Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
nur einen.«
    »Du bist also die Nummer zwei bei den Kollegen und dazu besonderer Berater des Ministerpräsidenten und jetzt Sonderbeauftragter für das Treffen mit uns?«
    »Ja, so kann man es sagen, eine gute Zusammenfassung«, erwiderte Carl mit zunehmendem Mißtrauen. »Die Frage ist jetzt aber, wer mit uns gemeint ist. Bist du etwas anderes als die Vertreter der Sowjetarmee in ihrer heutigen Gestalt, die ich morgen treffen werde?«
    »Ah! Mein lieber Freund, du denkst genausogut, wie du mordest, was sonst eine ungewöhnliche Kombination in unserem Beruf ist.«
    »Das war kein besonders guter Scherz. Jetzt ist es an mir zu fragen, nun ?«
    Jurij Tschiwartschew begann mit einem langen und komplizierten Vortrag, bei dem Carl schon bald Mühe hatte zu folgen. Er schlug vor, sie sollten ins Englische überwechseln, doch nach einiger Zeit kehrte Jurij Tschiwartschew trotzdem zum Russischen zurück. Was Carl dem schnell geflüsterten Vortrag entnehmen konnte, war ganz einfach die Tatsache, daß die Leute, mit denen er oben beim UVS über U-Boot-Fragen verhandeln sollte, nicht »repräsentativ« seien, daß es mit anderen Worten unterschiedliche militärische Analysen gebe, wenn es darum gehe, was einer fremden Macht gesagt werden sollte und was nicht. Die Männer, die Carl treffen werde, seien Jelzin-Leute, die ohnehin nichts wüßten und überdies nicht sonderlich zuverlässig seien. Ob man nicht also etwas diskreter gewisse parallele Gespräche führen könne?
    Als die Darstellung schließlich mit einer konkreten Frage endete, war Carl gezwungen, so etwas wie eine Antwort zu formulieren. Erstens, sagte er, obwohl er es nicht so ganz ernst meinte, dürfe er sich auf solche Manöver nicht einlassen, ohne erst seinen Chef konsultiert zu haben, genauer, den schwedischen Ministerpräsidenten. Zweitens könne er nicht glauben, daß man von schwedischer Seite darauf verzichten werde, sich eine alternative Expertise anzuhören, falls es eine solche überhaupt gebe. Von schwedischer Seite bestehe ja die Absicht, mit der anderen Seite zu sprechen und sich auf möglichst viele Dinge zu einigen. Und wenn man dabei auf bestimmte interne Schwierigkeiten in Rußland Rücksicht nehmen müsse, sei das eben nicht zu ändern.
    »Gut, sehr gut. Dann warten wir insoweit ab, bis du zu Hause gewesen bist und mit deinem Chef gesprochen hast«, stellte Jurij Tschiwartschew fest. »Aber dann ist da noch etwas!«
    »Was denn?« fragte Carl voller Mißtrauen, da sein Kollege eine Kunstpause gemacht hatte.
    »Wir möchten eine bestimmte Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Nachrichtendienstes konkretisieren. Was hältst du davon, mein junger Admiral?«
    »Davon halte ich gar nichts«, entgegnete Carl kurz. »Primakow soll später im Frühjahr nach Stockholm kommen und mit uns über diese Dinge diskutieren. Soviel ich weiß, wird unsere Antwort so aussehen, daß wir uns eine Zusammenarbeit auf der nachrichtendienstlichen Seite nicht vorstellen können. Unsere jetzige Regierung ist in diesem Punkt gelinde gesagt fest entschlossen. Polizeiliche Zusammenarbeit ist eine andere Sache.«
    »Primakow!« schnaubte Jurij Tschiwartschew mit deutlich sichtbarer Verachtung. »Primakow ist ein Apparatschik, der so etwas wie ein ziviler Tschekistenchef geworden ist. Ich spreche nicht von diesen Amateuren, ich spreche von uns!«
    »Und uns«, sagte Carl leise, » uns , das bedeutet das, was du einmal gewesen bist und immer noch bist.«
    »Ja, selbstverständlich.«
    »Das ist ein anrüchiger Vorschlag. Ich hoffe, du siehst das ein. Weiß der Teufel, ob du nicht gerade versuchst, mich anzuwerben. Bestimmte Juristen könnten es so sehen.«
    »Es könnte sich als praktisch erweisen.«
    »Selbstredend, es könnte sogar sehr praktisch sein. Aber politisch wäre es das reine Gift.«
    »Diese verfluchten Politiker bringen uns immer nur in Schwierigkeiten. Im Augenblick bereiten sie uns gewaltige Unannehmlichkeiten«, brummelte Jurij Tschiwartschew übellaunig.
    »Willkommen in der Demokratie«, lachte Carl. »So ist das mit der Demokratie. Leute wie du und ich dürfen sich nicht auf eigene Faust um die Sicherheit der Nation kümmern. Über uns stehen Politiker.«
    »Sehr unpraktisch, außerdem kompliziert und gefährlich.«
    »Das kann man nicht ganz leugnen, aber das ist nun mal unser System. Und unter uns gesagt bin ich Anhänger dieses Systems.«
    »Doch nicht immer und unter allen Umständen, will ich hoffen?« rief Jurij Tschiwartschew erschrocken aus.
    »Nein,

Weitere Kostenlose Bücher