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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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die surrenden Rotoren aufwirbelten. Hilfreiche Hände hievten sie hinein, und während der letzte Fuß, der von Carl, den Sand der Sahara verließ, stieg der Hubschrauber steil auf und ging mit Höchstgeschwindigkeit auf südlichen Kurs.
    Carl drängelte sich zum Chefpiloten durch, stellte sich vor und bat um eine kurze Lagebeschreibung, die er umgehend und in gutem Englisch erhielt.
    Alles sah gut aus. Die Franzosen überwachten die gesamte Region aus der Luft; in der Nähe befanden sich keine anderen Flugzeuge oder Hubschrauber, und sie würden in fünfunddreißig Minuten die Grenze zum Tschad überfliegen. Sie befanden sich praktisch schon jetzt in Sicherheit. Carl nickte, klopfte dem Piloten dankbar auf die Schulter und ging in die Kabine zurück, in der es ihm gelang, sich zwischen zwei französische Soldaten zu quetschen und einzuschlafen. Offenbar konnte er in einem Hubschrauber ebenso leicht einschlafen wie in einem gewöhnlichen Flugzeug. Das war das letzte, was er vor dem Einschlafen dachte. Er schlief zeit und traumlos, als schwebte er im Nichts.
    Als sie nach ein paar Stunden auf der Basis Faya-Largeau landeten – sie waren unterwegs einmal heruntergegangen, um zu tanken, ohne daß Carl sich die Mühe gemacht hatte aufzuwachen –, war die Sonne schon aufgegangen.
    Sie befanden sich nicht mehr in der Wüste, sondern in einer Savanne mit dichtem Buschwerk und vereinzelten Bäumen. Draußen auf der Landebahn stand ein ganzes Empfangskomitee. Die Uniformen der Männer flatterten im Wind der Rotoren der beiden landenden Hubschrauber.
    Carl hatte fast das Gefühl, zu einem Staatsbesuch einzutreffen, als er als erster ausstieg, wozu er höflich aufgefordert worden war. Er trat auf die vier Offiziere zu, die ihm die Hand gaben und sich der Reihe nach vorstellten. Es waren der Chef der Basis, ein Brigadegeneral Lapointe, dessen Stellvertreter, eine dritte Person, von der Carl weder Namen noch Funktion verstand, und danach »Le Renard« höchstpersönlich, »der Fuchs«, Generalmajor Louis Trapet.
    Die beiden Russen wurden diskret beiseite geführt, während Carl seinen schwedischen Mitarbeiter vorstellte. Die Gruppe ging langsam zu den niedrigen Gebäuden am hinteren Ende des Flugfelds, wo sie gelandet waren.
    Die Franzosen wiesen ihnen Zimmer mit Dusche, Badewanne, WC und Bidet an. Toilettenartikel und Ersatzkleidung lagen bereit. Man einigte sich darauf, daß die schwedischen Gäste eine halbe Stunde Zeit brauchten, um sich frisch zu machen, bevor man sich zu einem gemeinsamen Arbeitsfrühstück traf.
    Es war wie ein Traum zu duschen. Es war nicht nur angenehm, den mit Staub und Sand gemischten Wasserstrom in den Abfluß wirbeln zu sehen, während man selbst sauber wurde, nicht nur das fast sinnliche Erlebnis, das Haar mit Shampoo einzuschäumen, sich zu rasieren und mit vollkommen sauberen Leinenhandtüchern abzureiben, um anschließend das schuppige und leicht rötlich verbrannte Gesicht mit französischem Eau de Cologne einzureihen. Es war alles so trivial und wirklich, so alltäglich und typisch für eine Zivilisation, die zwar nur einige Flugstunden von der Wüste entfernt war, im Moment jedoch wie eine buchstäblich andere Welt erschien.
    Carl zog dankbar saubere Unterwäsche an und warf seine eigene in einen Papierkorb. Er fand ein sauberes und auffallend elegantes Seidenhemd in changierendem Mitternachtsblau, das ihn an Abu Lutuf in Tunis denken ließ. Er entdeckte sogar einen Hosenbügler, wie man ihn in besseren Hotelzimmern findet. Er benutzte ihn dankbar, während er mit einer Kleiderbürste sein Jackett bearbeitete. Dieses gab jedoch deutlich zu erkennen, daß der feine, staubartige Sand erst bei der nächsten chemischen Reinigung verschwinden würde; der Sand war sogar in seine verschlossene Reisetasche eingedrungen, in der die Kleider während des Sturms gelegen hatten.
    Sauber, adrett und im Hinblick auf die Umstände sogar recht elegant konnten Carl und Göran Karlsson anschließend in den ihnen angewiesenen Messeraum gehen, in dem ein großes französisches Frühstück gedeckt war; beschlagene Karaffen mit frischgepreßtem Orangensaft fielen den beiden Reisenden als erstes auf.
    Carl hatte seine Aktentasche mitgenommen und legte den Inhalt auf eine der weißen Leinendecken. Nach seiner zweiten Tasse Kaffee mit Milch räusperte er sich und hielt den französischen Offizieren kurz Vortrag.
    Die Operation Green Dragon habe, wie den Herren wohl schon bekannt sei, den Zweck gehabt, eine illegal

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