kernwaffenprojekt tätig gewesen, und ihr diesbezügliches Wissen werde sicher von großem Interesse sein. Carl erklärte, er übergebe die beiden Russen nur zu gern dem französischen Nachrichtendienst. Er zog ihre Pässe aus dem Stapel und überreichte sie Louis Trapet.
Nun die Frage der anderen Pässe, von denen zwei französisch seien. Die Paßinhaber seien inzwischen verstorben, aber es könne ja von Interesse sein, mit Hilfe ihrer Pässe herauszufinden, um wen es sich gehandelt habe. Carl schob damit auch die Pässe der Toten zu Louis Trapet hinüber, der sie mit einer nachdenklichen Miene entgegennahm, in den französischen Pässen blätterte, sie aufschlug, still vor sich hin nickte und sie wieder zuklappte. Er legte sie vorsichtig wieder auf den Haufen.
»Dann bleiben noch die schwedischen Pässe«, sagte Carl mit einem Lächeln und hielt seinen und den von Göran Karlsson hoch. »Wir brauchen Visa des Tschad, einen Flug nach Ndjamena und von dort eine weitere Verbindung nach Norden, am liebsten über Tunis.«
Er überreichte die beiden letzten Pässe dem Brigadegeneral, dem Kommandeur der hiesigen französischen Truppen.
»Damit bleibt möglicherweise nur noch die Frage, ob ich mit Stockholm telefonieren kann?«
Louis Trapet teilte ihm mit, er habe seinen Kollegen in Stockholm schon angerufen, sogar über eine offene Telefonleitung, um die Amerikaner nach Möglichkeit zu reizen.
Carl breitete die Arme in einer Geste aus, die deutlich erkennen ließ, daß er damit alles gesagt hatte, was zu sagen war. Er war jetzt bereit, auf eventuelle Fragen zu antworten.
Die Franzosen hatten jedoch kaum Fragen zu stellen, sondern wollten nur ganz triviale Dinge wissen, etwa ob die Herren sich vorstellen könnten, mit der Air France zu fliegen, und zwar mit Tickets, die das französische Militär anfordere, oder ob sie lieber eine andere Fluglinie vorzögen, obwohl die Air France von Ndjamena aus gewiß die besten Verbindungen habe. Und dann folgte natürlich die Frage, ob die Herren Lust hätten, noch über Mittag zum Essen zu bleiben.
Carl fühlte sich versucht, die Einladung anzunehmen. Louis Trapet war ein Mann, der ihn neugierig gemacht hatte. Ein dünnhaariger, kurzgeschorener kleiner Mann, der wie eine Parodie auf einen Preußen aus der Zeit des Kaiserreichs aussah.
Er trug sogar ein Monokel. Dieser Mann war jedoch in der Gemeinschaft der westlichen Spionagedienste eine legendäre Gestalt.
Carl erklärte nach einigem Zögern, wie gern er auch an einem französischen Essen teilnehmen würde, bedeute dies doch leider, daß er an Tempo verliere. Er habe nämlich noch mit einigen Amerikanern ein Hühnchen zu rupfen und wolle einen seiner Kontakte in Tunis erreichen, bevor die eine Hand begreife, womit sich die andere beschäftige.
Die Franzosen nickten nachdenklich. Der amerikanische Mißerfolg in der vitalsten Phase der Operation war unleugbar ein Rätsel, das geklärt werden mußte, und wenn aus keinem anderen Grund als um der künftigen Zusammenarbeit willen.
Vielleicht beruhte ihre Schusseligkeit auch darauf, daß sie im Augenblick im Tschad mit einer großen Operation beschäftigt waren, die ganz andere Ziele verfolgte. Sie hatten ein Kontingent von mehr als tausend Mann eingeflogen, die zu einer sogenannten »Libyschen Nationalen Front zur Rettung Libyens« gehörten und sich jetzt in einem Lager namens Han Senene befanden, zehn Kilometer außerhalb von Ndjamena. Es waren von der CIA ausgebildete Deserteure und Söldner, die unter dem Befehl eines Obersten Khalifa Belgassim Haffar standen. Diese Männer wurden jetzt zusammengezogen, um die Machtübernahme in Libyen vorzubereiten. Normalerweise hielten sie sich in Ausbildungslagern in der Nähe von Washington auf. Die CIA glaubte offenbar, die
Weitere Kostenlose Bücher