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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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und so weiter.
    Rune Jansson kramte den Obduktionsbericht hervor, las die Bemerkungen über die Todesursache, notierte die bemerkenswert lange Zeit, die zwischen den beiden Zeitpunkten vergangen war, vermutete, daß es etwas mit den Weihnachtstagen zu tun hatte, und entdeckte dann das Gutachten des staatlichen gerichtschemischen Labors in Linköping, also unten in seiner heimatlichen Gegend.
    Die Chemiker hatten eine Woche gebraucht, um das Problem zu lösen, doch das erschien Rune Jansson nicht als sonderlich lang. Vielmehr war es beachtlich, daß sie das Problem überhaupt gelöst hatten. Warum war es diesmal gelungen, nachdem dieser Anästhesist, der vor ein paar Jahren seine Frau ermordet hatte, davongekommen war?
    Rune Jansson kramte die Telefonnummer des Pathologen unten in Umeå vor, hatte Glück und bekam ihn gleich an den Apparat.
    Rune Janssons Frage klang sehr einfach. Sie ließ sich in einigen wenigen Worten zusammenfassen: Wie zum Teufel seid ihr darauf gekommen?
    Wie sich herausstellte, war die Antwort bedeutend komplizierter als die Frage. Die Sache sei die, daß man erstens aus guten Gründen einen Mord durch Vergiftung habe vermuten können. Es habe jedoch nur eine begrenzte Menge Material zur Untersuchung vorgelegen, genauer, ein herausgeschnittenes Stück Fleisch aus einem Schenkelmuskel. Bei der Untersuchung jedes Stückchens von solchem Material werde dieses zerstört, und da sich nach der routinemäßigen ersten Suche nach gewöhnlichen denkbaren Giften ein negatives Resultat ergeben habe, sei die Lage knifflig geworden.
    Genau, eben, stimmte Rune Jansson zu. Ob es also irgendwelche Tips von der Polizei oder etwas anderes gebe, die den Verdacht auf diese ungewöhnliche Substanz gelenkt hätten?
    »Eigentlich nicht«, erwiderte Anders Eriksson. »Das Problem bestand überdies darin, daß die pathologische Seite der Ermittlung mit dem Material vorsichtig umgehen sollte, bis Informationen der Polizei einen Hinweis auf etwas ergaben, wonach zu suchen war. Die Polizei ihrerseits konnte einen Multbeerendiebstahl nicht einfach zu einem Mord erheben, bevor beispielsweise pathologische Ergebnisse vorlagen, die diese Hypothese stützten.«
    »Nein, verstehe. Im Grunde wäre die Polizei also nie von der Stelle gekommen? Aber dieser Polizist, wie heißt der noch? Ach so, Niemi. Ja, dann hat wohl dieser Niemi einige Überlegungen angestellt?«
    »O ja, das hat er unleugbar. Er hat sozusagen auf die außerordentlich große Wahrscheinlichkeit eines Mordes hingewiesen. Am Ende blieb nur die Möglichkeit, es auf gut Glück zu versuchen.«
    »Auf gut Glück?«
    »Ja, der Tod schien ja durch Atemstillstand eingetreten zu sein. Da erschien es mir nicht allzuweit hergeholt zu sein, es mit Succinylkolin zu probieren, ja, mit Curare, einfach ausgedrückt.«
    Der Pathologe hatte, wie er erklärte, sämtliche Möglichkeiten mit seinem Kollegen, dem Chemiker, durchdiskutiert. Er fuhr fort:
    »Und dann, ja, aber das sollte unter uns bleiben, dann habe ich jedenfalls einiges ›Material‹ mit Curare präpariert und die Proben ins Labor geschickt. Die Chemiker haben es mit verschiedenen Analysemethoden versucht, bis sie eine fanden, die recht brauchbar zu sein schien. Die haben da unten natürlich Literatur zur Verfügung, und jemand hatte einen Aufsatz aus Nebraska gefunden, in dem eine Methode erklärt wurde, wie man auf chemischem Weg Reste dessen nachweisen kann, was einmal Succinylkolin gewesen ist. Das Problem bestand ja darin, daß solche organischen Substanzen abgebaut werden. Hier ging es zum Beispiel in erster Linie um die Frage, anormal hohe Konzentrationen von Bernsteinsäure zu finden und…«
    Schließlich ging es Rune Jansson auf, daß alles auf Vermutungen beruht hatte, zwar auf ungewöhnlich qualifizierten Vermutungen, aber immerhin.
    Das war recht bemerkenswert. Ein Vorgehen wie hier wäre in den meisten anderen Fällen der perfekte Mord gewesen. Unmöglich festzustellen, da eine Substanz verwendet worden war, die sich praktisch nicht nachweisen läßt.
    Ein Kriminalinspektor war hartnäckig geblieben und hatte einen Pathologen überredet, der wiederum einige Chemiker überredet hatte, nur weil er sie gut kannte. Sie hatten auf das richtige Pferd gesetzt.
    Aus diesem Grund und eigentlich nur aus diesem Grund befand sich Rune Jansson jetzt in Haparanda.
    Als er aufgelegt hatte, blieb er eine Weile still sitzen, ohne sich zu bewegen. Sie wußten, wann, wo und wie ein Lastwagenfahrer in Haparanda ermordet

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