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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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überwinden. Von dem Zeitpunkt an, zu dem es Tatverdächtige gab, wurde automatisch irgendein Staatsanwalt Chef der Voruntersuchung, da es eventuell um vorläufige Festnahmen, Hausdurchsuchungen und andere sogenannte Zwangsmittel gehen konnte. Eventuell mußten Telefone abgehört werden und weitere Maßnahmen ergriffen werden. Die Hauptsache im Augenblick war jedoch, daß die grundlegende Arbeit getan war.
    Rune Jansson verbrachte den größeren Teil seines letzten Arbeitstages damit, in den verschiedenen Registerabschnitten aufzuräumen und unsortierte Berichte einzuordnen. Das war gewissermaßen der Feinschliff der Arbeit.
    Anschließend verbrachte er eine runde Stunde damit, seine »Wegzehrung« zu komponieren. So bezeichnete er die Kopien, die er nach Stockholm mitnehmen wollte, eine Art Konzentrat der Ermittlungen.
    Nach dem Lunch gingen die beiden Stockholmer zum Polizeidirektor, um sich für die gute Zusammenarbeit zu bedanken und das weitere Vorgehen zu besprechen. Trotz einiger Einwände war es Rune Jansson nicht gelungen, sich von der Bezeichnung als Stockholmer zu befreien.
    Rein formell war dies die Ermittlung der Polizei von Haparanda, und rein formell würde sie unten in Örebro sehr wohl zuschlagen können. Das war jedoch nicht besonders praktisch. Rune Jansson und Willy Svensén unterschätzten keineswegs die psychologischen Fragen, über die sie jetzt verhandelten. Die große Arbeit war von der Polizei in Haparanda geleistet worden, der schwierige Teil der Arbeit. Sollten die Südschweden jetzt sozusagen im Endspurt dazustoßen und Festnahmen, Vernehmungen und all das vornehmen, was die Schlußphase ausmachte oder den Endspurt, wenn man so will?
    Nun ja, sagten sie und wanden sich, als das Thema schnell, aber dennoch indirekt zur Sprache kam. Am praktischsten wäre es wohl, wenn das von Stockholm aus organisiert würde. Die Verbindungen mit Örebro seien von Stockholm aus ja viel einfacher herzustellen als von Haparanda. Hingegen, und das war der Kompromißvorschlag, wäre es doch passend, wenn man in der Schlußphase, also wenn man schon einige Personen vorläufig festgenommen habe, was mit recht großer Wahrscheinlichkeit schon bald der Fall sein werde, einige Ermittler von Haparanda nach Örebro schicken könne.
    Die Federführung bei dem gesamten Fall liege ja bei der hiesigen Staatsanwaltschaft. Wenn also Haftbefehle ausgestellt würden und es zu einem Strafprozeß komme, dann vermutlich hier oben. Könne man also in der Schlußphase von Haparanda ein wenig Hilfe erwarten?
    Sie fühlten sich wie Diplomaten. Strenggenommen traten sie auch mehr wie Diplomaten als wie Polizeibeamte bei diesem Gespräch auf oder, wenn man so will, der Verhandlung mit dem Polizeidirektor aus Östergötland. Außenstehenden würden diese Komplikationen sich möglicherweise als unbegreiflich oder zumindest unwichtig darstellen. Vom allgemeinen Standpunkt der Steuerzahler aus war es gleichgültig, ob Mörder von Polizisten eingefangen wurden, die einen halbfinnischen Dialekt sprachen, oder ob diese aus dem mittelschwedischen Jammergürtel um Örebro stammten oder schlimmstenfalls aus dem Süden, nämlich aus Stockholm, sofern die Mörder nur gefangen wurden. Für die beteiligten Polizisten ging es jedoch bei dieser Frage um etwas Wichtigeres. Es war erhebliches Prestige damit verbunden, nach hartnäckiger und tüchtiger Polizeiarbeit, wie es in der Presse heißen würde, einen solchen Mordfall zu lösen. Und jetzt wurde sozusagen um das Fell des Bären gefeilscht, obwohl dieser noch gar nicht erlegt war. Doch schließlich einigte man sich. Wenn es so weit war, sollten zwei Mann aus Haparanda anreisen dürfen.
    Anschließend versammelten sie die Ermittlungsgruppe um sich, die zur Zeit der härtesten Arbeit aus fünf Mann bestanden hatte. Sie bedankten sich für die Zusammenarbeit und hielten kleine Ansprachen, die hier oben im Tornedalen genauso angemessen zu sein schienen wie woanders in Schweden. Die beiden Stockholmer erhielten je ein Geschenk in Form eines kleinen Eisbären in einem Glas, auf dem Haparanda–Tornio stand. Dann zogen ausgewählte Teile der Gesellschaft in Richtung Stadthotel los, um dort ein paar Biere zu trinken, mindestens.
    Rune Jansson sagte, er werde später nachkommen, und ging mit Eino Niemi in das Zimmer, das nicht mehr seins war. Er vermied es, sich hinter den Schreibtisch zu setzen, sondern ließ sich auf einem der Besuchersessel nieder. Er machte eine Handbewegung zu Niemi hin und

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