Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
des Stempels der Stechuhr feststellen, die der Zeuge beim Verlassen seines Arbeitsplatzes betätigt hatte, und zwar bis auf wenige Minuten genau.
    Zeuge Nummer 2 , der seine Beobachtungen zu einem späteren Zeitpunkt gemacht hatte, hatte zwei Laster gesehen, die Hecktür an Hecktür geparkt waren, so daß man leicht etwas von einem Laderaum in den anderen hätte umladen können. Dieser Anblick hatte eine mehr oder weniger obszöne Phantasie ausgelöst und war dem Zeugen daher im Gedächtnis geblieben. Der eine Fernlaster war von NORRFRYS gewesen, denn diese Laster kannte in der Gegend jeder. Der andere war blau lackiert, wahrscheinlich dunkelblau, ohne irgendwelche Aufschriften. Der zweite Wagen sei genauso groß und mit dem anderen beinahe identisch gewesen.
    Zeuge Nummer 3 war aus der anderen Richtung gekommen und hatte die beiden Laster dort stehen sehen. Er hatte zunächst geglaubt, daß der Laster, der entgegen seiner Fahrtrichtung stand und aus Luleå gekommen zu sein schien, finnische Kennzeichen gehabt habe. Er hatte dies irgendwie assoziiert, doch dann sofort seinen Irrtum erkannt. Es hatte mit den drei Buchstaben des Kennzeichens zu tun, APU. Er habe, wie er sagte, das Wort instinktiv gemurmelt und erst danach bemerkt, daß es ein schwedisches Nummernschild gewesen sei; aus einiger Entfernung läßt sich der Unterschied nicht leicht erkennen. Und diese scheinbar so unwichtigen Dinge seien ihm deshalb im Gedächtnis haften geblieben, weil er zunächst auf finnisch falsch gedacht habe, bis er seinen Irrtum erkannte. Ja, es könne schon stimmen, daß der unbekannte Fernlaster blau gewesen sei oder zumindest von dunkler Farbe.
    Zwei Tage eintöniger und weitgehend undankbarer Arbeit einiger Polizeibeamter draußen am Straßenrand waren folglich mit großer Wahrscheinlichkeit der Schlüssel zu den gesamten Ermittlungen. Ein paar Ziegelsteine, die in diesem Augenblick jedoch als schwere Felsbrocken empfunden wurden; Verkehrsteilnehmer sind nicht gerade guter Laune und aufmerksam, wenn sie von roten Blinklichtern angehalten werden und Uniformen sehen, auf denen überall das Wort POLIZEI steht.
    Ein Fernlaster, vermutlich ein Scania, mit einem Kennzeichen, das mit den Buchstaben APU begann.
    Das mußte Willy Svensén übernehmen, Registerabschnitt I wie bei Inlandsfahndung. Das war eine Arbeit, die Kollege Willy schon oft gemacht hatte, und er brauchte nur etwas mehr als einen Tag, um den Lastwagen ausfindig zu machen. Er gehörte einem Fuhrunternehmen in Örebro. Über das Handelsregister, das Steuerregister und einiges andere bekam man unter anderem heraus, wer die Eigentümer waren, wie die Angestellten hießen, und so weiter. Außerdem verwendeten die Fahrer Tank-Kreditkarten der BP.
    Darauf folgte eine zeitraubende Operation, nämlich mit Hilfe sämtlicher BP-Tankstellen zwischen Haparanda und Örebro auf mehreren denkbaren Routen festzustellen, ob das verdächtige Fahrzeug in dem kritischen Zeitraum betankt worden war oder ob der Fahrer für andere Dienstleistungen bezahlt hatte. Diese Arbeit dauerte drei Tage. Willy Svensén mußte die Hilfe der verschiedenen Polizeidistrikte in Anspruch nehmen, über deren Gebiet die denkbaren Routen führten. Schließlich hatten die Beamten Erfolg. In unserem computerisierten Zeitalter ist jede einzelne Kreditkarten-Transaktion an jeder Tankstelle zumindest rund einen Monat später für mehr oder weniger befugte Computer-Auskünfte erreichbar.
    Der verdächtige Wagen hatte am 21. Dezember kurz vor Mitternacht in Östersund getankt. Auf der restlichen Strecke nach Örebro hatte es keine weiteren registrierten Halte bei Tankstellen oder Kneipen gegeben. Das war auch gar nicht mehr nötig.
    Damit würde die Ermittlung nach Örebro verlagert werden, da es jetzt mit Hilfe der verschiedenen Kreditkarten des Unternehmens darum ging festzustellen, welcher Fahrer in Östersund gewesen war. Damit hatte es jedoch keine Eile. Jetzt ging es vielmehr darum, die weiteren Ermittlungen sehr behutsam zu führen, damit die möglichen Täter, die sich jetzt schon allmählich sicher fühlten, keinen Anlaß bekamen, ihre Meinung zu ändern. Sie sollten die Gefahr erst ahnen, wenn es zu spät war.
    Das war eine neue Phase. Die Planung würde wahrscheinlich in Örebro erfolgen müssen. Eventuell mußten neue Fahndungsmaßnahmen ergriffen werden, bevor die Polizei zuschlug. Doch das war eine spätere Sorge.
    Außerdem galt es, bei der Staatsanwaltschaft bestimmte bürokratische Hindernisse zu

Weitere Kostenlose Bücher