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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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können«, erwiderte Willy Svensén langsam. Er schien nachzudenken. »Im sozusagen technischen Sinn haben wir den Fall gelöst. Es gab ein Motiv, einen Verdächtigen, außerdem einen Verdächtigen mit Zugang zu Curare.«
    »Also einen Arzt?«
    »Ja. Er und seine Alte hatten sich ziemlich darüber gestritten, ob sie sich nun scheiden lassen sollten oder nicht. Die Scheidung hätte für unseren mutmaßlichen Täter einige unerwünschte ökonomische Konsequenzen mit sich gebracht. Er war Anästhesist, arbeitete also mit Curare. Sie hatte irgendwo unter der Haut in der Bauchregion eine Injektion erhalten und war auf eine Weise gestorben, die an Erstickungstod erinnerte.«
    »Sieht ja gut aus. Aber?«
    »Die Pathologen konnten jedoch nicht mit letzter Sicherheit sagen, daß es Curare war. Es soll verdammt kompliziert sein, und wenn ich mich recht erinnere, gab es da irgendeinen Bestandteil, der um das eigentliche Einstichloch herum in ungewöhnlicher Konzentration auftrat. Diese Komponente hätte sehr wohl ein Bestandteil von Curare sein können, war zugleich aber etwas, was der Organismus selbst erzeugt. Etwas in der Art. Folglich wurde dann alles sehr wissenschaftlich, und der Staatsanwalt zog die Anklage zurück. Trotzdem war klar, daß der Arzt der Täter war.«
    »Wir sollten uns vielleicht die Unterlagen in den Krankenhäusern der Region vornehmen.«
    »Ja, aber laß uns das jetzt erst mal vergessen. Wir werden weitersehen, wenn wir da sind und ein Gefühl für alles bekommen. Hier liegt jedenfalls verdammt viel Schnee.«
    »Na ja, du weißt, wie das kommt. Wie es heißt, haben wir wieder einen schneefreien Winter in Schweden, aber damit ist in erster Linie Stockholm gemeint, kaum Norrland.«
    »Jetzt wollen wir aber nicht so pingelig sein. Stockholm ist eine nette Stadt.«
    »Ich weiß«, schnaubte Rune Jansson, »meine Frau erinnert mich ständig daran.«
    Sie warfen einander einen vielsagenden amüsierten Blick zu und schwiegen dann erneut, um sich nicht wieder in eine allzu frühe Diskussion über Dinge zu verwickeln, über die sie nicht sprechen sollten, solange sie nicht mehr wußten.
    »Einer der Kollegen vom Gewaltdezernat unten in Stockholm hat mir einen merkwürdigen Vorschlag gemacht«, sagte Rune Jansson nach einer Weile, als er gerade entdeckt hatte, daß sie noch mindestens zwanzig Minuten zu fahren hatten. »Du weißt, die arbeiten an so einer Mafia-Geschichte.«
    »Meinst du diese Bomben in den Restaurants? Hat es tatsächlich was auf sich mit diesem Mafia-Gerede? Ich dachte, die Zeitungen hätten sich das nur einfallen lassen, weil die Kneipenbesitzer Italiener sind.«
    »Ja, das glaubt er jedenfalls, also der Kollege. Es gibt einfach zu viele Zeugen, die Bescheid wissen, es aber nicht wagen, etwas zu sagen.«
    »Obwohl man ihnen ihre Kneipen in die Luft gejagt hat?«
    »Genau. Und das ist für uns in Schweden nicht gerade ein typisches Muster. Wenn man weiß, wer einem das Lokal in die Luft gejagt hat, dann singt man und sagt auch als Zeuge aus, wenn es nötig ist. Das Ganze kommt uns also ein bißchen fremd vor.«
    »Ja, doch, das könnte man meinen. Aber seit wann glauben die Kollegen da unten im Gewaltdezernat, daß sie unsere Meinung brauchen? Sie sind ja selbst nicht gerade ohne praktische Erfahrung.«
    »Nein, aber jetzt geht es eben um was Spezielles. Der Kollege fragte, ob ich die Ansicht von Hamilton einholen könne.«
    »Hamilton? Dem Massenmörder?«
    »Wieso Massenmörder?«
    »Du liest wohl keine Zeitungen, was? Kennst du ihn?«
    »Ja. Wir haben uns vor ein paar Jahren im Zusammenhang einer Ermittlung kennengelernt. Der Kollege meinte, Hamilton und seine Leute hätten vor einem Jahr da unten auf Sizilien ganz konkret mit der Mafia zu tun gehabt und… Ja, also wenn ich ein paar Auskünfte von militärisch kompetenter Seite einholen könnte, sozusagen.«
    »Auskünfte?«
    »Ja, Auskünfte. Nichts anderes, falls du das glauben solltest.«
    »Und worin soll das Problem bestehen? Warum kann dieser Kollege diese beherzigenswerten Auskünfte denn nicht selbst einholen?«
    »Ist vielleicht schüchtern, was weiß ich. Möglich ist auch, daß es mir in rein technischer Hinsicht leichter fallen würde. Das Problem besteht aber darin, ob ich so verfahren kann?«
    »Du meinst, einen Außenstehenden in eine Ermittlung einzubeziehen?«
    »Ja, etwa so.«
    Willy Svensén richtete sich leicht auf und überlegte eine Weile. Es schien kein großes Problem zu sein, aber er konnte das Zögern seines

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