Der einzige Sieg
jedoch im großen und ganzen das einzige, was noch gefehlt hatte, das letzte Hindernis auf dem Weg zu einem wissenschaftlichen Erfolg. Doch dann war es zu dieser Katastrophe gekommen.
Carl unterdrückte den Impuls, dem Russen unter Hinweis auf die bedeutend größere Katastrophe, die gedroht hatte, die Leviten zu lesen. Er erkannte jedoch, daß es zwecklos war. Der Mann schien ein vollkommen phantasieloser und betonköpfiger Wissenschaftsidiot zu sein, für den die Welt nur aus technischen Problemen bestand.
»Wie auch immer«, warf Carl ein, »wie war das nun mit der noch fehlenden Tritium-Komponente?«
»Nun, in Libyen konnten wir sie ja nicht herstellen«, erwiderte Dimitrij Gogol. »Das Problem bestand nicht darin, Lithium zu bekommen, sondern in dem Fehlen eines Reaktors, der Lithium in Tritium umwandeln kann. Soviel ich weiß, handelte es sich um eine Bestellung aus dem Ausland, die kurz vor dem glücklichen Abschluß stand. So habe ich jedenfalls die Nachrichten gedeutet, die ich erhielt, daß nämlich alles in rund einem Monat fertig sein werde.«
Dimitrij Gogol hatte keinen Augenblick darüber nachgedacht, wozu die Bombe verwendet werden sollte, wenn sie erst einmal umgebaut worden war. Er hatte im Lauf der Jahre an sehr vielen Kernwaffen gearbeitet. Entweder wurden sie bei Atomversuchen eingesetzt oder gar nicht. Was Libyen mit der Bombe wollte, wußte er nicht. Es war ihm auch gleichgültig.
Carl wurde der Unterhaltung bald überdrüssig. Die Phantasielosigkeit des Wissenschaftlers widerte ihn an, und außerdem war ihm Mike Hawkins eingefallen. Dieser Mann unterhielt eine ganze Exportorganisation in Sachen Massentod, komplett mit Waffen, Technik und Wissenschaftlern. Überdies war er in einen möglichen künftigen Staatsstreich in Rußland verwickelt. Insgesamt mußte man ihn wohl als Menschheitsfeind Nummer eins betrachten.
Carl dachte kurz an Mounas schnellen und anscheinend selbstverständlichen Entschluß, die nicht-russischen und nichtlibyschen Wissenschaftler zu töten. Diese Entscheidung entbehrte natürlich nicht der Logik. Hätte man diese Leute aus Libyen herausgeschleift, hätten sie nur Schadensersatz wegen entgangenen Arbeitseinkommens verlangt, um dann mit der ersten Maschine nach Tunis zu fliegen und von dort mit dem Taxi nach Tripolis zu fahren. Immerhin hatte die neue Weltordnung noch kein Arbeitsverbot für Libyen erlassen. Verboten war nur, dorthin zu fliegen oder dorthin Waffen zu exportieren.
In der Morgendämmerung, als die Nacht am kältesten war, hörten sie das Hubschraubergeräusch, zunächst sehr schwach, doch dann immer lauter. Die Hubschrauber näherten sich in denkbar geringer Höhe.
Carl ging zu seinem schwedischen Funkgerät und teilte mit, sie hätten jetzt Kontakt mit Hubschraubern, die aber noch nicht identifiziert seien. Während er die Mitteilung sendete, winkte er den anderen zu, sie dürften sich nicht zeigen; noch wußten sie ja nicht, worum es sich handelte. Und wenn es Franzosen waren, hatten diese ja die exakte Position und brauchten nicht zu suchen.
Als die beiden Hubschrauber einschwebten und über ihnen noch eine enge Runde drehten, erhielt Carl Antwort aus Stockholm. Samuel Ulfsson bestätigte, daß es die Franzosen sein müßten. Als die Hubschrauber langsam niedergingen, um fünfzig Meter entfernt aufzusetzen, setzte Carl seine Nachtbrille auf und sah sofort die französischen Hoheitszeichen. Dann schickte er noch eine letzte Mitteilung an Samuel Ulfsson, in der er die Ankunft der Franzosen bestätigte. Er packte schnell seine Funkausrüstung zusammen, riß die Antenne heraus und ließ sie in ihrem provisorischen Gestell hängen.
Die drei französischen Fallschirmjägeroffiziere, die aus dem ersten Hubschrauber heraussprangen und in der Sandwolke geduckt zu dem Platz liefen, an dem sich das Ziel befinden sollte, waren gezwungen, kurz stehenzubleiben und sich die Augen zu reiben.
Als sie aufblickten, fiel es ihnen schwer, ihren Augen zu trauen. Vor ihnen standen vier staubige Personen in Anzügen und Halbschuhen. Einer der Männer hatte eine Pilotentasche in der Hand, ein anderer trug zwei Maschinenpistolen, die zusammengeklappt waren und an einem Riemen über der Schulter hingen, und zwei waren ohne jedes Gepäck.
»Herr Admiral Coq Rouge!« rief einer der französischen Offiziere aufs Geratewohl zu der Gruppe.
Carl trat vor und machte eine Andeutung von Ehrenbezeigung. Dann liefen alle auf den Hubschrauber zu, hinein in die Staubwolke, welche
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