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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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wissen, daß etwas Bestimmtes wichtiger war als etwas anderes, aber dennoch wurde ein Ziegelstein auf den anderen gelegt, so daß nach und nach ein fertiges Haus entstand.
    Auch Dinge, die an und für sich nur Fehlschläge waren oder ins Leere führten, waren Ziegelsteine bei diesem Bau. Wie beispielsweise eine Erkenntnis, die Eino Niemi bei seiner sehr ehrgeizigen Ermittlungsarbeit mit Hilfe von finnischen Kollegen gewonnen hatte. Er hatte nämlich entdeckt, wo in der Nähe von Rovaniemi an der Straße und zu ungefähr einer bestimmten Zeit am 21. Dezember Wiener Schnitzel mit grünen Erbsen serviert worden waren. Man hatte das Lokal gefunden und sogar beweisen können, daß Lasse Holma seine letzte Mahlzeit genau dort eingenommen hatte. Mehr hatte man jedoch nicht herausgefunden.
    Ähnlich war es bei dem nächsten finnischen Ermittlungsabschnitt. Zwar war vor zwei Jahren in einem Krankenhaus in Helsinki Succinylkolin gestohlen worden, ohne daß jemand dafür verurteilt worden war. Nach einigen Telefonaten mit den Kollegen in Helsinki kam jedoch heraus, welche Leute das Curare gestohlen hatten und warum. Es waren gewöhnliche Drogensüchtige, die auf ganz andere Dinge aus gewesen waren, die sie noch nicht einmal hatten konsumieren können, als sie festgenommen wurden. Einige der Arzneimittel hatten sie vermutlich weggeworfen, als ihnen aufging, daß es sich nicht um Narkotika handelte. Infolgedessen waren sie wegen der Drogen verurteilt worden, die sie bei sich gehabt hatten, aber nicht wegen des nebensächlichen Details Curare.
    Im übrigen funktionierte die Zusammenarbeit hier oben mit den finnischen Kollegen bemerkenswert gut. Niemi und die anderen griffen einfach zum Telefon und sprachen eine Zeitlang Finnisch. Dann legten sie einfach wieder auf, nickten nachdenklich und sagten, ja, es werde schon alles in Ordnung kommen. Hätte man irgendwo anders in Schweden das gleiche Manöver versucht, wäre die Angelegenheit erst an die Reichskripo in Stockholm gegangen, dann an die entsprechende finnische Behörde, schließlich zum fraglichen Polizeidistrikt und dann auf dem gleichen Weg zurück, bestenfalls in einer Woche.
    Rune Jansson hatte selbst den Abschnitt G des Registers verantwortet, in dem es um die Zeugen ging. Es war kein Zufall, daß er selbst die Hauptverantwortung gerade dafür übernommen hatte, so wie es auch kein Zufall war, daß Kollege Willy den Abschnitt betreute, der unter der wenig spannenden Bezeichnung I lief, Inlandsfahndung. Auf beiden Gebieten konnte man sich einen Durchbruch vorstellen, und auf beiden Gebieten hatten Disziplin und Fleiß auch ihren Lohn erhalten.
    In diesen beiden Gebieten hatten die sichtbarsten Schwächen gelegen, die sie nach ihrer Ankunft in Haparanda entdeckt hatten, als sie ihren ersten, sehr langen Arbeitstag hinter sich brachten und zusammenfaßten, was geschehen und was nicht geschehen war.
    Es heißt immer, die Polizei »klopfe an Türen«, was eine Wahrheit mit einigen praktischen und geographisch bedingten Modifikationen ist. Wenn sich in einem Hochhausviertel außerhalb Stockholms ein Verbrechen ereignet, gibt es viele Türen, an die geklopft werden muß.
    Hier in Haparanda gab es zwei, und es wurde sehr schnell angeklopft. Keiner hinter den beiden Türen hatte etwas gesehen. In dem einen Fall aufgrund mangelnden Sehvermögens, in dem anderen entweder aufgrund mangelnder Beobachtungsgabe oder mangelnden Vertrauens in die Polizei. Im Hintergrund spukte wohl irgendein alter Fall von Wilderei.
    Rune Jansson hatte deshalb schnell die Operation »An Autotüren klopfen« organisiert. Die Polizei errichtete eine Art Straßensperre am Tatort, und zwar beginnend eine Stunde vor dem Zeitpunkt, zu dem der Mord geschehen war. Dann wurde jeder Wagen angehalten. Man erklärte den Fahrern, es sei keine Verkehrskontrolle, und fragte dann, ob sie oft hier vorbeikämen und auch am 21. Dezember um etwa diese Zeit hier vorbeigefahren seien (»An dem Abend lief im Fernsehen das und das, als du nach Hause kamst«). »Hast du hier einen Lastwagen stehen sehen? Hast du noch etwas gesehen?«
    Es dauerte ein paar Tage, bis Ergebnisse kamen. Und wenn man dann die drei Zeugenaussagen zusammenlegte, die von Bedeutung zu sein schienen, erhielt man ein gutes Ergebnis:
    Zeuge Nummer 1 hatte den Fernlaster der Firma NORRFRYS gerade in dem Augenblick gesehen, in dem dieser parkte. Dem Fahrer war aufgefallen, daß der Laster sozusagen aus der falschen Richtung kam. Die Uhrzeit ließ sich mit Hilfe

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